Richard Grenell: Donald Trumps neuer Botschafter fällt mehrfach aus dem Rahmen
Washington - Richard Grenell (50) ist ein Gesandter so recht nach dem Geschmack des Präsidenten. Weniger Diplomat als Einpeitscher, schreckt der erzkonservative Fox-Kommentator vor keiner Kontroverse zurück. Missliebige Reporter bekommen es mit Grenell in den sozialen Netzwerken schon mal persönlich zu tun.
Seinen Job als außenpolitischer Sprecher Mitt Romneys im Präsidentschaftswahlkampf 2012 büßte der hemdsärmelige Republikaner ein, weil er auf Twitter überzog. Aus seiner Sicht lag es nicht an den mehreren Hundert zum Teil beleidigenden Tweets, sondern an seiner sexuellen Orientierung, warum er den Job aufgeben musste.
Grenells Homosexualität gilt unter vielen Anhängern Trumps immer noch als ein Makel. Was erklärt, warum zwischen der ersten Erwähnung des Harvard-Absolventen für den Berliner Posten und der Nominierung mehr als zwei Monate vergingen. Aber Grenells Kampfeslust und Aggressivität wird generell als Plus für den wichtigen Botschafter-Posten in Deutschland gesehen.
Grenell sammelte unter George W. Bush Erfahrungen
Zumal Grenell in seiner früheren Aufgabe als Sprecher des amerikanischen UN-Botschafters unter George W. Bush Erfahrung sammelte, einen in Europa denkbar unbeliebten Präsidenten international zu vertreten.
Von 2001 bis 2008 verkaufte er am Sitz der Vereinten Nationen Bushs unilaterale Politik, allen voran die Invasion des Irak.
Zuletzt diente er in dieser Funktion dem National-Chauvinisten John Bolton, der weiterhin für höhere Weihen in der Trump-Regierung im Gespräch ist.
Unterkühlte Beziehung zwischen Merkel und Trump
Mit dem Präsidenten teilt er die Verachtung der Außenpolitik Barack Obamas, der ein enges Band zu Bundeskanzlerin Angela Merkel geknüpft hatte. Dass es ausgerechnet diesem Mann gelingen könnte, die unterkühlten Beziehungen zwischen Merkel und Trump zu verbessern, bezweifeln nicht wenige Analysten.
Immerhin besetzt der Präsidenten den wichtigen Posten, der seit dem Abzug Grenells beliebten Vorgängers John B. Emerson im Januar verwaist blieb.
Im Unterschied zu dem ehemaligen Investmentbanker verfügt der designierte Botschafter über keine Wirtschaftserfahrung. Das könnte sich als problematisch erweisen, weil vor allem bei Handelsfragen ein Tretminenfeld im bilateralen Verhältnis auf Grenell wartet.
Dem Chef im Weißen Haus ergeben
Ihm fehlt auch das Format großer Karriere-Diplomaten wie etwa Richard C. Holbrooke oder John C. Kornblum, die dem Amt Glanz und Ansehen in Deutschland verliehen. Grenells Expertise liegt eher in der aggressiven Verkaufe einer “America-First”-Politik.
Der aus Michigan stammende Medienprofi muss nach einer Bestätigung durch den US-Senat unter Beweis stellen, ob seine PR-Taktiken in einer Öffentlichkeit Erfolg haben, die ganz anders funktioniert als die in den USA.
Dass er seinem Chef im Weißen Haus ergeben ist, daran besteht nicht der geringste Zweifel. Nachdem ihm Trump den Botschafter-Posten bei einem Besuch im Weißen Haus angeboten hatte, twittere er ein Foto mit sich und dem Präsidenten aus dem Oval Office. Ganz devot verkündete Trumph künftiger Botschafter in Berlin: "Danke, Mr. President."