Nach Anschlägen in Dänemark: Zwei mutmaßliche Helfer des Kopenhagen-Attentäters angeklagt

Kopenhagen - Nach den Anschlägen in Kopenhagen mit zwei Toten haben die dänischen Behörden Anklage gegen zwei mutmaßliche Komplizen des Attentäters erhoben. Die Männer sollen dem 22-jährigen Attentäter „mit Rat und Tat“ geholfen haben, wie die Polizei am Montag berichtete. Einer wurde bereits am Sonntagmorgen, der andere Sonntagnachmittag festgenommen. Medienberichten zufolge haben die Männer dem Attentäter Waffen besorgt, was die Polizei zunächst nicht bestätigte. Die beiden mutmaßlichen Terrorhelfer wurden Montagvormittag verhört.

Der Attentäter ist Medienberichten zufolge Sohn palästinensischer Eltern gewesen und hat sich mehrfach sehr wütend über Israel geäußert. Der in Dänemark geborene 22-Jährige habe Palästina als zweite Heimat betrachtet und sich sehr für die Palästinenser engagiert, berichtete die dänische Zeitung „Politiken“ am Montag unter Berufung auf Mitschüler des Mannes, der eine Erwachsenenbildung absolviert hatte.

Der am Sonntag von der Polizei erschossene Todesschütze, dessen Name von Medien mit Omar Abdel Hamid el-Hussein angegeben wird, saß bis vor wenigen Wochen wegen einer Messerattacke in einer S-Bahn im Gefängnis. Dort habe er nach Angaben der Behörden extremistische Einstellungen geäußert, meldete die Nachrichtenagentur Ritzau.

Er hatte am Samstag und in der Nacht zum Sonntag zwei Menschen erschossen und fünf verletzt. Bei Schüssen auf ein Kulturcafé starb nach Medienberichten ein dänischer Filmemacher. Vor einer Synagoge im Stadtzentrum tötete der Angreifer einen 37 Jahre alten jüdischen Wachmann. Am frühen Morgen endete das Drama: Die Polizei lauerte dem Mann vor seiner Wohnung im Stadtteil Nørrebro auf und erschoss ihn, nachdem er das Feuer eröffnet hatte.

Am Sonntag hatten die Ermittler in Kopenhagen unter anderem einen Park und ein Internetcafé durchsucht. Um den genauen Tathergang aufzuschlüsseln, sucht die Polizei nach weiteren Menschen, denen der Mann aufgefallen ist. In mehreren dänischen Städten sollten am Montag Gedenkfeiern für die beiden Opfer stattfinden.

Der Attentäter war nach Informationen des dänischen Rundfunks erst vor wenigen Wochen aus dem Gefängnis entlassen worden. Er hatte laut „Danmarks Radio“ im November 2013 einen Messerangriff in einer S-Bahn verübt. Die Polizei bestätigte die Informationen zunächst nicht.

Der Mann hat laut einem Medienbericht im Gefängnis den Wunsch geäußert, für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien zu kämpfen. Die Gefängnisbehörden hätten seinen Namen deshalb auf eine Liste radikalisierter Häftlinge in dänischen Gefängnissen gesetzt, will die Zeitung „Berlingske“ am Montag erfahren haben. Die Behörden bestätigten den Bericht nicht.

Die Ermittler hatten nach der Tat erklärt, es gebe nach ersten Erkenntnissen keine Hinweise darauf, dass der mutmaßliche Täter Verbindungen zum IS gehabt habe.

Der 22-jährige war seinem früheren Rektor zufolge ein guter Schüler. „Er war ein sehr fleißiger und begabter Schüler, der sich rein fachlich gut geschlagen hat“, sagte Peter Zinkernagel dem dänischen Fernsehen. Zinkernagel leitet das Zentrum für Erwachsenenbildung im Vorort Hvidovre, das der 22-Jährige vor den Angriffen besucht hatte.

Nach Informationen des Senders war er aber nach seinem Messerangriff in der S-Bahn aus der Schule geworfen worden. In der Schule habe sich der junge Mann meist an seine muslimischen Klassenkameraden gehalten, erzählte ein ehemaliger Mitschüler dem dänischen Rundfunk.

„Taumelnd wie ein Betrunkener“

Bei seinem zweiten Angriff soll der 22-Jährige Trunkenheit vorgetäuscht haben: Taumelnd wie ein Betrunkener habe er sich nachts der Synagoge genähert und einen 37 Jahre alten Wachmann getötet, berichtete die Tageszeitung „Politiken“ unter Berufung auf „mehrere Quellen“. Mit weiteren Schüssen hatte der 22-Jährige zwei Polizisten verletzt, die versuchten, ihn aufzuhalten.

Die Taten erinnerten an die Anschläge auf die Pariser Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ am 7. Januar. Die Terrorakte in Frankreich könnten den mutmaßlichen Attentäter laut der dänischen Sicherheitsbehörde PET angeleitet haben. Dort hält die Regierung weiter an den landesweit verschärften Sicherheitsvorkehrungen fest.

Die Gefahr von Anschlägen sei weiterhin „besonders hoch“, sagte der französische Ministerpräsident Manuel Valls am Montag im RTL-Hörfunk. Die Maßnahmen würden „so lange wie notwendig“ in Kraft bleiben. Angst vor Anschlägen gab es auch in Deutschland. Ein Karnevalsumzug in Braunschweig wurde nach Hinweisen auf ein mögliches Attentat abgesagt. (dpa/rtr)