Protest auf ICE-Dach: Klimaaktivisten stoppen Sonderzug mit Ministerin Hendricks

Frankfurt/Main - Eine Gruppe radikaler Klimaaktivisten hat einen Sonderzug mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf dem Weg zum Klimagipfel in Paris gestoppt. Während eines planmäßigen Halts im Frankfurter Hauptbahnhof ließen sich am Samstag drei Gegner des Klimagipfels mit Seilen auf das Dach des ICE herab.

Polizisten und Bahn-Mitarbeiter, die auf dem Bahnsteig standen, riefen ihnen zu: „Passt auf die Leitungen auf, da ist Strom drauf!“ Bahn-Vorstand Ronald Pofalla, der den Zug begleitete, sagte: „Das war lebensgefährlich.“ Die Oberleitung führt 15 000 Volt.

Zwei weitere Aktivistinnen ketteten sich etwa 150 Meter vor dem Zug an den Gleisen fest. Einer rief vom Dach des Zuges, die Teilnehmer des Klimagipfels seien „nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems“.

Hendricks versuchte vergeblich, die jungen Menschen dazu zu bringen, vom Dach herunterzukommen. Die Aktivisten reagierten brüsk und forderten die Ministerin zum Rücktritt auf. „Das waren selbstgemachte Anarchisten“, sagte Hendricks.

Zweieinhalb Stunden Verspätung

Etwa eine Stunde nach Beginn der Aktion und Abschaltung der 15 000 Volt führenden Oberleitung kletterten Polizisten auf den Zug, um die Aktivisten vom Dach herunterzuholen. Die Feuerwehr baute neben dem Zug ein Sprungkissen auf.

Später wurden auch die anderen Beteiligten der Aktion gegen ihren Willen von den Gleisen geholt. Mit zweieinhalb Stunden Verspätung konnte der deutsche Klima-Sonderzug am späten Nachmittag schließlich nach Paris weiterfahren. Wegen der Störung verspäteten sich 26 Züge, wie die für den Bahnverkehr zuständige Bundespolizei mitteilte.
Zur Identität der insgesamt sechsköpfigen Gruppe konnte die Bundespolizei am Samstagabend noch keine Angaben machen. Auf die Aktivisten wartet ein Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. (dpa/lhe)