Studie der TU-Dresden: Typischer Pegida-Anhänger ist 48, männlich und gut gebildet

Dresden - Seit Mittwoch weiß man mehr. Der durchschnittliche Mitmarschierer bei Pegida-Kundgebungen ist ein 48-jähriger Mann. Er entstammt der Mittelschicht, lebt in Dresden oder Umgebung, gehört keiner Kirche und keiner Partei an, hat Arbeit und ist gut gebildet. Das hat ein Team um den Politikwissenschaftler Hans Vorländer von der Technischen Universität Dresden herausgefunden. Die Wissenschaftler haben 400 Pegida-Teilnehmer an drei Montagen um den Jahreswechsel herum befragt. Laut Vorländer war es nicht einfach, überhaupt 400 Gesprächspartner zu finden, mehr als jeder zweite wollte nichts sagen.

Wo kommen die Pegida-Marschierer her? Gut ein Drittel (36 Prozent) stammt aus Dresden und der Umgebung, 38 Prozent sind aus Sachsen und neun Prozent kommen aus einem anderen Teil Ostdeutschlands. Sechs Prozent der Pegida-Teilnehmer reisen aus Westdeutschland an.

Meistens konfessionslos

Was verdienen sie? Der größte Anteil der Befragten (24 Prozent) verdient netto zwischen 801 und 1500 Euro im Monat, 19 Prozent zwischen 1501 und 2500 Euro. Der geringste Teil (9 Prozent) gab an, mehr als 3 500 Euro zu verdienen. Der Durchschnitts-Pegida-Anhänger liegt damit leicht über dem sächsischen Durchschnittseinkommen.

Was glauben sie? 73 Prozent der Befragten haben keine Konfession, vier Prozent sind katholisch, 21 Prozent protestantisch. Zwei Prozent haben eine andere Glaubensrichtung.

Was bewegt sie? „Es geht um eine tief empfundene Kluft zwischen der Politik und den Medien auf der einen und dem Willen der Bürger auf der anderen Seite – also den Widerspruch von denen da oben und uns da unten“, sagt Politikwissenschaftler Vorländer.

Was aus der Bewegung wird, die am vergangenen Montag über 25 000 Menschen in Dresden zusammentrommelte, wissen auch die Forscher nicht. Ob sich Pegida etabliert oder wieder auflöst, konnten sie nicht beantworten.

Die sächsische Landesregierung unter CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich muss sich mit konkreten Fragen herumschlagen. Sie ist hin und hergerissen bei der Frage, ob sie nur Pegida-Anhängern ein Gesprächsangebot machen soll oder auch deren Führungsgruppe um Lutz Bachmann und Kathrin Oertel. Die CDU/SPD-Regierung organisiert gerade große Bürgerforen, auf denen bis zu 300 Leute mit Ministern der Staatsregierung über ihre Sorgen und Nöte sprechen können sollen. Angeblich soll es in der nächsten Woche in Dresden losgehen.

Gleichzeitig will man nun offenbar auch mit der Pegida-Führung sprechen, was wochenlang ein Tabu war, auch weil auf Pegida-Kundgebungen Tillich und Kanzlerin Angela Merkel beschimpft wurden. Innenminister Markus Ulbig (CDU) erklärte nun im MDR, er wolle mit jedem sprechen, der dialogbereit sei. Dabei schloss er auch die Verantwortlichen nicht mehr aus. Er sei bereit, in den Dialog einzutreten. Wie, wann und wo genau das geschehen soll, ließ Ulbig offen. Bislang habe es keine konkret terminierte Einladung an Pegida-Vertreter gegeben, sondern nur ein allgemeines Angebot an die gesamte Pegida-Bewegung.

Vielleicht wird es ja jetzt etwas. Pegida-Organisatorin Oertel zeigte sich jedenfalls erfreut über das Angebot aus dem Innenministerium. „Wir nehmen ihm seine Beleidigung von uns Organisatoren als Rattenfänger nicht mehr übel“, sagte sie über Ulbig. „Sie ist sicher seiner Voreingenommenheit uns gegenüber geschuldet gewesen. Wir erwarten gern einen zeitnahen Vorschlag für ein Treffen.“

Im Dresdner Stadtteil Laubegast haben Anwohner offenbar die Einrichtung eines Asylbewerberheims verhindert. Dort sollte ein Hotel zu einem Übergangsheim umgebaut werden. Der Hotelier zog sein Angebot an die Stadt zurück. Der Mann sei bedroht worden, teilte Dresdens Sozialbürgermeister Martin Seidel mit. Neben asylkritischen Schmierereien am Hotel sei es auch zu Gewaltdrohungen in sozialen Netzwerken gekommen.