US-Superdrohne „Sensenmann“:  Ukraine will MQ-9 Reaper für den Nahkampf

Rüstungsfirma General Atomic drängt auf Lieferung der hochmodernen Drohne MQ-9 Reaper an die Ukraine. In Somalia und Afghanistan tötete sie viele Zivilisten.

Eine Drohne Typ MQ-9 Reaper der U.S. Air Force hebt in Indian Springs, Nevada, ab. Dieser Typ könnte in der Ukraine zum Einsatz kommen.
Eine Drohne Typ MQ-9 Reaper der U.S. Air Force hebt in Indian Springs, Nevada, ab. Dieser Typ könnte in der Ukraine zum Einsatz kommen.imago/ZUMA Wire

Kampfflugzeuge haben die USA nicht in die Ukraine geliefert, um den russischen Angriff zu stoppen. Jetzt drängt die US-Waffenindustrie die Biden-Regierung, der Lieferung modernster unbemannter Kampfdrohnen vom Typ MQ-9 Reaper (deutsch „Sensenmann“) zuzustimmen. Das berichtet das investigative Nachrichten-Portal The Intercept.

Diese 2020 vorgestellte Waffe des US-Herstellers General Atomics dient in erster Linie der Unterstützung von Bodentruppen in Nahkampfsituationen. Laut The Intercept trafen Vertreter der Waffenfirma Beauftragte Kiewer Regierung. Die Washington Post hatte unter Bezug auf Firmensprecher Mark Brinkley Anfang April berichtet, die ukrainische Botschafterin in den USA, Oksana Markarova, habe Gespräche mit General Atomics geführt.

Die von Kiew gewünschte Drohne MQ-9 Reaper, auch „Hunter-Killer“ genannt, kann mit Hellfire-Raketen ausgerüstet werden und wurde in dieser Ausstattung von den US-Streitkräften unter anderem in Afghanistan und Somalia eingesetzt. Immer wieder kamen bei Einsätzen dieser Drohnen Zivilisten ums Leben oder wurden verletzt. The Intercept weist darauf hin, dass die Rüstungsfirmen und Kiews Vertreter in Washington um grünes Licht für den Drohnen-Export bitten „trotz des hohen Eskalationsrisikos, das den verheerenden Krieg zu einem nuklearen machen könnte“.

Drohnen unterstützen den Nahkampf

Die MQ-9 Reaper basiert auf der Predator genannten Drohne, ist aber wesentlich größer. Die unbemannten Fluggeräte kosten rund 40 Millionen Euro pro Stück und werden auch für Aufklärungsmissionen und Einsätze zum Sammeln von Informationen benötigt. Diese Eigenschaften und ihre Nahkampftauglichkeit machen sie angesichts des gegenwärtigen Kriegsverlauf so interessant für die Ukraine. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach am Mittwoch von einer „brenzligen“ Lage an der Front, mit massivem Beschuss zermürbe die russische Armee die Verteidigungslinien im Osten.

Das Weiße Haus hat im Lauf des Krieges wachsende Bereitschaft gezeigt, die Ukraine mit Waffen auszurüsten. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hatte nach einer Kiew-Reise Ende April gesagt, man wolle „Himmel und Erde“ in Bewegung setzen, um die Ukraine im Kampf gegen Russland zu unterstützen. Russland solle geschwächt werden. Seither wurden die finanziellen Militärhilfen aufgestockt und die Lieferung von Kriegsgerät vereinfacht.

Die US-Lieferliste

Wie The Intercept berichtet, lieferten die USA über die anfangs zugestandenen von der Schulter abzuschießenden Raketen hinaus auch sogenannte Switchblades (Klappmesser), kleine, tragbare unbemanntes Fluggeräte mit Gefechtskopf, die Bodentruppen befähigen, präzise Schläge außerhalb der eigenen Sichtweite auszuführen. Ähnlich arbeiten die ebenfalls gelieferten Phoenix Ghosts, die aber weiter fliegen können. Des Weiteren wurden Lieferungen von schwerer Artillerie und gepanzerten Truppentransportern genehmigt.