Matthias Platzeck gibt Vorsitz im Deutsch-Russischen Forum auf

Der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg hat sich immer für den Dialog mit Russland ausgesprochen. Nun spricht er von eigenen Fehleinschätzungen.

Ministerpräsident a. D. Matthias Platzeck war von 2014 bis März 2022 ehrenamtlicher Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums.
Ministerpräsident a. D. Matthias Platzeck war von 2014 bis März 2022 ehrenamtlicher Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums.Imago Images

Berlin-Dieser ganz persönliche Schritt des früheren Brandenburger Ministerpräsidenten sagt fast alles über den aktuellen Stand der deutschen Beziehungen zu Putins Russland: Matthias Platzeck gibt sein Amt als ehrenamtlicher Chef des Deutsch-Russischen Forums auf.

Der Schritt ist überaus bezeichnend, denn der 68-Jährige ist kein politischer Polterer oder Hardliner, kein Mann der Maximalforderungen oder Konfrontationen, erst recht kein Mann der schnellen 180-Grad-Meinungswechsel. Platzeck gilt als kühler Kopf, als guter Kommunikator und Vermittler zwischen verstrittenen Seiten. Seit seinem Ausstieg als Ministerpräsident 2013 ist er begehrt als Schlichter bei Tarifstreits.

Er galt als großer „Putin-Versteher“

Seit 2014 leitete er das Forum. Ein Verein, der den Dialog beider Seiten mit Jugendaustausch und Städtepartnerkonferenzen fördert. In seiner Rücktrittserklärung begründet er sein Engagement so: „Geleitet hat mich die Überzeugung, dass enge Vernetzung das Verständnis füreinander fördert, Vertrauen erzeugt und den Frieden sicherer macht.“ Deshalb habe er für mehr Verständnis für die russische Sicht und dortige Sicherheitsbedürfnisse geworben.

Der Begriff „Putin-Versteher“ wurde einst quasi für Platzeck erfunden, weil der gebürtige Potsdamer immer wieder dazu aufrief, den Dialog nicht zu beenden und das Volk nicht mit seinem Präsidenten gleichzusetzen.

Nun dieser Bruch. Dazu erklärt Platzeck: „Den Völkerrechts- und Kulturbruch, den der russische Präsident mit dem Überfall auf das Nachbarland, auf die Ukraine, befohlen hat, habe ich nicht für möglich gehalten. Unzählige Menschen müssen jetzt leiden, die Welt ist noch gefährlicher geworden als vorher.“

Er spricht von persönlichen Fehleinschätzungen, für die er Verantwortung übernehme. „Ich hätte es klarer sehen können, klarer sehen müssen.“

Einen Tag vor seiner Rücktrittserklärung hatte er in einem Interview mit der taz noch seine Arbeit und die des Forums verteidigt. Aber auch gesagt, dass er und einige Mitstreiter nun das „Gefühl der Sinnlosigkeit“ ihres Handelns hätten.