Mit Studie und kostenlosen Corona-Tests gegen Kita-Schließung

Familienministerin Franziska Giffey (SPD) will zweiten Lockdown unbedingt verhindern.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) auf der Pressekonferenz. 
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) auf der Pressekonferenz. Wolfgang Kumm/dpa

Die Familienministerin Franziska Giffey (SPD) beruft einen „Corona-Kita-Rat“ ein. Mitglieder des Rats sollen Vertreter aller politischen Ebenen sowie Gewerkschafts- und Elternvertreter sein. Der Rat soll künftig einmal im Monat tagen und aktuelle Erkenntnisse besprechen. Die erste Sitzung des neuen Gremiums ist für den 31.August anberaumt. 

Damit sich Eltern sich während der Pandemie auf die Betreuung ihrer Kinder verlassen können, will Giffey komplette Schließungen wie im März nur noch als allerletztes Mittel in Betracht ziehen. „Wir müssen alles tun, um einen zweiten Lockdown zu verhindern“, sagte sie. Zu den Leitlinien gehören unter anderem häufiges Lüften und feste Gruppen der Kinder. Auch die Fachkräfte sollten nach Möglichkeit nicht wechseln. Außerdem betonte Giffey noch einmal, dass keine kranken, beispielsweise fiebernden Kinder in die Kitas kommen sollen. Das bedeute aber nicht, dass „jede Schnupfnase“ zu Hause bleiben müsse.

Neben den Bedürfnissen der Eltern hat Giffey auch die des Kita-Personals in den Fokus gerückt. So empfiehlt sie – anordnen kann sie es nicht, da Kitas in den Zuständigkeitsbereich der Länder fallen – dass das Kita-Personal ebenso wie Lehrkräfte kostenlos auf Corona getestet werden. Das soll auch möglich sein, wenn die Erzieherinnen symptomfrei sind. Dies soll ermöglichen, Infektionsketten zügig nachzuvollziehen.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Keine Eltern in die Gruppenräume

Während Schüler je nach Altersstufe Masken tragen müssen, hält die Ministerin eine Maskenpflicht für Kita-Kinder nicht für praktikabel. Für Erzieherinnen soll die Maske nur Pflicht sein, wenn sie mit anderen Erwachsenen, beispielsweise mit Eltern, in Kontakt kommen. Der Zugang für externe Personen soll in den Kitas eingeschränkt werden, auch sollen Eltern ihre Kinder lieber an der Tür abgeben, statt sie bis in den Gruppenraum zu begleiten. Sommerfeste und derlei Veranstaltungen mit vielen Menschen sind gänzlich ausgeschlossen. 

Für den Hygieneschutz nötige bauliche Veränderungen sollen durch ein Investitionsprogramm des Bundes ermöglicht werden. Eine Milliarde Euro spendiert der Bund für Kitas, um in den kommenden zwei Jahren einerseits weitere Betreuungsplätze zu schaffen und andererseits hygienekonforme Außenspielanalagen, Anbauten oder Eingänge sowie Wlan einzurichten. Für Berlin sind davon 48,8 Millionen Euro vorgesehen.

Kitas zur Teilnahme am Kita-Register aufgerufen

Wissenschaftlich begleitet wird der Neustart des Regelbetriebs vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) sowie vom Robert-Koch-Institut. Die Studie soll Erkenntnisse über die Rolle von Kindern im Infektionsgeschehen bringen. Dazu geht am Dienstag ein sogenanntes Kita-Register online, an dem sich alle Kinderbetreuungseinrichtungen Deutschlands beteiligen können. Wöchentlich sollen sie freiwillig Zahlen zum Personalstand, Infektionen und Kapazitäten liefern. 5000 Kitas haben sich bisher registriert. „Wir hoffen auf eine hohe Beteiligung, die uns einen guten Überblick über die bundesweite Situation verschafft“, sagte Professor Thomas Rauschenbach, Leiter des DJI.

Einmal im Monat wollen die Wissenschaftler einen Zwischenbericht liefern, um neueste Erkenntnisse daraus zu ziehen. Um jedoch valide Ergebnisse zu erhalten, müssten sich Rauschenbach zufolge pro Bundesland zehn Prozent aller Kitas registrieren, bei großen Bundesländern würden auch fünf Prozent reichen. Die Daten des Registers nennt Rauschenbach „das Herzstück“ der laufenden Corona-Kita-Studie. Denn daraus ließen sich neue Erkenntnisse zum Infektionsgeschehen ablesen.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt die Studie und ruft die Kitas zur regen Teilnahme auf. „Auch wenn die Studie sicher erstmal ein wenig Arbeit macht, bin ich sicher, dass die Ergebnisse helfen werden, die Situation in den Kitas zu verbessern und Probleme sichtbar zu machen. Auf die wissenschaftlichen Ergebnisse muss die Politik reagieren!“, sagt die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. In den „Corona-Kita-Rat“ will sich die GEW ebenfalls mit ihrer Expertise einbringen.