Kommentar zu Russland-Ukraine-Krise: Übergangene Völker
Dem früheren Berater Helmut Kohls, Horst Teltschik, ist zu danken. Für alle, die den Aufruf „Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen“, der auf seine Initiative hin entstand und unterzeichnet von 60 prominenten Unterstützern am vergangenen Freitag veröffentlicht wurde, nicht zur Kenntnis nehmen konnten, hat Teltschik eine Kurzfassung nachgeliefert. Sie ist eine auf ihren perfiden Kern komprimierte Kritik an der Russland-Politik der Bundesregierung, namentlich der Angela Merkels.
Sie muss ihm ein Angebot machen, fordert Teltschik, und er meint, die Bundeskanzlerin müsse dem russischen Präsidenten einen Vorschlag machen, wie man aus dem Schlamassel in der Ukraine wieder herauskommen könne. Nach Teltschiks Vorstellung soll darüber bilateral, also zwischen Deutschland und Russland oder zwischen der Europäischen Union respektive der Nato und Russland entschieden werden. Eine exzellente Idee. Sie führt uns geradewegs zurück in jene herrliche Vergangenheit, in der Moskau und Berlin sich bilateral über die bedauerlicherweise zwischen sie geratenen Gebiete verständigten.
Als Ukrainer, auch als Weißrusse, Pole oder Balte bleibt einem nur Sarkasmus. Für deutsche Leser Teltschiks hilft vielleicht der Hinweis, dass das gemeinsame Wirken von Russen und Deutschen in der Vergangenheit dieser übergangenen Völker bereits die blutigste aller Spuren hinterlassen hat.