Kommentar zum Iran-Konflikt: Trump lässt sich von fatalen Fehleinschätzungen leiten

Berlin - Kann man Donald Trump auch einmal loben? Immerhin hat der US-Präsident einen Militärschlag gegen den Iran abgebrochen, den die Falken in seinem Umfeld betrieben hatten. Wahrscheinlich wurde damit das Leben von Hunderten Menschen gerettet und ein furchtbarer Flächenbrand im Nahen Osten verhindert – fürs erste.

Trump lässt sich von Fehleinschätzungen und Zufälligkeiten leiten

Als Friedensfürst taugt Trump trotzdem nicht. Schließlich war er es, der mit der grundlosen Aufkündigung des Atomabkommens dem finsteren Mullah-Regime einen Vorwand geliefert hat, seine terroristischen Aktivitäten in der Region noch auszubauen. Der Präsident hat die Büchse der Pandora geöffnet, ohne eine Strategie zu haben. 

Er glaubt ganz einfach, mit maximalem Druck einen „Deal“ erreichen zu können, der seinen Ruhm als Knallhart-Verhandler mehrt. Doch nicht nur wächst gleichzeitig jeden Tag in der Region die Gefahr eines Krieges aus Versehen. Auch lässt sich Trump von fatalen Fehleinschätzungen und Zufälligkeiten leiten.

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Niemand weiß, welche Position Trump als nächstes einnimmt

So glaubt der US-Präsident offenbar, im Iran sein nordkoreanisches Zuckerbrot-und-Peitsche-Spiel wiederholen zu können. Doch schon im absolutistisch regierten Nordkorea hat der Narzisst außer Schmeicheleien nichts erreicht. Im vielfach komplexeren Iran stärkt er nur die Hardliner. Wenn er Teheran nun eine Wirtschaftsblüte als Gegenleistung für den Verzicht auf den Atombombenbau in Aussicht stellt, beschreibt er genau den Atom-Deal von 2015, den er selber zerstört hat.

Niemand weiß, welche Position er als nächstes einnehmen wird. Am Donnerstag hörte Trump auf den Fox-Moderator Tucker Carlson, der einen Militärschlag als „Wahnsinn“ bezeichnet hatte. Eine Stunde später drohte dessen Kollege Sean Hannity, Trump werde dem Iran notfalls „die Seele aus dem Leib bomben“. Der Mann könnte sein nächster Ratgeber sein.