Polizeiwache am Kotti: Das Problem ist der Standort
Am Mittwoch wurde die lang diskutierte Polizeiwache am Kottbusser Tor eröffnet – direkt im Neuen Kreuzberger Zentrum. Das könnte zur Belastung werden.

Das Kottbusser Tor ist ein kriminalitätsbelasteter Platz. Es ist daher wichtig, dass die Polizei dort präsent ist. Die gibt es schließlich immer schon. Bisher standen die Polizisten aber auf dem Platz unten am Kotti oder in ihren Polizeiwannen am Straßenrand.
Nun wird das Ganze institutionalisiert: Künftig werden rund um die Uhr drei Beamte vor Ort sein. Am Mittwoch wurde die neue Polizeiwache eröffnet. Das Problem daran ist der Standort – nämlich genau im Riegel des Neuen Kreuzberger Zentrums, der die beiden Bauten verbindet und sich über die Adalbertstraße spannt. Weithin ist das Schild Polizei zu sehen. Man kann jetzt natürlich der Meinung sein, dass das Sicherheit pur bedeutet. Wer Hilfe braucht, kann sie gar nicht übersehen.
Es wirkt aber schon ein bisschen irritierend, wenn man sieht, wie die Polizisten da oben auf dem Gang stehen und runterschauen. Vor allem, weil der Blick natürlich im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab auf den Platz runtergeht. Das hat schon was von Rundumüberwachung. Und ja, auch ein bisschen was von Machtdemonstration. Auf die linke Szene wirkt das natürlich wie ein rotes Tuch. Das kann man verstehen, teilen muss man es nicht unbedingt. Fragt man die Anwohner, haben viele nichts gegen ein bisschen mehr Sicherheit.
Die große Frage ist aber, ob ausgerechnet die Kotti-Wache da den entscheidenden Unterschied macht. Es geht am Kottbusser Tor um Süchtige und Drogenkriminalität. Es geht aber auch um Müll auf dem Platz und Dreck in den Hausfluren. Um Verwahrlosung und Nachlässigkeit von anderen, die den Leuten das Wohnen dort verleiden.
Es braucht dort Streetworker, die sich um die dealenden Jugendlichen kümmern. Und um die Obdachlosen und Betrunkenen. Und vielleicht könnte auch die BSR ein bisschen öfter durchfahren. Dann und nur dann kann auch die Kotti-Wache eine sinnvolle Sache werden. Trotz des problematischen Standorts.