TIMSS: Studie zeigt, dass deutsche Kinder Probleme mit Mathe haben
Berlin - Die deutschen Grundschüler haben Probleme in Mathe. Im internationalen Vergleich schneiden die Viertklässler schlechter ab als ihre Altersgenossen im Durchschnitt der EU- und OECD-Staaten. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Bildungsstudie TIMSS, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Besonders bedenklich ist, dass Deutschland ein doppeltes Problem hat: Zu wenige Schüler schaffen es in die Spitzengruppe. Gleichzeitig können viel zu viele die einfachsten Aufgaben nicht lösen.
In Mathematik erreichen die getesteten Schüler in Deutschland einen Kompetenzmittelwert von 522 Punkten. Das entspricht etwa dem Ergebnis, das Deutschland bereits bei seiner ersten Teilnahme im Jahr 2007 erreichte. Damals lag Deutschland damit gut im Rennen – was nach dem schlechten Abschneiden bei der Pisa-Studie 2001 als Erfolg gewertet wurde. Nur: Mittlerweile sind viele, die damals in der Spitzengruppe lagen, noch stärker geworden. Während die deutschen Ergebnisse stagnieren, sind die Schüler in einst schwächeren Ländern besser geworden.
Für TIMSS wurden 300.000 Schüler getestet
Für TIMSS („Trends in International Mathematics and Science Study“) ließen sich im Jahr 2015 weltweit mehr als 300.000 Grundschüler in gut 50 Staaten und Regionen testen. In Deutschland wurden rund 4000 Kinder aus mehr als 200 Schulen einbezogen. Der Leiter der Studie, Wilfried Bos, vom Institut für Schulentwicklungsforschung an der Technischen Universität Dortmund, verwies darauf, dass nicht nur traditionell stark abschneidende asiatische Länder bessere Ergebnisse als Deutschland haben, sondern auch die Niederlande, Polen oder Dänemark.
Bos lieferte nur den Befund – was andere besser machten, könne man aus den Daten nicht herauslesen, sagte er. Bildungsforscher wie der OECD-Experte Andreas Schleicher hatten in der Vergangenheit zum Beispiel bemängelt, in deutschen Klassenzimmern fehle es an gegenseitigen Unterrichtsbesuchen der Lehrer und gemeinsamer Vorbereitung.
Der Anteil der Schüler, die Leistungen auf höchstem Niveau erbringen, liegt gerade mal bei 5,3 Prozent. In Ungarn sind es mehr als zwölf Prozent, in Japan 32 und in Singapur 50 Prozent. Gerade die leistungsstarken Grundschüler in Deutschland fühlen sich in Mathe eher gelangweilt. Die Kultusministerkonferenz und das Bundesbildungsministerium haben am Montag, also einen Tag vor Veröffentlichung der TIMSS-Ergebnisse, ein Programm für leistungsstarke Schüler mit 125 Millionen Euro für zehn Jahre vorgestellt.
Deutschland verschlechtert sich weiter
Noch mal leicht schlechter als in den vorherigen Runden der Studie liegt Deutschland mit der Zahl der Schüler am unteren Ende der Leistungsskala. Mehr als 23 Prozent der Viertklässler verfügen über so schwache mathematische Fertigkeiten, dass ihnen das weitere Lernen größte Schwierigkeiten bereiten wird. Im Übrigen gilt: Bei der Vergabe von Chancen geht es noch immer höchst ungerecht zu. Das Kind eines Professors hat bei gleicher Begabung und gleicher Leistung eine 2,5 mal höhere Chance eine Empfehlung für das Gymnasium zu bekommen wie das eines Facharbeiters.
Die Ergebnisse der Studie seien „kein Grund, in Sack und Asche zu gehen“, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die Bremer Bildungssenatorin Claudia Bogedan. Sie verwies darauf, dass die Schülerschaft vielfältiger und schwieriger geworden sei. So stieg der Anzahl von Viertklässlern mit besonderem Förderungsbedarf von 3,4 Prozent im Jahr 2007 auf 5,9 Prozent im Jahr 2015. Der Anteil der Schüler, deren Eltern beide einen Migrationshintergrund haben, stieg von 17,2 auf 22,4 Prozent an.
Keine Informationstechnologien im Unterricht
Auch in den Naturwissenschaften liegen die deutschen Ergebnisse auf dem Niveau von 2007 und 2011. In diesem Fall liegt Deutschland damit im EU-Mittel, steht also im Vergleich besser da als in Mathe.
Einen internationalen Ausnahmewert – im negativen Sinn – erzielt Deutschland übrigens, was die Teilnahme an Fortbildungen zum Thema des Einsatzes von Informationstechnologien im Unterricht angeht. In den vergangenen zwei Jahren haben dies lediglich 1,5 Prozent der Mathelehrer in den Grundschulen getan.