Merkel-Nachfolge: Mehrheit der Deutschen spricht sich für Annegret Kramp-Karrenbauer aus
Hamburg - Das Ende einer Ära und ein Neubeginn: An diesem Freitag will die CDU auf einem Bundesparteitag in Hamburg ihren neuen Vorsitzenden oder ihre neue Vorsitzende wählen - nach mehr als 18 Jahren Angela Merkel an der Spitze. Zur Wahl stehen Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, wobei letzterer als chancenlos gilt. Auf dem Parteitag können aber auch noch weitere Kandidaten vorgeschlagen werden.
Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer bleibt dabei die Favoritin der CDU-Anhänger. 47 Prozent von ihnen sind der Ansicht, Kramp-Karrenbauer sollte neue CDU-Vorsitzende werden (plus 1 Prozentpunkt im Vergleich zum Vormonat). 37 Prozent plädieren für den früheren Unionsfraktionschef Friedrich Merz (plus sechs), zwölf Prozent sprechen sich für Spahn aus (unverändert).
Auf alle Wahlberechtigte gesehen fallen die Präferenzen ähnlich aus: Ähnlich wie im Vormonat sprechen sich im aktuellen Deutschlandtrend 45 Prozent der Befragten für Kramp-Karrenbauer aus, 30 Prozent für Merz und zehn Prozent für Spahn.
Merkel bleibt weiter Kanzlerin
Merkel wird zwar den CDU-Vorsitz abgeben, aber weiter Kanzlerin bleiben. Auch die Mehrheit der Deutschen möchte das: Aktuell sprechen sich 57 Prozent der Befragten dafür aus, dass Merkel die vollen drei Jahre bis zur nächsten Bundestagswahl im Amt bleiben soll. Das ist ein Prozentpunkt mehr als im November. 39 Prozent sind hingegen der Ansicht, dass Merkel vorzeitig als Kanzlerin Platz machen sollte (minus 2).
Kurz vor dem Wechsel an der CDU-Spitze hat die Union in der Wählergunst deutlich zugelegt. Im neuen ARD-Deutschlandtrend gewinnt die Union von CDU und CSU vier Prozentpunkte hinzu und kommt auf 30 Prozent.
Die Grünen verlieren im Vergleich zur letzten Umfrage Mitte November drei Punkte und landen bei 20 Prozent. SPD und AfD bleiben stabil bei jeweils 14 Prozent. Die FDP (unverändert) und die Linke (minus eins) kommen auf jeweils acht Prozent. Für die Sonntagsfrage im Auftrag der ARD-„Tagesthemen“ hat Infratest dimap von Montag bis Mittwoch dieser Woche 1502 Wahlberechtigte befragt.
Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet
Die CDU-Delegierten entscheiden heute erstmals seit 1971 bei der Wahl ihres Vorsitzenden zwischen mehreren Kandidaten. Viele in der Union erwarten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Merz und Kramp-Karrenbauer, möglicherweise eine Stichwahl. Fraktionschef Ralph Brinkhaus erklärte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, er könne keinen klaren Favoriten ausmachen. «Es wird ein ganz knappes Rennen. Es wird mitentscheidend sein, wer die Gunst der Stunde auf dem Parteitag am besten für sich nutzen kann. Die letzten Meter in dem Rennen werden entscheiden.»
SPD-Chefin Andrea Nahles zeigte sich zuversichtlich, dass die Bundesregierung aus SPD und Union ungeachtet der Wahl einer neuen CDU-Führung nicht in eine weitere Krise rutschen wird. In den vergangenen Wochen sei die Stimmung in der großen Koalition gut gewesen, nach ihrem Eindruck hätten sich alle sehr um eine konstruktive Zusammenarbeit bemüht, sagte Nahles am Donnerstagabend in Bremen.
Stimmung hat sich verschärft
Die Stimmung zwischen den beiden Top-Kandidaten hatte sich kurz vor dem Parteitag spürbar verschärft. Indem Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble eine direkte Wahlempfehlung für seinen Vertrauten Merz abgegeben hat, habe er «den Damm gebrochen», kommentierte Peter Altmaier. Der als Merkel-Unterstützer bekannte Wirtschaftsminister outete sich am Donnerstag denn auch selbst als Fan von Kramp-Karrenbauer. (rnd, dpa)