Portugal kommt glimpflich durch die Corona-Krise

Auf der Iberischen Halbinsel herrschen derzeit Gegensätze. Während in Spanien das Virus wütet, kommen die Portugiesen gut zurecht.

Der portugiesische Premier António Costa besucht ein Krankenhaus in Lissabon.
Der portugiesische Premier António Costa besucht ein Krankenhaus in Lissabon.AFP/Carlos Costa

Marcelo Rebelo de Sousa ist gesund. Der portugiesische Präsident hat zwei Wochen in Quarantäne verbracht, nachdem in einer Schule, die er kurz zuvor besucht hatte, ein Covid-19-Fall bekannt geworden war. Jetzt hat er sich noch einmal testen lassen, mit dem Ergebnis: Er hat das Virus nicht. Das sei schon eine Ironie des Schicksals, sagte der Präsident in einem Interview am Dienstag – womit er auf seine Angewohnheit anspielte, alle Welt zu umarmen.

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Das Glück des Präsidenten ist nach jetzigem Stand der Dinge das Glück des ganzen Landes. Bis zum Dienstag meldete Portugal 345 Tote. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist das etwa ein Zehntel der Todesfälle des Nachbarlandes Spanien (mit 13.798 registrierten Verstorbenen bei einer gut viermal so großer Bevölkerung). Die Kurve der Zahl der positiv Getesteten flacht seit einigen Tagen ab. Trotzdem: „Der Druck darf nicht nachlassen“, sagte Marcelo am Dienstag.

Kein klassisches Familienessen

Der Druck auf die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben, ist – wieder im Vergleich zu Spanien – ein eher milder. Man darf noch mit Kindern auf die Straße gehen oder den nächsten Park besuchen oder sogar eine Runde laufen. Restaurants dürfen öffnen, um ihren Kunden Essen zum Mitnehmen zuzubereiten. Das sind Dinge, von denen die Spanier träumen. Für alle Fälle hat die Regierung die Portugiesen daran erinnert, dass Ostern dieses Jahr ausfällt und man sich nicht zum klassischen Familienessen zusammenfinden soll.

Die relative Entspanntheit ist ein Glücksfall. Auch in Portugal nahmen die zuständigen Leute die Coronavirus-Epidemie in China anfangs nicht ernst. Die Wahrscheinlichkeit, dass es auch Portugal erwische, hielt die Generalsekretärin für Gesundheit, Graça Freitas, Mitte Januar noch für „nicht groß“. Und noch kurz bevor dann doch die ersten Fälle gemeldet wurden, verglich sie Covid-19 mit einer gewöhnlichen Grippe. Inzwischen hat sie sich eines anderen besonnen und klagt, dass sich etliche Altenheime nicht ausreichend auf die Epidemie vorbereitet hätten.

April wird „gefährlicher Monat“

Das Glück der Portugiesen war das späte Auftauchen der ersten Fälle Anfang März. Als zwei Wochen später Spanien und Portugal fast zeitgleich den Notstand ausriefen, stand das spanische Gesundheitssystem schon unter enormem Stress, während das portugiesische mit der Zahl der Erkrankten noch gut zurechtkam. Und bis heute zurechtkommt.

Die Krankenhäuser mussten sich am Dienstag um 1180 Covid-19-Patienten kümmern, von denen 271 auf der Intensivstation lagen. Mit diesen Zahlen werden noch lange nicht die Beatmungsgeräte knapp. Und für alle Fälle stehen in Lissabon und in Porto Notfalllazarette bereit. Kein Grund zur Entspannung, findet Regierungschef António Costa: Der April werde ein „sehr gefährlicher Monat“ sein.