Das Parlament im Krisenland Sri Lanka hat den bisherigen geschäftsführenden Präsidenten Ranil Wickremesinghe zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Er habe die Stimmen von 134 der insgesamt 225 Abgeordneten erhalten, sagte Parlamentsgeneralsekretär Dhammika Dissanayake am Mittwoch in Colombo.
Zwei Abgeordnete hätten sich enthalten, vier Stimmen seien ungültig gewesen. Wickremesinghe rief nach seiner Wahl auch die Opposition dazu auf, gemeinsam eine Strategie zu finden, um die Wünsche der Menschen zu erfüllen.
Wickremesinghe ist einer der erfahrensten Politiker seines Landes. Der 73-Jährige begann 1977 seine politische Laufbahn im Parlament und war insgesamt sechs Mal Premierminister. Er ist ausgebildeter Jurist und stammt aus einer Politikerfamilie.
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Vergangene Woche wurde er zum geschäftsführenden Präsidenten ernannt, nachdem sich sein Vorgänger Gotabaya Rajapaksa inmitten von massiven Protesten mit seiner Frau in einer Militärmaschine ins Ausland abgesetzt hatte.

Auch Proteste gegen Wickremesinghe angekündigt
Bei Demonstranten ist Wickremesinghe unbeliebt, weil sie ihn als einen Verbündeten von Rajapaksa halten. Sie haben angekündet, weiter gegen ihn zu protestieren. Allerdings wies das Höchste Gericht Protestierende am Mittwoch an, sich mindestens 50 Meter vom Büro des Präsidenten zu entfernen - also von dort, wo sie seit Wochen protestieren und Zelte aufgestellt haben. Die Polizei informierte davor das Gericht, dass die Protestierenden Sachbeschädigung verursachten - auch an historischen Statuen beim Büro.
Wickremesinghe gewann die Präsidentschaftswahl gegen einen moderaten Vertreter, der mit der Opposition zusammenarbeiten wollte.
Der Inselstaat südlich von Indien mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnern erlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Die Regierung hat daher unter anderem den Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie Intien, China, Russland und andere Länder um Hilfe gebeten. Im Land mangelt es an Treibstoff, Gas zum Kochen, Medikamenten und Lebensmitteln. Dem stark verschuldeten Land fehlt das Geld, um wichtige Güter zu importieren.
Auch die hohe Inflation und stundenlange Stromausfälle sorgen für großen Unmut. Die Gründe für die Krise sind vielfältig - darunter Misswirtschaft und Korruption, aber auch die Folgen der Corona-Pandemie, die vor allem den wichtigen Tourismus-Sektor hart getroffen haben. Wegen der Krise protestieren seit Wochen viele Menschen gegen die politische Führung.