„Kriegspropaganda“: Studenten-Protest gegen Ausstellung von Gräuelfotos in der HU

Scharfe Kritik an Präsidentin und Professoren der Berliner Humboldt-Universität. Auslöser ist eine Ausstellung mit dem Titel „Russian War Crimes“, die im Foyer gezeigt wurde.

Die Humboldt-Universität in Berlin zeigt im Foyer des Hauptgebäudes die Ausstellung „Russian War Crimes“ der Viktor Pinchuk Foundation.
Die Humboldt-Universität in Berlin zeigt im Foyer des Hauptgebäudes die Ausstellung „Russian War Crimes“ der Viktor Pinchuk Foundation.Jürgen Ritter/imago

Eine Fotoausstellung unter dem Titel „Russian War Crimes“ in der Humboldt-Universität (HU) sorgt für Empörung unter einer Gruppe von Studenten und Mitarbeitern der Uni. Mitglieder der Organisation International Youth and Students for Social Equality (IYSSE) haben in einem öffentlichen Statement am Montag massive Kritik an der Ausstellung im Foyer des Hauptgebäudes geübt. Die Ausstellung zeigt Fotografien, die seit Beginn des Krieges in der gesamten Ukraine aufgenommen wurden. Im Mittelpunkt stehen die Opfer russischer Kriegsverbrechen.

„Die Ausstellung hat keinen wissenschaftlichen Wert, sondern dient dazu, die russische Seite zu dämonisieren und den grauenhaften Stellvertreterkrieg in der Ukraine mit weiteren Waffenlieferungen zu befeuern“, heißt es in dem Schreiben, das von Gregor Link, einem Mitglied der Gruppe, verfasst wurde. Explizite Kritik richtete sich an die Hochschulprofessoren Jörg Baberowski und Herfried Münkler.

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„Solidarisch an der Seite der Ukraine“

Die IYSSE erklärt auf Flugblättern, dass „der deutsche Militarismus nach seinen Verbrechen in zwei Weltkriegen“ erneut Anstalten mache, „die Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen, um Russland eine strategische Niederlage zuzufügen“. Um diese Ziele zu erreichen, nähmen deutsche Eliten auch die Gefahr eines Atomkrieges „willentlich“ in Kauf, so Gregor Link.

Das Flugblatt mache auf das Ziel des Ausstellung aufmerksam, die der „abnehmenden Unterstützung für Waffenlieferungen“ entgegenwirken solle, um „mehr und viel schneller Waffen“ an das ukrainische Militär zu liefern. Dies hatten laut IYSSE-Mitglied Link HU-Präsidentin Julia von Blumenthal, eine ehemalige Professorin der Bundeswehr, und der ukrainische Multimilliardär Viktor Pintschuk, der die Ausstellung finanziert, bei der Eröffnung erklärt.

Die HU selbst ist in der offiziellen Ausstellungsbeschreibung auf ihrer Website weniger konkret: „Die Russische Föderation führt ihren Angriffskrieg gegen die Ukraine mit unverminderter Härte fort. Als Humboldt-Universität stehen wir weiterhin solidarisch an der Seite der Ukraine“, heißt es dort unter Berufung auf von Blumenthal. Man zeige daher die Ausstellung „Russian War Crimes“ und wolle die „Auseinandersetzung mit diesem belastenden Thema, sowohl wissenschaftlich als auch im Diskurs mit der breiten Öffentlichkeit“.

Link bezeichnet sich selbst auf X, vormals Twitter, als „Sozialist“ und „internationalistischer Reporter“, der sich mit Militarismus befasse. Die IYSSE  ist die Jugend- und Studentenorganisation der Socialist Equality Party (SEP) und des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, einer internationalen trotzkistischen Organisation.