Taifun Haiyan: Präsidialer Krisenhelfer
Tacloban - Da hatten die Beamten sorgfältig Erklärungen vorbereitet, um die Probleme bei der Hilfe für die Opfer des verheerenden Taifuns „Haiyan“ zu rechtfertigen. Doch dann wollte der philippinische Präsident Benigno Aquino sie am Wochenende bei seinem Besuch in der Katastrophenregion Tacloban nicht hören. „Sagen Sie mir lieber gleich, was Sie brauchen“, unterbrach der 53-Jährige die Ausführungen, „damit wir den Leuten da draußen helfen können.“
Es war der zweite Besuch Aquinos in der Region seit dem Taifun vom 8. November. Und weil inzwischen Kritik an seinem Krisenmanagement aufgekommen war, entschied er am Montag kurzentschlossen, so lange in der Unglücksregion zu bleiben und das Kommando selbst zu übernehmen, bis die Hilfe funktioniert.
Benigno Aquino will wieder so wohlgelitten sein wie vor dem Taifun. Damals brummte die Wirtschaft des Landes. Seine Kampagne gegen Korruption – nicht sehr wirkungsvoll, aber gutklingend – steigerte seine Beliebtheit. Doch seit dem Taifun gilt der Präsident als unfähig.
Vor dem Wirbelsturm hatte Aquino verkündet: „Unser Motto lautet – null Tote“. Es ist sicher nicht seine Schuld, dass die Stadtverwaltung von Tacloban Zehntausende von Evakuierten ausgerechnet in einer Gegend unterbrachte, die erst kürzlich dem Meer abgerungen worden war. Die vermeintlich Geretteten waren die ersten Opfer der Flut. Aquino s Behauptung aber, die Zahl der Toten sei geringer als befürchtet, kostete ihn jede Glaubwürdigkeit. Jeder der 100 Millionen Bewohner weiß, dass 22.000 Namen auf einer Vermisstenliste des Roten Kreuzes stehen.
Einer der Gründe für die Fehltritte des Präsidenten ist, dass sein Team versucht, die Katastrophe kleinzureden. Zudem findet sich der Präsident plötzlich in einer ungewohnten Lage. Der Sohn von Benigno Aquino II, der von Schergen des Diktators Ferdinand Marcos ermordet wurde, und von Corazon Aquino, der ersten demokratisch gewählten Präsidentin des südostasiatischen Landes, musste noch nie für seine Popularität kämpfen.
Sie fiel ihm als Spross der Dynastie, die für Demokratie steht, in den Schoß. Inzwischen wird deutlich, dass der Kettenraucher, Junggeselle und Frauenheld um seine politische Glaubwürdigkeit kämpfen muss. Und er kämpft, wie der höchstpersönliche Präsidenteneinsatz zeigt. Pikant daran ist, dass der Bürgermeister von Tacloban, Alfred Romualdez, zum rivalisierenden politischen Clan gehört. Er ist der Neffe der früheren Diktator-Witwe Imelda Marcos.