„Schwule Kommunistensau“: Linken-Politiker mit 17 Messerstichen attackiert

Berlin - Mit 17 Messerstichen ist das Schweriner Linke-Mitglied, Julian Kinzel, am Montagabend ins Krankenhaus in Wismar in Mecklenburg-Vorpommern eingeliefert worden. Kinzel ist Kreisvorstandsmitglied der Schweriner Linken und war am Montag gegen 17 Uhr in einem Park in der Nähe des Hauptbahnhofs in Wismar spazieren, als drei Angreifer ihn attackierten. „Die Männer müssen ihn gekannt haben“, sagt Peter Brill, Kreisvorsitzender der Linken in Schwerin, denn sie seien gezielt auf den jungen Mann zugegangen.

Ein Angreifer habe den 18-jährigen Kinzel zunächst in den Magen geschlagen, daraufhin sei er zusammengebrochen. Ein weiterer Angreifer habe dann ein Messer gezückt, ihn angegriffen und ihn mehrfach an Arm und Brust verletzt. Die Täter beschimpften Kinzel als „schwule Kommunistensau“ und „Zecke“. Einen Großteil der Attacken konnte Kinzel mit dem Arm abwehren. Die Männer konnten entkommen, nachdem mehrere Passanten vorbeikamen.

Angreifer trug Thor-Steinar-Kleidung

„Ein Spaziergänger hat Julian dann ins Krankenhaus gefahren, abends konnte er wieder entlassen werden“, sagte Brill dieser Zeitung. „Zum Glück haben wir Winter und Julian hatte dicke Jacken an, die ihn etwas geschützt haben.“ Einer der Angreifer soll Kleidung der Marke Thor Steinar getragen haben. Die szenetypische Kleidung ist vor allem bei Neonazis beliebt. Wismar und Umgebung hat eine präsente Neonaziszene. So gibt es beispielsweise das „Germanische Bollwerk“ in Warin, eine Neonazi-Verbindung, das „Thinghaus“ in Grevesmühlen, wo sich regelmäßig Rechte und NPD-Mitglieder treffen. Auch Jamel, das Neonazi-Dorf, wo im vergangenen Jahr ein Brandanschlag auf das Haus des Ehepaars Lohmeyer verübt wurde, liegt nur rund 15 Kilometer entfernt von Wismar.

Julian Kinzel hat am Dienstagnachmittag schriftlich bei der Polizei eine Anzeige erstattet. „Wir haben aber noch keine Erkenntnisse“, sagte die Rostocker Polizeisprecherin Isabel Wenzel am Mittwoch. „Wir haben auch noch nicht mit dem Opfer oder anderen Zeugen sprechen können, da er ja im Krankenhaus war.“

Kinzel postet auf Facebook

Kinzel ist vor zwei Jahren in die Linke eingetreten und studiert in Wismar Wirtschaftsrecht. Er hört gern Punkmusik und interessiert sich für Malerei. Auf seiner Facebook-Seite postete er am Dienstag, dass er sich nicht von „diesem feigen Angriff einschüchtern lassen“ werde. „Vielmehr fühle ich mich in meinem Weg, dem Kampf gegen menschenfeindliche und gewalttätige Ideologien bestätigt und werde mich umso vehementer gegen jede Form von Gewalt stark machen. Wir dürfen auf solche Attacken nicht mit Radikalisierung antworten. Unsere Antwort auf Hass muss Liebe, auf Dummheit Vernunft und auf Gewalt Solidarität sein“, schrieb er.

Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Matthias Höhn, verurteilte den Angriff auf den jungen Kollegen scharf: „Der aktuelle Fall belegt auf traurige Weise einmal mehr, wie gefährlich und menschenverachtend Rechtsextremismus ist - wir können ihn nur besiegen, wenn die Zivilgesellschaft geschlossen diesem Feind entgegentritt. Wer rassistische, fremdenfeindliche Ressentiments schürt, bereitet denen den Boden, für die Hass und Gewalt gegen alle, die vermeintlich anders sind, zur Normalität gehört.“