Meine Reise zur Handball-WM nach Polen: Nie wieder Elektroauto!

Anton V. ist mit einem Tesla-Mietwagen von Hannover zur Handball-WM nach Polen gefahren, um die deutsche Mannschaft zu unterstützen. Seine Bilanz ist vernichtend.

Eine Reise mit einem Tesla-Elektrowagen muss man anders planen. 
Eine Reise mit einem Tesla-Elektrowagen muss man anders planen. Friedrich Bungert/imago

Ab 2035 dürfen in der EU nur noch emissionsfreie Elektroautos verkauft werden. Doch bis dahin müssen offensichtlich noch viele Probleme gelöst werden, damit die Elektroautos nicht nur für die Stadt, sondern auch für längere Strecken geeignet sind.

Anton V. (28), Leser der Berliner Zeitung, ist kürzlich gegen den eigenen Willen mit solch einem Elektrowagen von Tesla von Hannover nach Kattowitz (Katowice) und Krakau (Krakow) gefahren, um die deutsche Mannschaft bei der Handball-WM zu unterstützen. Die Entfernung von Hannover bis Kattowitz: rund 800 Kilometer.

Die Spiele in Polen hat er genossen, die Fahrt mit dem Tesla wurde für ihn und seinen Kumpel dagegen zu einem Albtraum.

Hier seine Erzählung:

Am vorletzten Donnerstag sind ich und mein Kumpel, beide leidenschaftliche Handballfans, am frühen Morgen zur Handball-WM in Polen aufgebrochen. Als Erstes mussten wir ein Mietauto abholen. Mit der Deutschen Bahn zu fahren, war für uns keine Option, denn wir wollten mehrere Spiele besuchen und mussten zwischen Kattowitz und Krakau pendeln. Unser erstes Ziel am Donnerstag war das Spiel Katar gegen Niederlande um 15.30 Uhr in Kattowitz. Eine Verspätung war nicht Teil unserer Pläne.

Mit einem Verbrenner musst du dir darüber keine Gedanken machen

Umso größer war meine Enttäuschung, als die Mietwagenfirma uns den VW-Verbrenner, den wir im Voraus gebucht hatten, nicht zur Verfügung stellen konnte: Der Wagen hatte kein vernünftiges Winterreifenprofil. Als Alternative wurde uns ein Tesla Model Y angeboten, weswegen ich sofort ein schlechtes Gefühl hatte. Mit einem E-Auto knapp 800 Kilometer hin und genauso viel zurück, soll das ein Witz sein? Ich hatte zudem Gerüchte gehört, dass im Winter die Batteriekapazitäten nicht so ausreichen wie im Sommer. Der Manager versicherte aber, dass alles bestens verlaufen werde, und stellte kostenloses Laden an Tesla-Ladestationen als Vorteil in den Vordergrund. Am Ende hatten wir keine andere Wahl, denn wir wollten endlich los.

Wir mussten unsere Route jetzt anders planen, denn mit einem E-Auto hast du logischerweise nur wenige Möglichkeiten zum Laden. Mit einem Verbrenner musst du dir darüber keine Gedanken machen: Du tankst an der nächsten Tankstelle und fährst weiter. Mit dem Tesla mussten wir aber im Voraus Zeit fürs Laden einplanen und über die Strecke verteilen. Dabei hat uns zumindest die Routen-Funktion geholfen und alle Tesla-Tankstellen auf der Karte aufgezeigt.

Ein Tesla Model Y an einer Ladestation.
Ein Tesla Model Y an einer Ladestation.Anton V.

Der Tesla musste schon nach 250 Kilometern aufgeladen werden

Die Reise ging nun los. Nach einer Weile stellte sich aber heraus, dass das Auto, das laut dem deutschen Konfigurator knapp 520 Kilometer mit einer voll geladenen Batterie schafft, bei unserer Geschwindigkeit zwischen 120 und 130 km/h schon nach 250 Kilometern Fahrt bei nur zehn Prozent war und aufgeladen werden musste. Klar, im Winter brauchst du ein bisschen Heizung. Der Abstand im Endeffekt ist trotzdem erschreckend.

