Meuthens Abgang könnte der AfD den Weg in Richtung Verbot weisen

Auch Jörg Meuthen, der langjährigste Chef der Partei, verlor den innerparteilichen Machtkampf gegen die radikalen Kräfte.

Jörg Meuthen (r.) ist aus der AfD ausgetreten. Nun dominieren Anhänger von Björn Höcke (l.) die Partei. Sie haben auch die Unterstützung von Alexander Gauland (M.).
Jörg Meuthen (r.) ist aus der AfD ausgetreten. Nun dominieren Anhänger von Björn Höcke (l.) die Partei. Sie haben auch die Unterstützung von Alexander Gauland (M.).AFP

Berlin-Das absehbare Ende einer politischen Karriere wurde am Freitagmittag bekannt: AfD-Chef Jörg Meuthen verlässt diese Partei, die bislang zwischen einer rechtskonservativen und rechtsextremistischen Ausrichtung schwankte. Damit geht der 60-Jährige den Weg jener bekannten Leute, die vor ihm die Partei führten: Bernd Lucke, der Parteigründer, der von Frauke Petry gestürzt wurde, weil sie die Partei weiter nach rechts führen wollte, die wiederum von Meuthen gestürzt wurde, der die Partei weiter nach rechts führte.

Nun ist auch er selbst weg und sagt, dass das Herz seiner Partei „sehr weit rechts“ schlage. Das ist eine Untertreibung. Denn mit diesem Rückzug hat Meuthens etwas gemäßigteres Lager den seit vielen Monaten tobenden innerparteilichen Richtungskampf gegen die radikalen Kräfte verloren.

Das Höcke-Lager hat gewonnen

Meuthen führte die Partei seit 2015 und war damit ihr bislang ausdauerndster Chef. Er selbst verstand sich als innerparteiliches Bollwerk der rechtskonservativ-bürgerlichen Strömung gegen rechtsradikale oder extremistische Kräfte um Björn Höcke und Andreas Kalbitz, die einst den „Flügel“ anführten. Diese innerparteiliche Gruppierung wurde offiziell als rechtsextrem eingestuft und löste sich nur deshalb formell schnell mal selbst auf, um damit ein Verbot der gesamten Partei zu verhindern.

Der Ex-„Flügel“ repräsentierte bislang mindestens 40 Prozent der Mitglieder, nun dürfte der Einfluss deutlich steigen. Das Meuthen-Lager sah die Zukunft der Partei in einer potenziellen Bündnisfähigkeit mit rechten Kräften in der CDU, etwa mit Leuten wie dem Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen. Dieses Lager hoffte auch auf einen Rechtsruck unter Friedrich Merz als CDU-Chef. Höcke und sein radikales Lager setzt hingegen auf Fundamentalopposition.

Nun bleibt Tino Chrupalla als zweiter Parteichef, der die Unterstützung des Ex-„Flügels“ hat. Egal, ob er Parteichef bleibt oder Höcke nun erstmals selbst zur Macht greift – für die Wähler ist nun eindeutig, dass sich die Partei für den radikalen Weg entschieden hat.

Unklar ist allerdings, ob sich die rechtskonservativen Kräfte, die eher im Westen dominieren, nun abspalten. Dann würden die radikalen Kräfte, die vor allem im Osten dominieren, die AfD dort zu einer lauten und radikalen Splitterpartei machen – und damit das Verbot riskieren.