Doreen Denstädt: Sie war Punk und Rugby-Profi, jetzt wird sie Justizministerin

Kabinettsumbildung in Thüringen: Migrationsminister Dirk Adams muss gehen, Nachfolgerin ist Doreen Denstädt. Sie ist die erste schwarze Landesministerin im Osten.

Doreen Denstädt (Bündnis 90/Die Grünen) wird Ministerin in Thüringen.
Doreen Denstädt (Bündnis 90/Die Grünen) wird Ministerin in Thüringen.Imago/Karina Hessland

Ihr Lebenslauf ist bunt: Doreen Denstädt spielte Rugby in der Bundesliga. Als Jugendliche war sie Punk, später die einzige schwarze Polizistin in Thüringen. Und als Polizeikollegen für die AfD ins Parlament gingen, entschied sie postwendend, Kommunalpolitikerin bei den Grünen zu werden. Auch um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen und sich zu engagieren.

Nun soll die 45-Jährige Landesministerin für Justiz, Verbraucherschutz und Migration werden. Ihr Vorgänger, Dirk Adams, musste wegen parteiinterner Querelen und gegen seinen Willen den Platz am Kabinettstisch in Erfurt räumen. Nicht die einzige Personalie bei den Landesgrünen, die gleich zwei Ministerposten in der rot-rot-grünen Minderheitsregierung mit Blick auf die Landtagswahl 2024 neu besetzen: Umweltministerin Anja Siegesmund geht ebenso, allerdings auf eigenen Wunsch. Ihr Nachfolger soll der Grünen-Landeschef Bernhard Stengele werden.

Denstädt, deren Vereidigung Anfang Februar geplant ist, wäre damit nach Aminata Touré in Schleswig-Holstein die zweite schwarze Landesministerin in Deutschland und zugleich die erste schwarze Ministerin in Ostdeutschland. Es liegt nahe, dass die Grünen sie auserwählt haben. Die 45-Jährige, Mutter von zwei Kindern, weiß selbst, was Diskriminierung bedeutet.

Denstädt, 1977 in Saalfeld an der Saale geboren, wuchs in Thüringen auf. Ihr Vater kam aus Tansania, ihre Mutter aus Deutschland. Schon als Kind habe sie schräge Blicke gespürt, sagt sie. Sie habe oft erleben müssen, dass Menschen sie aufgrund ihrer Hautfarbe anders behandelt hätten.

In Interviews erzählt sie oft von einem Erlebnis in einem Bürgeramt in Erfurt. Statt sich ihr Anliegen anzuhören, habe eine Beamtin sie unentwegt unfreundlich nach ihrem Aufenthaltszettel gefragt. Denstädt ärgerte am meisten, dass sich die Frau, nachdem das Missverständnis aufgeklärt war, selbst dann nicht entschuldigte.

Doreen Denstädt: Kinder sind beim Thema Rassismus sensibler

Nicht erst zu diesem Zeitpunkt sei ihr klar geworden, dass sie etwas dagegen unternehmen muss; sie gab Kurse in Schulen und wunderte sich oft, so sagt sie, wie sensibel Kinder mit Rassismus umgingen. Erwachsene dagegen mitunter nicht. Denstädt, die einen Abschluss als Verwaltungswirtin machte und Polizeihauptkommissarin ist, sagte jüngst bei ihrer kurzen Vorstellung in Erfurt: Sie habe „allergrößten Respekt“ vor der neuen Aufgabe. Sie wisse, dass sie mit Migration „eines der brennendsten Themen auf dem Tisch liegen“ habe.