Tragödie in Polen: Politik und Medien in Aufruhr nach Tod eines 15-Jährigen
Der Sohn einer polnischen Oppositionspolitikerin ist tot. Die Umstände beschäftigen das ganze Land. Was bislang bekannt ist.

Politik und Medien in Polen sind in Aufruhr, nachdem ein 15-Jähriger offenbar Suizid begangen hat. Dies geht aus polnischen Medienberichten hervor. Demnach ermittelt die Staatsanwaltschaft „routinemäßig“ zum Tod des Sohnes einer Oppositionspolitikerin. Das Mitglied des polnischen Parlaments hatte den Tod am Freitag auf Facebook öffentlich gemacht. Die Beerdigung soll demnach am Dienstag stattfinden.
Zu den Hintergründen: Im Jahr 2020 nahm die Polizei der Region Westpommern einen LGBT-Aktivisten fest, dem unter anderem von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen wurde, den damals 13-Jährigen belästigt zu haben. Der Mann befindet sich laut Gazeta Wyborzca in Haft, nachdem er unter Ausschluss der Öffentlichkeit verurteilt wurde.
Rozliczymy PiS z każdego łajdactwa, ze wszystkich ludzkich krzywd i tragedii, do jakich doprowadzili, sprawując władzę. Przyrzekam.
— Donald Tusk (@donaldtusk) March 4, 2023
Der Beschuldigte hatte laut Medienberichten verschiedene Funktionen im Marschallamt Westpommerns inne. Im Dezember 2022, mehr als zwei Jahre später also, schrieb ein Journalist des öffentlich-rechtlichen Senders Radio Stettin über den Fall und bezichtigte die Opposition des „Schweigens“. Mehrere weitere regierungsnahe Medien berichteten daraufhin ebenfalls über den Fall, aber offenbar so, dass die Informationen Rückschlüsse auf die Identität des Opfers zuließen.
Donald Tusk: PiS „zur Rechenschaft ziehen“
Die Gazeta Wyborcza schreibt, dass PiS-Politiker infolgedessen auch die Mutter des Opfers, die Oppositionspolitikerin der Bürgerkoalition, in den sozialen Netzwerken angriffen. Einige Social-Media-Beiträge wurden nach Bekanntwerden des Todes des Kindes gelöscht.
Polnische Medien und Politik schieben sich nun gegenseitig die Schuld zu. So schrieb beispielsweise der polnische Oppositionspolitiker Donald Tusk am Samstag auf Twitter: „Wir werden die PiS für jeden Schurken, für alle menschlichen Schäden und Tragödien, die sie an der Macht verursacht hat, zur Rechenschaft ziehen. Das verspreche ich.“
Zudem wurde am Wochenende eine Petition gestartet, die sich gegen den Journalisten richtet, der im Dezember 2022 über den nun Toten berichtet hatte. Dem Journalisten soll eine hohe polnische Auszeichnung durch Präsident Andrzej Duda aberkannt werden. Mehr als 2000 Menschen haben die Petition bislang unterzeichnet.
Telefonseelsorge: Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de
Kinder- und Jugendtelefon: Das Angebot des Vereins Nummer gegen Kummer richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis sonnabends von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Sonnabend nehmen die jungen Berater des Teams Jugendliche beraten Jugendliche die Gespräche an. nummergegenkummer.de.
Muslimisches Seelsorge-Telefon: Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch Türkisch. mutes.de
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention: Eine Übersicht aller telefonischen, regionalen, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de