Streit um Expeditionsschiff: Amundsens Schiff kehrt nach Norwegen zurück

Es war ein verwegener Plan. Einige Jahre nachdem Roald Amundsen als erster Mensch den Südpol erreicht hatte, wollte der norwegische Polarforscher noch einmal Geschichte schreiben. Im Jahre 1918 brach Amundsen daher mit seinem Dreimaster „Maud“ auf, um die gefürchtete Nordostpassage von Europa nach Amerika zu durchsegeln und sich am Ende vom Packeis bis an den Nordpol treiben zu lassen. Doch das Vorhaben scheiterte. Amundsen gab die „Maud“ auf und ließ sie in der Arktis zurück.

Über neunzig Jahre später werden die Überreste des legendären Expeditionsschiffes nun nach Norwegen zurückkehren. Nach einem jahrelangen diplomatischen Tauziehen zwischen Kanada und Norwegen stimmten die Behörden in Ottawa der Rückführung der „Maud“ zu. Man anerkenne mit der Entscheidung die historische Bedeutung und gemeinsame Verantwortung beider Länder für das Wrack, teilten die kanadischen Behörden mit.

Der Status der „Maud“ war lange umstritten. Das Segelschiff war 1916 in Asker nahe Oslo gebaut und nach der gleichnamigen norwegischen Königin benannt worden. Da Amundsen in seiner Heimat als ein Nationalheld gilt, betrachtet Norwegen alle mit dessen Namen verbundenen Artefakte wie nationales Eigentum – so auch die „Maud“. Doch weil der Entdecker das Schiff im Eismeer zurückgelassen hatte, kam es danach in den Besitz eines kanadischen Unternehmens und wurde in „Baymaud“ umbenannt. Ein paar Jahre lang wurde es noch als Warenlager und als Radiostation benutzt, dann sank der Dreimaster 1930 in einer flachen Bucht von Cambridge Bay, einer kleinen Gemeinde in der Arktis Kanadas.

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In dem Hafen von Cambridge Bay ragt das Wrack der „Maud“ bis heute halb aus dem Wasser und modert zwischen ein paar Wellblechhütten, Holzhäuschen und silbernen Treibstofftanks vor sich hin. Die rund 1 500 Bewohner der Siedlung, viele von ihnen Ureinwohner, schätzen das Wrack, denn es gilt als eine der wenigen Attraktionen in der Gegend.

Nächsten Sommer soll die „Maud“ ihre Heimreise antreten. Die Rückführung kostet rund sechs Millionen Dollar.