Tiergarten Berlin: Indianer fordern Felsen zurück

Caracas - Seit Jahren sorgt ein roter Felsbrocken im Berliner Tiergarten für Ärger zwischen Venezuela und Deutschland. Vor der deutschen Botschaft in Caracas hat nun eine Gruppe von Ureinwohnern für die Rückgabe des 30 Tonnen schweren Felsens demonstriert, der in Mitte als Kunstwerk ausgestellt ist. Die etwa 50 Demonstranten gehörten verschiedenen venezolanischen Indianervölkern an. Sie waren in rote Tracht gekleidet, mit indianischen Symbolen geschminkt und führten traditionelle Tänze auf.

Auf Transparenten forderten die Demonstranten die Rückgabe von „Kueca“ - so nennen die Indianer den Felsen, der ihnen als heilig gilt. „Kueca“ ist das indianische Wort für „Großmutter“ - der Legende nach handelt es sich bei dem Felsen um eine in Stein verwandelte alte Frau.

Der Stein sei entführt worden

Der zwölf Kubikmeter große Felsbrocken lag ursprünglich in der Region Gran Sabana im Süden von Venezuela, dem traditionellen Gebiet der Pemón-Indianer. 1998 überließ ihn die venezolanische Regierung dem deutschen Künstler Wolfgang von Schwarzenfeld. Daraufhin wurde der Felsen nach Deutschland gebracht, wo ihn der Künstler bearbeitete und polierte und schließlich im Rahmen seines Projekts „Global Stone“ (Weltweiter Stein) im Tiergarten aufstellte.

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Für die Pemón-Indianer in Venezuela ist der Stein jedoch heilig. Er dürfe noch nicht einmal angefasst werden und sei illegal aus dem Nationalpark Canaima entwendet worden, sagte die Abgeordnete Gladys Requena. Der Künstler bestreitet dies. Ziel seines „Friedensprojekts“ war es, auf jedem Kontinent zwei besondere Steine zu finden und sie zu bearbeiten. Je ein Stein blieb in seinem Ursprungsland, den zweiten brachte er in den Tiergarten.

Niemand hatte die Absicht, den Stein zu stehlen

Das Parlament in Caracas hat nun einen Antrag gestellt, um den Stein wieder zurück in seine Heimat zu holen. Die Ureinwohner sehen durch den damaligen Abtransport des Steins nach Deutschland ihre Rechte verletzt. „Kueca“ sei ohne Zustimmung der Indianergemeinden „entführt“ worden, sagte der Sprecher der Pemón, Melchor Flores, vor der deutschen Botschaft. Botschafter Georg Clemens Dick sagte zu, die Forderung der Indianer nach Rückgabe des Felsens nach Berlin zu übermitteln. Er versicherte zugleich, dass Deutschland nie die Absicht gehabt habe, den Stein zu stehlen, sondern dass dieser als Geschenk des Landes Venezuela betrachtet worden sei. (BLZ/afp)