Zum ersten Mal mussten wir auf der A14 zwischen Magdeburg und Leipzig an solch einer Tesla-Station „tanken“. Es war zwar wie versprochen kostenlos, hat aber knapp 50 Minuten gedauert. Wir saßen im warmen Auto, also war es in Ordnung. Als wir zum zweiten Mal bei Dresden tanken mussten, hat die lange Ladezeit schon etwas genervt. Denn wir waren nur ungefähr fünf Stunden unterwegs und anderthalb davon mussten wir laden. Das Ziel, das Spiel um 15.30 Uhr zu erreichen, wurde immer nebliger. Am Ende waren wir fast elf Stunden unterwegs und haben davon fast zweieinhalb Stunden nur geladen. Das Spiel um 15.30 Uhr haben wir verpasst. Mit dem Verbrenner hätten wir die Reise mit einer kurzen Pause sicher in achteinhalb Stunden geschafft.

Ab sofort konnten wir nicht mehr an Tesla-Stationen laden

Das war aber nur der Anfang unseres Tesla-Abenteuers. Nachdem wir das Fahrzeug beim ersten Mal in Polen noch locker geladen haben, kam eine Fehlermeldung im Dashboard, die von uns die Hinterlegung einer Zahlungsmethode in der Tesla-App forderte. Nur der Eigentümer des Autos darf aber die Tesla-App nutzen, also haben wir versucht, die Mietwagenfirma, den eigentlichen Eigentümer, zu erreichen. Die Firma konnte uns aber nicht weiterhelfen. Das bedeutete für uns: Wir konnten ab sofort nicht mehr zu den Tesla-Ladestationen, sondern mussten zu den allgemeinen, die Geld und wegen einer schlechteren Power auch mehr Zeit kosten. Statt 50 Minuten mussten wir auf einmal über anderthalb Stunden lang die Batterie laden. Das hat mein Bewusstsein dafür noch mal geschärft, dass dieses Fahrzeug nichts für Langstrecken ist. Du verlierst einfach zu viel Zeit, die du nicht hast.

Dazu kommen noch Probleme bei den Assistenzsystemen, die dermaßen unausgereift sind, dass das Fahrzeug auf der Autobahn einfach automatisch bremst, obwohl vorher kein anderes Auto zu erkennen war. Bei einer Geschwindigkeit von 120 km/h ist das extrem gefährlich. Bei den anderen deutschen und asiatischen Marken mit E-Autos im Angebot, die wir gefahren sind, funktionieren diese Systeme deutlich besser.

Das absolute Highlight: Die Heizung ging nicht mehr

Auf dem Rückweg mussten wir also drei große Stopps machen, um jedes Mal anderthalb Stunden lang an einer Nicht-Tesla-Station zu laden. Das absolute Highlight war eine weitere Fehlermeldung im Dashboard kurz nach der letzten Ladung bei Halle: „Klimaanlage, bitte warten“. Die Heizung hat ab sofort also nicht mehr funktioniert – keine schöne Erfahrung bei -2 Grad. Wir mussten alle warmen Sachen anziehen, die wir hatten.

Das Display zeigt die Kapazität der Akkus an.
Das Display zeigt die Kapazität der Akkus an.MiS/imago

Ich frage mich: Wie ist das bei einem Wagen möglich, der gerade mal 5000 Kilometer Laufleistung hat? Bei einem Verbrenner hätten wir sicher weiter heizen können. Als wir den Anbieter mit all diesen Fragen konfrontierten, schob dieser jegliche Schuld von sich und verwies uns an den Hersteller.

Mein Fazit: Ein E-Auto mag gut für die Leute sein, die nur in der Stadt unterwegs sind oder zu Hause eine eigene Ladesäule haben. Für längere Strecken, besonders im Winter, ist ein E-Auto für mich ab sofort ein absolutes No-Go. Mit Diesel-, aber auch normalen Benzinmotoren kann solch ein Fahrzeug überhaupt nicht mithalten. Neben dem zeitlichen Aufwand stört auch der finanzielle: Knapp 50 Euro pro Lade-Session mussten wir ausgeben, die wiederum nur für 250 Kilometer ausgereicht hat. Mit dem Sprit komme ich doppelt so weit. Diese Voraussetzungen lassen es für mich als Autofahrer überhaupt nicht sinnvoll erscheinen, ein solches Fahrzeug zu fahren, sondern ich werde auf Verbrenner setzen, solange es nur möglich ist.  

Haben Sie Feedback? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de


Empfehlungen aus dem Ticketshop: