Das süße Gift: Bundesrat möchte Vapes für Jugendliche verbieten

Einweg-E-Zigaretten sind besonders unter Jugendlichen beliebt, aber auch gesundheitsschädlich. Jetzt will der Bundesrat sie europaweit verbieten lassen.

Werden Einweg-E-Zigaretten, die sogenannten Vapes, bald verboten?
Werden Einweg-E-Zigaretten, die sogenannten Vapes, bald verboten?Marijan Murat/dpa

Strawberry Ice, Pina Colada oder doch lieber Cola? Wer denkt, dass sich diese Frage auf die Wahl eines Getränks bezieht, liegt falsch. Es handelt sich um die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen von E-Zigaretten. Doch wenn es nach dem Bundesrat geht, werden sich Nutzer von Einweg-E-Zigaretten diese Frage bald nicht mehr stellen können. Denn Einweg-Vapes sollen verboten werden, am besten so schnell wie möglich und europaweit. Anfang März forderte die Länderkammer den Bund auf, sich für ein Verbot einzusetzen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke will das Anliegen unterstützen.

300 Millionen Euro Umsatz mit E-Zigaretten

Wer im vergangenen Sommer durch Berliner Parks schlenderte, lief mit Sicherheit an jungen Menschen vorbei, die kleine bunte Stifte in den Händen hielten und süßlich duftenden Rauch in die Luft pusteten. Das sind die jetzt in der Kritik stehenden Einweg-E-Zigaretten. Der bekannteste Hersteller ist das chinesische Unternehmen Elfbar. Monatlich werden mehr als fünf Millionen Einweg-E-Zigaretten in Deutschland verkauft.

Allein im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz mit E-Zigaretten nach Schätzungen des Verbands des eZigarettenhandels auf mehr als 300 Millionen Euro. Die Vapes werden mittlerweile in jedem Lottoladen, Späti und in größeren Supermärkten verkauft. Eine Einweg-E-Zigarette enthält bis zu 600 Züge und kostet zwischen sieben und zehn Euro. Sie ist damit wesentlich günstiger als herkömmliche Zigaretten. Kritik an den Vape-Geräten konzentriert sich aber nur auf ein Suchtpotenzial unter jungen Menschen.

E-Zigaretten stehen aus vielen Gründen in der Kritik

Nach dem großen Erfolg von Vapes im letzten Sommer äußerten Politiker und Klimaschützer ebenfalls Kritik an der enormen Ressourcenverschwendung durch Einweg-E-Zigaretten. Denn die benötigen wertvolle Ressourcen. Das Liquid, das sich im Inneren des Geräts befindet und weißen Dampf erzeugt, muss elektrisch erhitzt werden. Dafür befindet sich in jedem Elfbar ein Lithium-Ionen-Akku, wie bei E-Autos und E-Bikes. Das Problem: Die Nachfrage nach Lithium steigt weltweit, und der Abbau des Rohstoffs ist mit erheblicher Umweltverschmutzung verbunden.

In Südamerika wurden beispielsweise mehrere Trinkwasserquellen verunreinigt, weil Giftstoffe ins Grundwasser gelangten. Nach ihrer Benutzung sollten E-Zigaretten eigentlich nicht im Hausmüll entsorgt werden, denn dann ist ein Recycling des Akkus ausgeschlossen. Trotzdem laden viele Vapes fälschlicherweise im Müll, sodass die entzündlichen Lithium-Ionen-Akkus in der Vergangenheit bereits mehrere kleine Brände verursachten.

Unabhängig von klimapolitischen Aspekten ist das Suchtpotenzial bei E-Zigaretten nicht zu unterschätzen. In den Liquids der bunten Vapes ist teils viel Nikotin enthalten. Christina Schadt, Leiterin der Suchtprävention in Berlin, gibt gegenüber dem Magazin Stern an, dass sich immer mehr Eltern und pädagogische Fachkräfte an die Präventionsstelle wenden. Das Abhängigkeitspotenzial, das von E-Zigaretten ausgehe, mache Eltern Angst.

Aufgrund der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen fühlen sich auch Personen angesprochen, denen der Geschmack herkömmlicher Zigaretten nicht zusagt. „Junge Menschen, die noch nicht rauchen, werden mit den Produkten an das Dampfen herangeführt. Durch den süßen Geschmack und einen Dampf, der nicht im Hals kratzt, entsteht fälschlicherweise der Eindruck, etwas Harmloses zu konsumieren“, so Schadt.

Immer mehr Jugendliche rauchen

Ein Verbot von E-Zigaretten muss aber nicht zwangsläufig mit niedrigeren Rauchraten verbunden sein. Im vergangenen Jahr wurde eine Besteuerung von Liquids für E-Zigaretten eingeführt und vor der Schaffung eines „Liquidschwarzmarktes“ gewarnt. Ein Verbot der Vapes könnte den Schwarzmarkt jetzt zusätzlich vergrößern.

Fakt ist aber auch, dass der Anteil von Rauchern bei den 14- bis 17-Jährigen im letzten Jahr sprunghaft gestiegen ist. Im Zuge einer wissenschaftlichen Befragung zum Rauchverhalten bei Jugendlichen wurde festgestellt, dass etwa 15,9 Prozent der Heranwachsenden in Deutschland rauchen.

Ein Zusammenhang zwischen E-Zigaretten und herkömmlichen Zigaretten lässt sich aber nicht nachweisen. Sofern ein Verbot tatsächlich umgesetzt wird, müssten E-Zigaretten-Hersteller ihr Verkaufsangebot neu ausrichten. Elfbar äußerte sich auf Anfrage der Berliner Zeitung bisher nicht dazu.