So reagiert das Netz auf die Wahl: „Die A100 wird bis zur Friedrichstraße verlängert“

Im Internet könnten die Kommentare über das Ergebnis der Berlin-Wahl nicht deutlicher sein: Wenn Rot-Grün-Rot bleibt, wird es lächerlich.

Ob der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey das Lachen bald vergeht?
Ob der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey das Lachen bald vergeht?Emmanuele Contini

Was hat wohl Franziska Giffey gedacht, als sie das finale Wahlergebnis sah? Sofort schießt ein Bild in den Kopf, in dem sie sich wie Rumpelstilzchen die Hände reibt und vor sich hin singt: „Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich aufs Ergebnis scheiß.“ Klingt brutal – spiegelt aber die Denke vieler Kommentare im Netz wider.

Es ist kein Geheimnis, dass die Berliner die rot-grün-rote Koalition noch nicht los sind. SPD, Grüne und Linke haben weiterhin die Mehrheit der Sitze. Vielen Menschen in den Social-Media-Kanälen erscheint das Weiterregieren dieser Koalition aber lächerlich.

Vielmehr noch macht man sich über die absurde Verkehrspolitik des alten Senats lustig. „Wieso verschwinden die ganzen Grünwähler nicht endlich aus unserer Stadt; lebt im Grünen: keine Autos, immer Ruhe, Natur, kein Lärm oder Dreck“, heißt es auf Instagram. 

Das sagen die Wähler zu einer Fortsetzung von Rot-Grün-Rot

Der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey wird vorgeworfen, machtsüchtig zu sein und auf die Wünsche der Wähler zu pfeifen. Auf die Äußerungen zu einer möglichen Fortsetzung der Koalition mit den Grünen und der Linken gibt es harte Kritik: „Klarer kann man nicht zum Ausdruck bringen, dass einem der Wählerwille völlig egal ist“, kommentiert ein Twitter-Mitglied. Die Gier nach Macht sei bei den Roten und Grünen stärker als die Einsicht, dass die Hauptstadt dringend einen Neustart brauche, sagt auch BILD-Politikchef Jan Schäfer.

Klarer kann man nicht zum Ausdruck bringen, dass einem der Wählerwille völlig egal ist.

Twitter-Nutzer

Die SPD hat nicht einen einzigen Wahlkreis in Berlin für sich gewonnen. Für viele Wähler ergründet sich daher nicht, weshalb die sozialdemokratische Partei dennoch weiter regieren möchte – und von Regierungsauftrag und Führungsanspruch spricht. Realitätsverlust und mangelnde Einsicht könne man hier nicht überbieten. Hoffentlich widerfährt Nancy Faeser, Bundesinnenministerin und Vorsitzende der hessischen SPD-Fraktion, nicht das gleiche Schicksal wie der Regierenden Bürgermeisterin. 

Wozu noch wählen gehen?

Ein weiterer Kritikpunkt: Giffeys Rechtfertigung nach den Wahlergebnissen. „Wir haben nur ein Jahr Zeit gehabt, um Weichen zu stellen, damit Dinge anders werden können“, sagte sie gestern im TV-Interview. Die SPD regiert allerdings seit März 1989 in Berlin mit – für Giffey war das anscheinend nur ein Jahr.

Wozu brauche man noch Wahlen, wenn sich sowieso nichts ändert, fragen viele Berliner. Albert Einstein würde dazu sagen: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“ „So ist das leider in der Demokratie“, heißt es von vielen im Internet. Ricarda Lang, Bundesvorsitzende der Grünen, sagte gestern Abend aber: „Das ist die parlamentarische Mehrheit.“

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.

Albert Einstein

Was sonst so?

Funfact der Berlin-Wahl: Die Ergebnisse von SPD, Grünen und Linken, gemessen an der Gesamtbevölkerung, ergeben in Summe etwa die Anzahl der nicht wahlberechtigen Personen in Berlin, sprich der Nichtdeutschen (20 Prozent).

Außerdem: Der RBB befragte gestern nach der Wahl Mitglieder des Berliner Turner-Vereins 1850 (BTV), um nicht nur Politiker-, sondern auch Wähler-Eindrücke einzufangen. Der BTV ist der zweitälteste Verein Berlins. Auch die Befragten gehören zu der älteren Generation. Martin, Wolfgang und Magdalena äußern nach der Reihe ihre Meinung. Man könne dabei fast schon von Satire reden, heißt es unter anderem in den Twitter-Kommentaren.

Martin vom BTV ist enttäuscht über das Ergebnis, weil er sich von der aktuell regierenden Koalition beim Klimawandel und der Kluft zwischen Arm und Reich mehr verspricht als von jeder mit der CDU gebildeten Koalition. Wolfgang hingegen sagt: „Wir waren mit dem alten Senat nicht zufrieden und haben deshalb neu gewählt – mit der neuen Wahl bin ich sehr zufrieden.“ Für Magdalena ist die Wahlwiederholung nichts Besonderes. Dennoch sei es peinlich und teuer für die Stadt. Damit hat der RBB doch alle Meinungen abgebildet – klasse.

Und was ist eigentlich mit der FDP?

Über die Freien Demokraten spricht irgendwie keiner mehr – und wenn, dann nur über ihr Versagen. Ist daran Marie-Agnes Strack-Zimmermanns mit ihrem Auftritt beim Aachener Karneval schuld? Jetzt heißt es: #Es gibt ein absolutes Ende der FDP.

Protestwahl ohne Erfolg

„Deutschland ist, wenn du vor der Wahlkabine nicht überlegst, welche Partei das Beste für Deutschland ist, sondern welche am unwahrscheinlichsten alles gegen die Wand fährt“, heißt es in den Twitter-Kommentaren zur Berlin-Wahl. Ob das aber in der Realität etwas ändert, bleibt in Berlin noch offen – denn Gewinner ist hier nicht gleich Sieger.