Wasserstoffbombentest : Südkorea will Nordkorea nach Atomtest „komplett“ isolieren
Berlin - Der US-Präsident ist der Meinung, dass das Handeln Nordkoreas sehr „feindlich und gefährlich für USA“ ist. (afp)
Macron wünscht sich klare Reaktion der EU
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach dem jüngsten nordkoreanischen Atomtest eine schnelle Reaktion der Mitglieder des UN-Sicherheitsrats gefordert. „Die internationale Gemeinschaft muss diese neue Provokation mit größter Standhaftigkeit behandeln“, teilte der Élyséepalast am Sonntag in Paris mit. Ziel sei es, Nordkorea dazu zu bringen, „ohne Bedingungen auf den Weg des Dialogs zurückzukehren und die vollständige, überprüfbare und irreversible Stilllegung seiner nuklearen und ballistischen Programme vorzunehmen“.
Macron verurteilte den Test und sprach von einer „neuen Verletzung des Völkerrechts und des Nichtverbreitungsregimes (...) durch Nordkorea“. Der französische Präsident wünsche sich auch eine vereinte und klare Reaktion der Europäischen Union, hieß es weiter. Nordkorea hatte nach eigenen Angaben am Sonntag eine Wasserstoffbombe gezündet.
Südkorea verurteilt Test
Südkorea hat den jüngsten Atomtest Nordkoreas aufs Schärfste verurteilt und noch härtere internationale Sanktionen gegen das Nachbarland gefordert. Seoul werde alle diplomatischen Maßnahmen ergreifen, um Nordkorea komplett zu isolieren, teilte die Regierung am Sonntag nach einer Dringlichkeitssitzung des nationalen Sicherheitsrats mit. Dazu werde Südkorea auch auf neue Sanktionen des UN-Sicherheitsrats hinwirken. Pjöngjang wurde eine „rücksichtslose Provokation“ vorgeworfen.
Zusammen mit dem Verbündeten USA will Seoul den Angaben zufolge auch über die Verlegung „der stärksten taktischen Waffen“ nach Südkorea diskutieren. Ob damit die erneute Stationierung von taktischen Atomwaffen gemeint war, blieb jedoch unklar.
Nordkorea zündete nach eigenen Angaben am Sonntag eine Wasserstoffbombe, mit der Interkontinentalraketen bestückt werden sollen. Der Test sei ein „perfekter Erfolg“ gewesen, hieß es in einer Erklärung des staatlichen Atomwaffeninstituts. Die Explosionskraft von Wasserstoffbomben ist um ein Vielfaches höher als bei herkömmlichen Atomwaffen.
Die Sprengkraft beim jüngsten Test könnte nach vorläufiger Schätzung bei etwa 50 Kilotonnen gelegen haben, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Regierungsbeamten in Seoul. Die Atombombe, die im Zweiten Weltkrieg von den USA über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen wurde, hatte eine Sprengkraft von 15 Kilotonnen TNT.
China kündigt Widerstand an
China hat den neuen Atomtest Nordkoreas kritisiert. Ein Sprecher des Außenministeriums äußerte am Sonntag in Peking „den entschiedenen Widerstand“ der chinesischen Regierung, die den Atomversuch „energisch verurteilt“. Nordkorea solle aufhören, „falsche Aktionen zu unternehmen, die die Situation verschlimmern“.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping erwähnte den Atomwaffentest allerdings mit keinem Wort, als er mit einer 50-minütigen Rede zur Lage in der Welt das Wirtschaftsforum des diesjährigen Brics-Gipfels in der südostchinesischen Hafenstadt Xiamen eröffnete. Zu der Gruppe gehören Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.
So äußerte sich nur das Außenministerium in Peking zu dem Atomtest. Dessen Sprecher forderte Pjöngjang auch auf, sich an die Resolutionen der Vereinten Nationen zu halten und dem Willen der internationalen Gemeinschaft zu stellen, die eine koreanische Halbinsel ohne Atomwaffen anstrebe. Nordkorea solle an den Verhandlungstisch zurückkehren, hieß es in einer Mitteilung.
Zu dem dreitägigen Brics-Gipfel wird auch Russlands Präsident Wladimir Putin erwartet. Beobachter hatten spekuliert, dass Nordkorea in den bilateralen Gesprächen zwischen Putin und Xi Jinping eine Rolle spielen dürfte, aber China als Gastgeber vermeiden wolle, dass die Krise das Treffen überschatte.
Russland warnt vor schwerwiegenden Folgen
Russland hat Nordkorea vor schwerwiegenden Folgen wegen seines jüngsten Atomversuchs gewarnt. Der Test sei eine weitere demonstrative Missachtung der Vorgaben des UN-Sicherheitsrates durch Pjöngjang, teilte das Außenministerium in Moskau am Sonntag mit. „Unter diesen Bedingungen ist es unerlässlich, Ruhe zu bewahren und jegliche Handlungen zu unterlassen, die zu einer weiteren Eskalation der Spannungen führen.“
Das Ministerium sprach von einer ernsthaften Gefahr für den Frieden in der gesamten Region. Vizeaußenminister Sergej Rjabkow rief alle Beteiligten zu Verhandlungen auf. Es gebe keine Alternativen dazu, sagte er der Agentur Interfax.
Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja hatte am Samstag vor neuen Sanktionen gegen Nordkorea gewarnt. „Die Ressourcen für Druck auf Pjöngjang durch Sanktionen sind erschöpft“, sagte der Diplomat in New York. „Darüber hinaus sehen wir, dass es im Kern nicht funktioniert.“ (dpa)