Multimilliardär Peter Thiel: „Wettbewerb ist für Verlierer“
Berlin - Am Ende schreibt er minutenlang Autogramme. Internet-Investor Peter Thiel, 46, Multimilliardär, ist am Mittwochnachmittag von San Francisco in die Kalkscheune nach Berlin-Mitte gekommen, um sein Buch „Zero to One“ vorzustellen. Der Andrang ist gewaltig. Vierhundert Menschen drängen sich, um Thiel zu hören, noch mal so viele passen nicht rein. In der Start-up-Szene gilt Thiel als lebende Legende, für manche ist er gar so etwas wie ein Prophet.
Peter Thiel gehört nämlich zu einem kleinen Kreis an Ausnahmeinvestoren im Silicon Valley, die einen sicheren Instinkt dafür haben, das richtige Start-up zur richtigen Zeit aufzubauen. Den von ihm gegründeten Online-Bezahldienst Paypal verkaufte er 2002 für 1,5 Milliarden Dollar an Ebay. Thiel war auch der erste externe Investor in Facebook, wohl eines der profitabelsten Investments, das überhaupt jemals im Silicon Valley getätigt wurde. Aus einer halben Million Dollar machte er eine halbe Milliarde.
Im dunklen Anzug mit hellblauem Hemd, das er natürlich Szene-konform krawattenlos trägt, will Thiel in Berlin erklären, wie es dazu kam. Naturgesetze, sagt er, gebe es in der Start-up-Szene nicht. Alles passiere nur ein Mal. „Der nächste Mark Zuckerberg gründet kein soziales Netzwerk, der nächste Larry Page keine Suchmaschine.“ Dafür hat Thiel einige Thesen mitgebracht, die für ihn wiederkehrende Muster sind, oder wie es Thiel nennt, Wahrheiten, denen die meisten Menschen nicht zustimmen.
Die wichtigste lautet: Wettbewerb ist etwas für Verlierer. Kapitalismus werde oft mit Konkurrenz gleichgesetzt, doch tatsächlich handele es sich um Gegensätze. Kapitalismus basiere auf der Akkumulation von Kapital – doch der Wettbewerb fresse sämtliche Profite auf. Gründer sollten darauf zielen, ein Monopol zu schaffen. „Wenn man unbedingt konkurrieren will, sollte man ein Restaurant aufmachen“, erklärt er süffisant.
Praktisch für Thiel: Nicht nur Investoren wie er selbst profitierten von den Monopolen von Technologiefirmen, sondern die gesamte Gesellschaft. Für Thiel sind Konzerne wie Google nämlich eine neue Form des Monopolisten, der nicht nur seine Rendite einstreiche, sondern den Fortschritt vorantreibe. Die Aussicht auf den einzigartigen Profit sei ein starker Anreiz dafür, Innovationen zu initiieren, um ein Monopol in einem Gebiet zu errichten. Zugleich ermöglichten die Gewinne dem Monopolisten, langfristige Pläne und ambitionierte Forschungsprojekte zu finanzieren. Im Wettbewerb gefangene Unternehmen könnten davon nicht einmal träumen.