Staatsanwaltschaft: Täter sind teilweise der linken Szene zuzurechnen

Im Internet wird darüber diskutiert, ob die Schläger vom 1. Mai die „Heute-Show“-Leute mit „neurechten Medienaktivisten“ verwechselten.

Berlin-Nach dem Überfall auf ein ZDF-Kamerateam ermittelt der polizeiliche Staatsschutz gegen eine Gruppe von rund 15 Personen. Sie sind laut Staatsanwaltschaft teilweise der linken Szene zuzurechnen, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag mit.

Die beschädigte Ausrüstung des ZDF-Kamerateams.
Die beschädigte Ausrüstung des ZDF-Kamerateams.dpa

Ob dieser Umstand die Tatmotivation begründete, sei Gegenstand der Ermittlungen, so Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Bei drei Festgenommenen hat die Polizei „Erkenntnisse im Bereich der politisch motivierten Kriminalität links“. Eine der  Personen sei seit 2015 als „Gewalttäter“ aus dem linken Spektrum bekannt.  

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Das ZDF-Team hatte zusammen mit dem Satiriker Abdelkarim am Nachmittag des 1. Mai für die „Heute-Show“ bei der Demonstration gegen die Corona-Vorschriften am Rosa-Luxemburg-Platz gedreht. An der Demo nahmen Menschen aus einem breiten politischen Spektrum teil – von links- bis rechtsaußen, sowie Esoteriker und Impfgegner. Dabei wurden auch Verschwörungstheorien propagiert.

Als die Fernsehleute auf dem Rückweg waren, wurden sie an der Rochstraße, nahe des Alexanderplatzes, von mindestens 15 Vermummten angegriffen. Der Redakteur, der Kameramann und der Kameraassistent sowie drei private Wachleute wurden zum Teil erheblich verletzt. Abdelkarim blieb unverletzt. Die Täter seien mit Totschlägern bewaffnet gewesen und hätten dem Tonassistenten ins Gesicht getreten, wird Harald Ortmann, Geschäftsführer der beteiligten Produktionsfirma, auf der ZDF-Nachrichtenseite zitiert.   Auf Fahrrädern und in einem Auto flohen die Täter.

Kurz darauf nahm die Polizei sechs Verdächtige fest. Es soll sich um vier Männer im Alter von 24, 25 und 31 Jahren und um zwei Frauen im Alter von 25 und 27 Jahren handeln. Alle wurden am Sonnabend wieder freigelassen – mangels „dringenden Tatverdachts“, der Haftbefehle rechtfertigt, oder weil es keine Haftgründe wie Flucht- oder Verdunkelungsgefahr gab.

Gegenüber dem Spiegel sagte Ortmann: „Es war überhaupt nicht erkenntlich, für wen wir gedreht haben – das Kamerateam hatte zum Beispiel keinen Popschutz mit ZDF-Logo dabei oder ähnliches.“ Die Attacke wird im Netz diskutiert: Möglicherweise hätten die Angreifer das Fernsehteam mit neurechten Medienaktvisten verwechselt, heißt es etwa auf einer Antifa-Seite. Auf solche Spekulationen wollen sich die Ermittler nicht öffentlich einlassen. Die Aufklärung der Tat sei angesichts der Dynamik und Unübersichtlichkeit des Geschehens schwierig, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Eine Vielzahl von Zeugen sei zu vernehmen. „Die bislang vorliegenden Zeugenaussagen ergeben nicht in allen Details ein einheitliches Bild“, so Steltner. Auch müsse noch Material aus den umliegenden Überwachungskameras ausgewertet werden.  

Die Bundesregierung verurteilte den Angriff inzwischen. „Wer Journalisten angreift, bedroht, verletzt, der steht weit außerhalb unserer demokratischen Ordnung und der muss uns alle gegen sich haben“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin.