„Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke“

Noch immer werden viele Haustiere unüberlegt verschenkt und den neuen Besitzern dann lästig. Ein „Haustier-Berater“ im Internet soll das verhindern.

Mainz/Henndorf am Wallersee-„Verschenken Sie bitte, bitte zu Weihnachten nicht unüberlegt Tiere“: Diesen Appell von Schlagersänger und Neu-Hundehalter Patrick Lindner können Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und der Tierschutzbund nur unterstützen.

Eine Katze unterm Weihnachtsbaum -  süß, aber in vielen Fällen kein passendes Geschenk.
Eine Katze unterm Weihnachtsbaum - süß, aber in vielen Fällen kein passendes Geschenk.imago images / Ardea

Lindner und sein Lebensgefährte Peter Schäfer haben „Obelix“, einen kleinen Hund in Not, adoptiert - nach reiflicher Überlegung, wie der Musiker sagt. „Uns ist ganz wichtig, dass wir die Menschen so kurz vor Weihnachten noch einmal wirklich drauf aufmerksam machen. Tiere sind Lebewesen. Sie brauchen Zeit und vor allem viel Liebe.“

Haustier-Berater im Internet soll helfen

„Die Anschaffung eines Haustiers muss sorgfältig überlegt werden“, sagte auch Klöckner der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Dabei soll ein „Haustier-Berater“ helfen, den ihr Bundesministerium auf seine Homepage gestellt hat. Daraus geht beispielsweise hervor, dass die beliebten blau-gelben Doktorfische als schwierig zu pflegen gelten, für einen Hund im Monat mindestens 90 Euro Kosten eingeplant werden müssen und für zehnjährige Kinder Terrarientiere nicht geeignet sind.

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Neben dem Alter der Tierhalter orientiert sich der Online-Berater in Sachen Haustierkauf an der Größe des gewünschten Tiers, seiner Herkunft, dem Pflegebedarf, dem „Kuschelfaktor“, der Lebenserwartung sowie an den monatlichen Kosten für die Haltung.

Viele geschenkte Haustiere landen im Tierheim

„Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke“, betonte die Sprecherin des Deutschen Tierschutzbunds, Hester Pommerening. „Weihnachten ist mit dem ganzen Trubel nicht unbedingt der ideale Zeitpunkt für den Einzug eines tierischen Mitbewohners.“ Und: „Lebewesen sind keine Sache wie Spielzeug oder Pullover, die man abhakt oder sogar umtauscht.“

Viele unüberlegt angeschaffte Tiere würden über kurz oder lang ausgesetzt oder einem Tierheim übergeben, sagte Pommerening. Typisch sei der erste Sommerurlaub nach der Anschaffung des lästig gewordenen Meerschweinchens oder Hundes. Oder wenn die neuen Tierbesitzer bemerkten, dass sie mit den Haltungsbedingungen doch nicht klar kämen, oder die Kinder sich doch nicht so sehr um den Hamster, den Hund oder den Wellensittich kümmerten wie in der ersten Begeisterung zugesagt. Zahlen über ausgesetzte Haustiere gebe es aber nicht.

„Tiere Kindern zu schenken, geht gar nicht.“

Viele Tierheime vermitteln im Dezember gar keine Tiere mehr, um zu verhindern, dass sie unter dem Weihnachtsbaum landen, berichtete der Vorsitzende des Deutschen Tierschutzbunds Rheinland-Pfalz, Andreas Lindig. Interessenten könnten in dieser Zeit aber durchaus eine Katze ihrer Wahl im Tierheim streicheln oder einen gewünschten Hund ausführen.

Insbesondere als Überraschungsgeschenk seien Tiere überhaupt nicht geeignet, warnte Lindig. Ältere Menschen im Ruhestand bekämen immer wieder von ihren Kindern einen Hund, weil sie den doch schon immer wollten und gerne spazieren gingen. „Die Familienplanung bei den Eltern ist aber oft ganz anders“, warnt Lindig. „Tiere Kindern zu schenken, geht gar nicht.“

Haustierzubehör ist das bessere Weihnachtsgeschenk

Eine ordentliche Versorgung sei von ihnen nicht dauerhaft zu erwarten. Die Eltern müssten sich klar sein, dass sie sich das Tier schenkten und dass sie die Verantwortung trügen. Viele Eltern dächten auch nicht darüber nach, was der zehn Jahre alte Nachwuchs mit einem Tier anfange, das eine Lebenserwartung von 20 Jahren habe.

Wer ernsthaft interessiert sei, solle Zubehör, einen Ratgeber, einen Käfig oder einen Gutschein zu Weihnachten verschenken. Zubehör sei oft ohnehin das Teuerste, sagte Lindig. „Ein Kaninchen kriegt man schon für 20 Euro, einen Stall, in dem es sich wohl fühlt aber erst so ab 300 Euro.“

Happy End für Fellknäuel Obelix

Lange habe man gemeinsam überlegt, ob der Hund in das gemeinsame Leben passe, berichtete Lindner. „Obelix“, ein zotteliges weißes Fellknäuel, lebte bisher auf einem Gnadenhof. Das Tier ist das Baby einer völlig verwahrlosten Hündin. Die Mutter war im März dieses Jahres gemeinsam mit mehr als 60 anderen Hunden aus einer Tierhortung befreit worden, zwei Wochen später kam „Obelix“ per Kaiserschnitt zur Welt. Lindners Lebensgefährte Schäfer sah den Hund im November bei einer Benefizveranstaltung. Mit schwarzen Knopfaugen habe „Obelix“ sofort das Herz von Lindners Partner erobert.