Mord an Walter Lübcke: Familie erwartet umfassende Aufklärung der Tat

Gut ein Jahr nach dem gewaltsamen Tod des Kasseler Regierungspräsidenten hat der Prozess begonnen. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremistischen Motiv für die Tat aus.

Frankfurt am Main-Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat in Frankfurt der Prozess um den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke begonnen. 

Der Eingang zum Oberlandesgericht in Frankfurt.
Der Eingang zum Oberlandesgericht in Frankfurt.dpa/Boris Roessler

Als mutmaßlicher Haupttäter ist der 46 Jahre alte Stephan E. angeklagt. Er soll den CDU-Politiker Lübcke in der Nacht vom 1. auf den 2. Juni 2019 auf der Terrasse von dessen Wohnhaus in Nordhessen mit einem Kopfschuss getötet haben. Mit auf der Anklagebank sitzt der 44 Jahre alte Markus H. wegen Beihilfe zum Mord. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremistischen Motiv für die Tat aus.

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Familie erwartet umfassende Aufklärung der Tat

Die Familie des ermordeten Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke erwartet laut afp eine umfassende Aufklärung der Tat. Die Nebenklage wolle „alle Umstände zur Mordtat erfahren“, sagte Holger Matt, der Anwalt der Familie, vor Prozessbeginn am Dienstag am Oberlandesgericht in Frankfurt am Main. Dazu zählten Planung und Durchführung der Tat, Täter und Mitwisser sowie Motive.

„Wir werden mit allen Möglichkeiten, die uns als Nebenkläger zur Verfügung stehen, unseren Beitrag leisten an der Aufklärung des Verbrechens“, sagte Matt. „Nach meiner Überzeugung handelt es sich um ein kaltblütig geplantes, heimtückisch begangenes, feiges Mordverbrechen aus übelsten Beweggründen.“

Dirk Metz, Sprecher Familie Lübcke, sprach von einer „belastenden Situation“ für die Angehörigen. Sie hätten sich aber entschieden, an der Verhandlung teilzunehmen, um „ein Signal der Verbundenheit“ zu ihrem Vater und Ehemann und „auch ein klares Signal gegen Hass und Gewalt in diesem Land“ zu setzen. Metz kündigte an, dass sich die Familie am ersten Prozesstag nicht äußern möchte.

30 Verhandlungstage angesetzt

Bis Ende Oktober sind in dem Prozess zunächst 30 Verhandlungstage angesetzt. Die Verhandlung findet auch wegen der Corona-Krise unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Bereits Stunden vor Beginn des Prozesses haben sich laut dpa vor dem Oberlandesgericht lange Warteschlangen gebildet. In der Reihe für Medienvertreter hatten sich die ersten bereits am Montagabend angestellt.

Wegen der Corona-Pandemie und der deshalb geltenden Abstandsregelungen kann das Gericht an diesem Dienstag nur eine begrenzte Zahl von Plätzen für Zuschauer und Journalisten im Gerichtssaal anbieten. Das Gericht hatte es aus Sicherheitsgründen abgelehnt, einen größeren Verhandlungssaal außerhalb des Oberlandesgerichts zu suchen.

Der Mord an Walter Lübcke hatte bundesweit großes Entsetzen ausgelöst. Stephan E. wird außerdem vorgeworfen, am 6. Januar 2016 im nordhessischen Lohfelden einen Flüchtling aus dem Irak niedergestochen und schwer verletzt zu haben.