SPD: Andrea Nahles gilt als Favoritin bei der Wahl einer neuen Parteivorsitzenden am Sonntag

Wiesbaden - Erstmals in ihrer 155-jährigen Parteigeschichte wählt die SPD am (heutigen) Sonntag bei einem Sonderparteitag in Wiesbaden (ab 11.00 Uhr) eine Frau zur Vorsitzenden.

Bundestagsfraktionschefin Andrea Nahles (47) ist die klare Favoritin, gegen sie tritt die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange (41) an. Zur Eröffnung spricht der hessische SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel, der im Herbst eine Landtagswahl zu bestehen hat. Er sagte am Samstag, der Parteitag solle den Startschuss für die Erneuerung der SPD geben. Davon verspreche er sich auch Rückenwind für den Landtagswahlkampf.

Lange wirft Nahles fehelnde Basisnähe vor

Es ist in der Geschichte der Bundesrepublik erst die zweite Kampfkandidatur bei einem SPD-Bundesparteitag, 1995 hatte Oskar Lafontaine - unterstützt von der damaligen Jusos-Chefin Nahles - den Vorsitzenden Rudolf Scharping gestürzt.

Bei der Bundestagswahl waren die Sozialdemokraten auf 20,5 Prozent abgestürzt, gerade in Ostdeutschland ist die einstige linke Volkspartei von der rechtspopulistischen AfD überrundet worden. Nahles hat einen umfassenden Erneuerungsprozess versprochen, parallel zur Regierungsarbeit in der großen Koalition. Lange wirft Nahles fehlende Basisnähe vor. In Parteikreisen wurde als Ziel für Nahles ein Ergebnis von 75 Prozent plus X genannt.

Es ist nach einem turbulenten Jahr der fünfte SPD-Parteitag in 13 Monaten. Nach dem unter großen Bauchschmerzen erfolgten Eintritt in die große Koalition war der umstrittene Vorsitzende Martin Schulz zurückgetreten, kommissarisch übernahm SPD-Vize Olaf Scholz das Amt. Es wird erwartet, dass auch er in Wiesbaden spricht. (dpa)