Pjöngjang: Nordkorea droht mit neuem Atomtest „zu jeder Zeit“
Pjöngjang - Die kommunistische Führung in Nordkorea heizt trotz aller Warnungen den Konflikt um ihr Raketen- und Atomprogramm weiter an. Nordkorea werde angesichts drohender schärferer Sanktionen gegen Pjöngjang die Maßnahmen zum Ausbau seiner atomaren Abschreckung beschleunigen, hieß es am Montag in einer Erklärung des Außenministeriums des international isolierten Landes. Pjöngjang sei zu einem neuen Test „zu jeder Zeit und an jedem Ort“ bereit, erklärte ein Sprecher des nordkoreanischen Außenministeriums am Montag.
Nicht einmal 24 Stunden nach der Warnung des US-Präsidenten Donald Trump vor einer „großen, großen Katastrophe“ im Atomstreit mit Nordkorea hatte das Land einen weiteren Raketentest unternommen - ausgerechnet am Samstag, als Trump seine ersten 100 Tage im Präsidentenamt feierte. Der Test schlug nach Angaben Südkoreas zwar fehl. Seoul geht aber davon aus, dass das Nachbarland derzeit auch einen weiteren Atomtest vorbereitet.
Die Lage in der Region ist nach zwei Atomversuchen und zahlreichen Raketentests durch Nordkorea seit dem vergangenen Jahr sehr angespannt. Trotz mehrerer UN-Verbotsresolutionen treibt die nordkoreanische Führung von Machthaber Kim Jong Un das Atomprogramm des Landes voran und entwickelt Raketen, die neben Südkorea und Japan auch die US-Küste erreichen könnten. Ballistische Raketen befördern je nach Bauart konventionelle oder atomare Sprengköpfe ans Ziel.
Pjöngjang will nicht einlenken
In Südkorea wurde der neue Raketenversuch als Signal Pjöngjangs gewertet, auch angesichts wachsenden Drucks der USA nicht einlenken zu wollen. Die USA befürchten, dass Nordkorea bei seinem Atomprogramm größere Fortschritte gemacht hat als angenommen und nordkoreanische Atomraketen eines Tages das amerikanische Festland erreichen könnten.
Bei einer Kundgebung in Harrisburg im US-Bundesstaat Pennsylvania verwies Trump am Samstagabend (Ortszeit) aber darauf, dass Peking den USA helfe, den Konflikt zu lösen. China übe Druck auf Nordkorea aus, um die Führung des isolierten kommunistischen Landes von weiteren Provokationen abzuhalten.
Die nationalen Sicherheitsberater der USA und Südkoreas, Herbert Raymond McMaster und Kim Kwan Jin, bekräftigten in einem Telefongespräch, den Druck auf Nordkorea zusammen mit China und der übrigen internationalen Gemeinschaft erhöhen zu wollen. Trumps Sicherheitsberater habe die Versicherung des US-Präsidenten übermittelt, dass die USA „zu 100 Prozent“ hinter Südkorea stünden, sagte ein Sprecher des Präsidialamts in Seoul. Trump betrachte das Bündnis beider Länder als „die solideste Allianz“ in der Region.
Trump warnt vor weiteren Provokationen
Nordkoreas Außenministerium warf den USA erneut vor, durch ihre Militärmanöver mit Südkorea einen Angriff vorzubereiten, was beide Länder bestreiten. Trump warnte den nordkoreanischen Machthaber vor weiteren Provokationen. Der US-Präsident hatte bereits mehrfach mit Alleingängen im Konflikt mit Nordkorea gedroht und auch einen Militärschlag nicht ausgeschlossen.
Inzwischen erreichte ein Flottenverband um den US-Flugzeugträger „Carl Vinson“ die Gewässer um die koreanische Halbinsel. Der Verband nimmt dort an Seeübungen mit der südkoreanischen und japanischen Marine teil. Japan entsandte erstmals ein Kriegsschiff zum Schutz seines Verbündeten USA. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, schloss sich der Hubschrauber-Träger „Izumo“, Japans größtes Kriegsschiff, einem Versorgungsschiff der US-Marine im Pazifik vor der Küste des Landes an. Es ist der erste Marineeinsatz dieser Art, seit Japan 2015 die Rolle des Militärs gesetzlich ausgeweitet hatte.
CIA-Direktor Mike Pompeo führte nach Medienberichten in Südkorea Gespräche über die zunehmenden Spannungen. Er habe neben Vertretern der US-Botschaft unter anderen auch den Befehlshaber der US-Streitkräfte in Korea (USFK), Vincent Brooks, sowie Südkoreas Geheimdienstchef Lee Byung Ho getroffen, berichteten der Sender KBS und andere südkoreanische Medien. Pompeo sei seit dem Wochenende in Seoul.
Extreme Beunruhigung
Die Staats- und Regierungschefs der Gemeinschaft Südostasiatischer Staaten (Asean) äußerten sich bei einem Gipfel in Manila „extrem beunruhigt“. Nordkorea müsse alles unterlassen, was den Frieden gefährde. Zugleich appellierte der philippinische Präsident Rodrigo Duterte als Gastgeber an die USA, „vorsichtig und geduldig“ zu sein.
Das Auswärtige Amt in Berlin warf der Führung in Pjöngjang einen „aggressiven Konfrontationskurs“ vor. Der Raketentest verletze Sicherheitsratsresolutionen und sei ein „erneuter Völkerrechtsbruch“. Der Konflikt könne „nicht militärisch, sondern nur auf diplomatischem Weg eingedämmt und langfristig gelöst werden“.
Auch Papst Franziskus warnte vor einer Eskalation der Krise. „Denn ein erweiterter Krieg würde heute (...) einen guten Teil der Menschheit, der Kultur zerstören. Alles, alles. Es wäre schrecklich. Ich glaube, die Menschheit könnte das heute nicht aushalten.“ (dpa)