Schach-WM: Schachspielerinnen drohen wegen Kopftuchzwang mit Boykott

Teheran - Dass Schach ein hochpolitischer Sport sein kann, weiß man spätestens seit der Amerikaner Bobby Fischer 1972 gegen den Russen Boris Spasski zum Match des Jahrhunderts in Helsinki antrat und den Kalten Krieg auf 64 Feldern fortsetzte. Nun steht erneut eine Schachmeisterschaft im Zentrum eines weltanschaulichen Konflikts.

Mitte September hatte der Weltschachverband in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku beschlossen, dass die nächste Weltmeisterschaft der Frauen im Februar 2017 im Iran stattfinden wird. Eine durchaus naheliegende Entscheidung: Schach gilt unter der iranischen Bevölkerung als äußerst populär und schließlich liegen die Ursprünge des königlichen Spiels in Persien. Der Name Schach kommt von Schah, König.

Schachspielerinnen erwägen Boykott

Doch einige der besten Schachspielerinnen der Welt drohen nun mit einem Boykott des Turniers. Ihnen war mitgeteilt worden, dass sie während des Turniers einen Hidschab tragen müssen. Das Tragen eines Kopftuchs in der Öffentlichkeit ist für alle Frauen im Iran gesetzlich vorgeschrieben.  Verstöße werden mit Geld- oder Haftstrafen geahndet.

Die 22-jährige US-Schachmeisterin Nazi Paikidze sagte gegenüber dem britischen Telegraph: "Es ist völlig unakzeptabel, eines der wichtigsten Frauenturniere an einem Ort abzuhalten, an dem sich Frauen bis heute mit einem Hidschab verhüllen müssen." Zwar verstehe und respektiere sie kulturelle Unterschiede. Aber in einem Land, in dem Frauenrechte derart harsch eingeschränkt seien, könnten Frauen einfach nicht in Sicherheit spielen.  Sie werde ganz bestimmt nicht an diesen Weltmeisterschaften teilnehmen.

Iranische Großmeisterin spricht sich für Teilnahme aus

Andere Spielerinnen pflichteten Paikidze bei. Der Kopftuchzwang verletze alles, wofür Sport stehe, sagte die ecuadorianische Schachmeisterin Carla Heredia. Sport sollte frei von jeder sexuellen oder religiösen Diskrimination sein.

Im britischen Guardian forderten dagegen iranische Schachspielerinnen ihre Kolleginnen zur Teilnahme auf. "Die Spiele sind wichtig für die Frauen im Iran. Sie geben uns eine Gelegenheit, unsere Stärke zu zeigen", argumentierte etwa die Großmeisterin Mitra Hejazipour. Schließlich sei die Frauen-Schachweltmeisterschaft das größte sportliche Ereignis in der Geschichte des Iran.