Malaysia: Möchtegern-Sultan löst Staatskrise aus
Erst fürchteten Malaysias Behörden, ein Truppe islamischer Extremisten habe das Dörfchen Lahad Datu in der östlichen Provinz Sabah besetzt und umzingelte die 180 Bewaffneten. Als die sich als Angehörige der bisher unbekannten „Königlichen Armee von Sulu“ identifizierten, treu ergeben einem gewissen Jamalul Kiram III., amüsierte sich so mancher Beobachter in Malaysia und auf den Philippinen. Schließlich gründete der selbsternannte Sultan seinen Anspruch auf einen undurchsichtigen Vertrag mit der britischen North Borneo Company aus dem 17. Jahrhundert.
Doch der Affäre droht ein ernstes Ende. Benigno Aquino, Präsident der Philippinen, warnte den Möchtegern-Sultan und seine Mannen, dass die Geduld überstrapaziert worden sei. Eine friedliche Lösung sei in aller Interesse, der Regierungschef empfahl die Niederlegung der Waffen. Denn es ist unklar, wie lange die malaysischen Nachbarn noch stillhalten. Schließlich steht das Land kurz vor Neuwahlen und die seit 12. Februar andauernde bizarre, aber bewaffnete Aktion widerspricht allen Instinkten des autoritär regierenden Präsidenten Najib Razak. Malaysias Streitkräfte haben das besetzte Dorf umstellt und abgeriegelt. Ein Kriegsschiff der philippinischen Marine kreuzt vor Lahad Datu und soll die „Königliche Armee“ fortbringen, sobald sie die Waffen niederlegt.
Präsident fürchtet Nachahmer
Jamalul Kiram III. wiederum verkündet aus seiner Residenz auf der Insel Sulu, seine Mannen hätten sich nichts Kriminelles zuschulden kommen lassen. Er kann sich immerhin auf den schlecht beleumundeten philippinischen Ex-Diktator Ferdinand Marcos berufen. Der stellte einst eine geheime Armee islamischer Soldaten auf, um Sabah zu erobern. Sein Pech: Die Soldaten meuterten, bildeten stattdessen eine islamische Befreiungsfront und kämpften fortan für Mindanaos Unabhängigkeit von den Philippinen.
Präsident Aquino fürchtet nun, dass Kiram und mögliche Nachahmer mit ihrem operettenhaft Anspruch auf die philippinische Sulu-Region und das malaysische Sabah das Friedensabkommen mit islamischen Rebellen in Mindanao torpedieren könnten, das die Bildung einer autonomen Region vorsieht – und alle Ansprüche althergebrachter Sultanclans unbeachtet lässt.
Außerdem gibt es neben Kiram III. mindestens zwei weitere Anwärter auf den Titel des Clanchefs und daraus folgend auf die Sabah-Region. Zum anderen bleibt jener Operettenkönig unvergessen, der vor ein paar Jahren mit allem Pomp monatelang im Hyatt-Hotel von Kota Kinabalu auf Sabah logierte – und Dutzende Investoren um ihre Geld brachte, die auf seinen adeligen Glanz hereinfielen.