Morawiecki über Deutschland: „Nicht so großzügig, wie sie hätten sein sollen“

Der polnische Staatschef forderte erneut „mehr Waffen, mehr Munition und mehr Geld“ – und machte Deutschland schwere Vorwürfe. 

Mateusz Morawiecki
Mateusz Morawieckiimago/ZUMA Wire

Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat am Rande eines EU-Gipfels der Staats- und Regierungschefs in Brüssel am Freitag mangelnde deutsche Führung beklagt. Im Interview mit dem Portal Politico sagte Morawiecki zudem, die Bundesrepublik solle „mehr Waffen, mehr Munition und mehr Geld an die Ukraine schicken, weil sie das mit Abstand reichste und größte Land ist“.

„Sie (die Deutschen, Anm. d. Red.)  waren nicht so großzügig, wie sie hätten sein sollen“, so der polnische Ministerpräsident. Morawiecki machte auch konkrete Vorschläge, die er auch bereit war, wieder zu verwerfen: So sollten die Nato-Verbündeten ihr Ausgabenziel für Militärinvestitionen auf drei Prozent der Wirtschaftsleistung hochschrauben. Zudem sollte die EU prüfen, ob sie neue Schulden aufnehmen könne, um die Verteidigungsausgaben zu erhöhen. Überdies sollen gemäß dem Wunsch Morawieckis die Staaten zusehends dafür sorgen, dass eingefrorene russische Vermögenswerte für die Kriegsanstrengungen verwendet werden.

Polnischer Staatschef: Deutschland hat „dramatischen Fehler“ begangen

Der polnische Staatschef, in dessen Land in diesem Jahr Wahlen anstehen, kritisierte zudem erneut die Energiepolitik Deutschlands der vergangenen Jahre. Die Einfuhr russischen Gases habe Europa auf einen gefährlichen Weg geführt. Deutschland habe einen „dramatischen Fehler“ begangen. Darüber habe er auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz gesprochen. 

Außerdem ging der Ministerpräsident auf die Beziehungen seines Landes zu Ungarn ein. Morawiecki sagte gegenüber Politico, „in all jenen Aspekten in Bezug auf die Ukraine und Russland“ wären Ungarn und Polen uneins. In allen anderen Punkten seien sie „gleichgesinnte Länder“. 

Morawiecki hielt in der vergangenen Woche auch eine Rede in Heidelberg. Dort legte er seine „Vision von Europa“ dar und rief dazu auf, die Nationalstaaten zu fördern und die Zuständigkeiten der EU zu verringern.