Die CDU bekommt eine Frauenquote. Das ist einigermaßen überraschend, auch für viele, die am Freitag mit darüber abgestimmt haben. Am Nachmittag sah es eigentlich eher nach Ablehnung aus, jedenfalls wenn man nach der Stimmung im Saal urteilte. Da brachte Friedrich Merz in seiner Grundsatzrede auch einen Seitenhieb auf Gleichstellungsbeauftragte unter, der mit großem Gelächter quittiert wurde.
Am Abend präsentierte er sich dann als Quotenbefürworter, allerdings erst ganz zum Schluss. Merz hat das ungeliebte Projekt von seiner Vorvorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer übernommen und die Quoten immer als die zweitbeste Lösung zur Frauenförderung bezeichnet.
Was die beste Lösung ist, hat die CDU aber noch nicht herausgefunden, und deshalb sind in der Partei die Frauen auf allen Ebenen dramatisch unterrepräsentiert. Die Vorsitzende der Frauen-Union, Annette Widman-Mauz, erklärte, dass die CDU in den Länderparlamenten derzeit sogar weniger weibliche Abgeordnete hat als vor 20 Jahren. Der Partei fehlen nicht nur Frauen in den Ämtern – es laufen ihr auch die Wählerinnen in Scharen weg.
Meistgelesene Artikel
Dennoch meldeten sich am Abend vor allem junge Frauen zu Wort und erklärten, die Quote sei für sie eine Stigmatisierung. Sie erzählten von ihren Erfolgen, alle ohne Quote errungen – und samt und sonders das Werk von Einzelkämpferinnen. Das mag schön und beflügelnd für die Betroffenen sein, für die Partei ist das aber im wahrsten Sinne des Wortes zu wenig.
Es wird sich zeigen, ob das überraschend deutliche Abstimmungsergebnis pro Quote auch bei den Gegnerinnen und Gegnern einen Sinneswandel bewirkt. Das Instrument wirkt nicht per se, es gibt viele Möglichkeiten, es einfach auszusitzen. Sollte die Partei in fünf Jahren feststellen, dass auch diese Neuregelung nichts gebracht hat, dann hat sie es amtlich, dass sie mit Frauen nichts anzufangen weiß. Das aber wäre die größte Blamage für die CDU, egal, wer gerade Vorsitzender ist.