Sein Prozess sei in der vergangenen Woche sogar in Europa in den Topnachrichten gewesen, sagt Alex Jones in einem Video von Sonnabend. Mit gespielter Entrüstung verweist er auf dadurch verdrängte Ereignisse in China oder der Ukraine. Aber damit hat er nicht recht. Diese Dinge wurden durchaus wichtiger genommen. Doch dass jemand, der mit Falschinformationen Geld verdient, zur Zahlung von fast 50 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt worden ist, hat den Rang einer bedeutenden Nachricht.
In den in Texas am Donnerstag und Freitag gefällten Urteilen geht es um das Schulmassaker an der Sandy Hook Elementary School in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut im Jahr 2012. Alex Jones hatte verbreitet, die Schießerei, bei der 20 Kinder und sechs Schulangestellte starben, sei von den Befürwortern strengerer Waffengesetze und den etablierten Medien erfunden worden. Schauspieler hätten die Eltern der Opfer dargestellt, erdreistete sich Jones noch zu sagen, als Präsident Obama anordnete, im ganzen Land die Staatsflaggen auf halbmast zu setzen.
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Seine Verurteilung ist wichtig für die Menschen, deren Kinder ein psychisch kranker Waffenfanatiker ermordete. Überregionale Bedeutung hat sie, weil hier über jemand zu Gericht gesessen wurde, dessen Erfolgsgarantie bislang die Unwahrheit war. Jones, 1974 in Dallas geboren, begann in den 90er-Jahren als Radio- und Fernsehmoderator zu arbeiten und fiel schnell durch extreme, meist ultrarechte Meinungen auf.
Infowars heißt seine Website: Informationskrieg
Seit 1999 betreibt er die Website infowars.com. Der Name ist Programm: Sie dient einem Informationskrieg mit Verschwörungserzählungen, Übertreibungen und Verdrehungen von Tatsachen. Auch über den Massenmord von Las Vegas 2017 oder den Charakter der Anschläge vom 11. September 2001 gab es dort krude Theorien. Und während kritische Journalisten Jones noch als Einflüsterer von Donald Trump charakterisierten, verhöhnte Jones auch den Ex-Präsidenten, als dieser sich für die Corona-Impfung aussprach.
Über das Portal werden Filme und Bücher verkauft, auch Nahrungsergänzungs- und angebliche Heilmittel. Mit Paypal kann man dort nicht zahlen. Youtube, Facebook und Spotify sperrten Infowars-Inhalte. Twitter löschte Jones’ Account. Der Grund war stets die Verbreitung von Hass und Intoleranz. Entscheidend für den Prozess nun waren geleakte Handymitteilungen von ihm über seine Gewinne. Hier wurde ein Urteil gegen das Geschäft mit der Lüge gesprochen, nicht über die Lüge selbst.