Exklusiv-Umfrage: Mehrheit der Berliner lehnt autofreie Friedrichstraße ab

Wie eine Forsa-Umfrage für die Berliner Zeitung ergab, sind fast nur Anhänger der Grünen für eine dauerhafte Sperrung. Das umstrittene Verkehrsprojekt spaltet.

Gegen den Willen der Mehrheit: die Sperrung der Einkaufsstraße in Berlins Mitte.
Gegen den Willen der Mehrheit: die Sperrung der Einkaufsstraße in Berlins Mitte.Carsten Koall/dpa

Es ist eine der umstrittensten Verkehrsumbaumaßnahmen der Stadt. Die Friedrichstraße in Mitte soll auf einem 500 Meter langen Teilstück dauerhaft autofrei werden.

Doch die Berlinerinnen und Berliner sind mehrheitlich dagegen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Berliner Zeitung. Demnach fände eine Minderheit von 37 Prozent der Wahlberechtigten in der Stadt diese Lösung gut. 52 Prozent lehnen den Plan ab.

Autofreie Friedrichstraße vor allem bei Grünen beliebt

Große Unterstützung findet der Vorschlag ausschließlich bei den Anhängern der Grünen unter den Umfrageteilnehmern. 85 Prozent von ihnen fänden eine dauerhaft autofreie Friedrichstraße „gut“, fünf Prozent votierten für „nicht gut“. Auch bei den Anhängern der Linken gibt es eine Mehrheit für die Schließung der Friedrichstraße – sie ist mit 45 zu 43 Prozent jedoch denkbar knapp.

Lesen Sie hier den Kommentar zur aktuellen Umfrage.

Die Anhänger aller anderen Parteien fänden eine dauerhaft autofreie Friedrichstraße mehrheitlich nicht gut. Besonders bemerkenswert ist dabei die Ablehnung bei SPD-Anhängern (50 Prozent dagegen, 29 dafür), schließlich bildet ihre Partei eine Koalition mit Grünen und Linken. Überraschenderweise spricht sich dennoch der Kreisverband Mitte der SPD für einen Umbau zur Fußgängerzone aus. 

Am stärksten ist der Widerstand gegen eine dauerhaft autofreie Friedrichstraße bei den Anhängern von CDU (89 Prozent) und FDP (90 Prozent). Bei der AfD fänden 17 Prozent eine Schließung gut, 74 Prozent dagegen nicht.

Baustelle für viele Berliner ein Ärgernis

Die Berliner halten laut der Forsa-Umfrage den Verkehr, und Baustellen im Besonderen, für das zweitgrößte Problem der Stadt. Nur die Wohnungsnot nannten sie als noch größere Sorge.

88 Prozent der Berliner bewerten die Verkehrssituation in der Stadt als „weniger gut“ oder sogar „schlecht“. Die Friedrichstraßensperrung erscheint in diesem Kontext vor allem als Maßnahme im Sinne der Anhänger der Grünen-Verkehrssenatorin Bettina Jarasch.

Für die Forsa-Umfrage wurden vom 30. Januar bis 3. Februar 1005 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Wahlberechtigte ab 18 Jahre befragt. Die ermittelte Fehlertoleranz liegt bei +/- 3 Prozentpunkten.