New York Times: Proukrainische Gruppe hat Nord Stream zerstört
Die New York Times meldet, dass amerikanische Geheimdienste davon ausgehen, dass der Nord-Stream-Anschlag von einer proukrainischen Gruppe verübt wurde.

Die New York Times hat am Dienstagnachmittag einen Beitrag publiziert, der darlegt, dass amerikanische Geheimdienste davon ausgehen, dass eine proukrainische Gruppe den Nord-Stream-Anschlag verübt hat. Auf den Onlineseiten der amerikanischen Medienmarke heißt es: „Neue Erkenntnisse, die von US-Beamten geprüft wurden, deuten darauf hin, dass eine proukrainische Gruppe den Angriff auf die Nord-Stream-Pipelines im vergangenen Jahr verübt hat. Dies ist ein erster Schritt auf dem Weg zur Feststellung der Verantwortlichen des Sabotageaktes, der die Ermittler auf beiden Seiten des Atlantiks monatelang verwirrt hat.“
Dann heißt es weiter: „US-Beamte erklärten, ihnen lägen keine Beweise dafür vor, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder seine obersten Leutnants an der Operation beteiligt waren oder dass die Täter auf Anweisung ukrainischer Regierungsbeamter handelten.“ Der Angriff auf die Erdgaspipelines, die Russland mit Westeuropa verbinden, würde die öffentlichen Spekulationen über die Schuldigen von Moskau bis Kiew und von London bis Washington anheizen und sei bis heute eines der folgenreichsten ungelösten Rätsel des einjährigen russischen Krieges in der Ukraine, so die New York Times.
„Einige Beamte glauben, dass die Ukraine und ihre Verbündeten das logischste mögliche Motiv für einen Angriff auf die Pipelines hätten. Die Ukraine und ihre Verbündeten lehnen das Projekt seit Jahren ab und bezeichnen es als Bedrohung der nationalen Sicherheit, da es Russland ermöglichen würde, leichter Gas nach Europa zu verkaufen. Die ukrainische Regierung und der ukrainische Geheimdienst behaupten, sie hätten bei dem Anschlag keine Rolle gespielt und wüssten nicht, wer ihn verübt habe.“
Eindeutige Beweise fehlen
Laut New York Times haben die amerikanischen Geheimdienste keine Angaben dazu gemacht, woher ihre Informationen stammen und welche Gruppe konkret hinter dem Anschlag stecken könnte. Die US-Behörden sagen aber auch, sie hätten keine Beweise für eine Beteiligung der russischen Regierung an dem Angriff gefunden. „Beamte, die die Informationen überprüft haben, erklärten, dass es sich bei den Saboteuren höchstwahrscheinlich um ukrainische oder russische Staatsangehörige oder eine Kombination aus beiden handelt. US-Beamte sagten, dass keine amerikanischen oder britischen Staatsangehörigen beteiligt waren.“
Die Pipelines wurden im September 2022 gesprengt. Die New York Times ging vor Monaten noch davon aus, dass die russische Regierung hinter dem Anschlag stecken könnte. Der amerikanische Journalist Seymour Hersh sagte wiederum, dass er Beweise habe, die darauf schließen lassen, dass die amerikanische Regierung die Anschläge orchestriert hätte. Niemand konnte bislang eindeutige Beweise vorzeigen.
Seymour Hersh kommentierte die Recherche der New York Times nur kurz. Er sagte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS: „Ich möchte da nicht einsteigen.“ Über die Richtigkeit der Recherche, die seiner widerspricht, sagte er noch: „Jeder sollte selbst entscheiden. Es ist ihre Entscheidung.“ Hersh geht davon aus, dass die Amerikaner den Anschlag verübt hätten, in Zusammenarbeit mit den Norwegern.
Die New York Times verweist darauf, dass die neuen Erkenntnisse der Beziehung zwischen Deutschland und der Ukraine schaden könnten. In dem Text heißt es: „Jede Andeutung einer ukrainischen Beteiligung, ob direkt oder indirekt, könnte die heiklen Beziehungen zwischen der Ukraine und Deutschland stören und die Unterstützung der deutschen Öffentlichkeit schwächen, die im Namen der Solidarität hohe Energiepreise in Kauf genommen hat.“ Genauere Informationen wollten die US-Behörden der New York Times nicht geben. Man wolle jetzt den offiziellen Untersuchungsbericht abwarten. In dem Text heißt es aber auch, dass die Taucher, die den Anschlag verübt hätten, gut geschult gewesen seien. Es könnte durchaus sein, dass sie von einem Geheimdienst oder einer staatlichen Behörde geschult wurden.
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