Berlin-Mehr als eine Woche nach einem Vorfall mit Rassismus-Vorwürfen gegen Berliner Polizisten hat sich nach Angaben der Organisation Fridays for Future ein Betroffener persönlich im Internet geäußert. Der junge Mann, der demnach zu Fridays for Future gehört, sagte in einem veröffentlichten Video, er selbst und Begleiter hätten am Abend des 2. Juli in Kreuzberg beobachtet, wie Polizisten schwarze Menschen rassistisch kontrolliert hätten. Sie hätten daraufhin darüber berichten wollen, aber Polizisten seien direkt zu ihnen gekommen.
Er sei auf den Boden gelegt worden und habe keine Luft mehr bekommen, sagt der Mann weiter. Ein Polizist habe mit dem Knie seinen Hals gegen den Boden gedrückt. Nach fünf Minuten sei er mit Handschellen an den Händen aufgestellt worden. Nach etwa 20 Minuten sei ein anderer Polizist mit seinem beschlagnahmten Handy gekommen und habe ihn gezwungen, sein Passwort zu verraten, obwohl er kein Video aufgenommen habe. Nach etwa 30 bis 40 Minuten sei er ohne sein Handy entlassen worden. Von dieser rassistischen Polizeigewalt sei er traumatisiert.
Der Berliner Polizei lag nach eigenen Angaben zunächst keine Anzeige zu dem Fall vor. Angesichts der Schwere des Vorwurfs bemühe sich die Polizei jedoch um eine umfassende Aufarbeitung, hieß es bereits am Mittwoch. Fridays for Future war zu der Frage der ausgebliebenen Anzeige am Montag zunächst nicht zu erreichen.
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Die Polizei stellte den Ablauf anders dar, als er von Fridays for Future bereits Mitte vergangener Woche geschildert wurde: Polizisten hätten gegen 23.30 Uhr in der Skalitzer Straße einen mutmaßlichen Drogenhändler kontrolliert. Währenddessen sei eine Gruppe junger Erwachsener erschienen und habe sich „unmittelbar in den Bereich der polizeilichen Maßnahmen“ begeben. Die Gruppe sei darauf hingewiesen worden, dass sie die Kontrolle nicht behindern dürfe, diese aber aus der Entfernung beobachten könne.
Dem seien die Anwesenden zunächst nachgekommen, später seien sie jedoch wieder näher gekommen und hätten das Geschehen auch mit Handys gefilmt, erklärte die Polizei. Der Verdächtige habe der Polizei gesagt, er wolle nicht gefilmt werden. Als die Beobachter dies trotz Aufforderung nicht beendet hätten, seien die Handys vorübergehend beschlagnahmt worden. Ein 19-Jähriger habe um sich geschlagen und Widerstand geleistet, er sei daher fixiert worden. Allen Betroffenen wurden nach Angaben der Polizei Protokolle zu den Beschlagnahmungen ausgehändigt, sie selbst später wieder frei gelassen.
Fridays for Future hatte geschrieben, die Gruppe der jungen schwarzen Männer habe „brutale, rassistische Polizeigewalt“ erlebt. „Die Polizei äußerte Gewaltandrohungen, ignorierte offensichtliche Panikattacken und verweigerte medizinische Versorgung“, hieß es.