Stockholm: Erste Versicherung für Schwarzfahrer
Heute möchten wir Ihnen eine absolut todsichere Geschäftsidee vorstellen. Eine Idee, die ein sorgloses und glückliches Leben erlauben würde, ein Leben, das ganz in der Gemeinschaft lieber und netter Menschen aufgehoben wäre, lauter Menschen übrigens, die ein politisches und soziales Ziel hätten und deren solidarischer Willen sogar die Welt verändern könnte. Das klingt zu gut, um wahr zu sein? Nun, wir wollen nicht verschweigen, dass es wie bei jeder Geschäftsidee gewisse Risiken gibt. Aber hey, das versteht sich ja wohl von selbst.
So, genug geredet, kommen wir endlich zur Sache, kommen wir zur Schwarzfahrerversicherung. Jeder kennt das Problem: Mal wieder in Eile gewesen, das Portemonnaie vergessen, die Fahrkarte nicht entwertet, das letzte Geld für Zigaretten ausgegeben oder einfach keine Lust gehabt zu zahlen – kaum haben wir ein öffentliches Verkehrsmittel bestiegen und werden bei einer der nun mal obligatorischen Fahrkartenkontrollen erwischt, ist der Ärger da.
Die Entrichtung eines erhöhten Beförderungsentgelts wird nun aufwendig in die Wege geleitet. Ein peinlicher Vorgang auch, beinahe eine öffentliche Hinrichtung, vor allem wegen des schadenfrohen Grinsens aufseiten der bis dahin gleichgültigen Mitfahrgemeinschaft.
Beneidenswertes Geschäftsmodell
Wo haben diese Menschen bloß ihren Stolz gelassen? Genau hier kommt die Schwarzfahrerversicherung ins Spiel. In Stockholm gibt es sie bereits seit Jahren, planka.nu – so heißt die pfiffige Internetadresse, die zugleich der Name des Unternehmens ist, aus dem Schwedischen übersetzt: freie Fahrt, jetzt. Die New York Times schwärmte schon von einem „beneidenswerten Geschäftsmodell“. Dabei bezahlen die Versicherungsnehmer nur einen geringen Beitrag in die Gemeinschaftskasse ein, von der dann die Strafen beglichen werden. Statt der Fahrkarte zückt der Delinquent lässig seine Versicherungspolice. Endlich wieder angstfrei fahren!
Planka.nu hat etwa 500 Mitglieder, nach eigenen Angaben nimmt die Organisation 5500 Euro im Monat ein, macht sogar Gewinn und vertritt ein hehres Ziel. Die Schweden möchten nämlich, dass genauso wie die öffentlichen Gehsteige von Steuergeldern bezahlt werden, auch der öffentliche Personennahverkehr von der Allgemeinheit getragen wird. Freie Fahrt für freie Bürger, könnte das Motto lauten – für stolze Bürger, die ohne pekunäre Hindernisse und ohne inquisitorische Kontrolle den ganzen öffentlichen Raum wieder in Besitz nehmen.
Blöd an dieser Idee ist nur, dass dann der Staat mal wieder ganz allein für die Freiheit einzustehen hätte. Von bürgerlichem Stolz kündete das nicht unbedingt.