Nahost-Konflikt: Israelische Polizei lässt Großmufti von Jerusalem wieder frei

Ramallah - Nach dem tödlichen Angriff auf Polizisten in Jerusalem hat die israelische Polizei nach Angaben der Familie den obersten muslimischen Geistlichen der Stadt festgenommen. Wie dessen Sohn am Freitag bekannt gab, wurde Großmufti Muhammad Ahmad Hussein von der Polizei in Gewahrsam genommen. Wenige Stunden nach seiner Verhaftung gab er jedoch bekannt, dass er von der israelischen Polizei wieder freigelassen wurde. „Ich bin frei“, sagte der Großmufti der Nachrichtenagentur AFP in einem Telefonat. Vor seiner Verhaftung hatte Hussein dagegen protestiert, dass die Al-Aksa-Moschee von den israelischen Behörden nach einem tödlichen Angriff auf israelische Polizisten für das Freitagsgebet geschlossen worden war.

Tödliche Schüsse auf Polizisten

Zuvor hatten Angreifer in der Altstadt von Jerusalem zwei Polizisten durch Schüsse tödlich verletzt. Die beiden Beamten im Alter von 22 und 30 Jahren seien im Krankenhaus gestorben, schrieb der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld am Freitag auf Twitter. Israel verfügte daraufhin die Schließung des Tempelberges (Al-Haram al-Scharif) und unterband damit zugleich die für Muslime besonders wichtigen Freitagsgebete im Felsendom und der Al-Aksa-Moschee.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte den Angriff auf die Polizisten in einem Telefonat mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Zugleich forderte er, die Schließung des Tempelbergs zurückzunehmen, berichteten israelische Medien.

Heiliger Felsen für Juden und Muslime

Der Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem ist Juden wie Muslimen heilig. Ein eingeschränkter Zugang für Muslime hatte bereits in der Vergangenheit zu Spannungen und Gewalt geführt. Viele Palästinenser verdächtigen Israel, es wolle den Status quo verändern - damit ist gemeint, wer den Hügel besuchen und dort beten darf. Auch Abbas habe das im Gespräch mit Netanjahu erneut angesprochen, hieß es. Netanjahu habe aber klar gestellt, dass Israel dies nicht beabsichtige.

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Antike Überreste des jüdischen Tempels

Für die Juden ist die religiöse Stätte in Jerusalems Altstadt ebenfalls von höchster Bedeutung. Dort sollen zwei jüdische Tempel gestanden haben. Die Klagemauer am Fuß des Tempelbergs ist der Überrest der ehemaligen westlichen Stützmauer des zweiten Tempels. Er wurde in der Zeit des Königs Herodes (73 bis 4 vor Christus) erbaut und von den Römern im Jahr 70 zerstört. (afp, dpa)