Weihnachtsfeier: Mit Hitler in die Festtage
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung macht gern von sich reden. Man könnte auch sagen: Wo Andreas Köhler hinlangt, da wächst kein Gras mehr. Das hat er wieder bei der Weihnachtsfeier seines Verbandes demonstriert. In einem Land, in dem unselige Nazi-Vergleiche längst Legion sind, nannte er Angela Merkel und Adolf Hitler in einem Atemzug. Ein bisschen Thrill muss offenbar sein.
Erst im Frühjahr ließ sich Köhler das Gehalt anheben – und zwar um 34,6 Prozent auf 350.000 Euro. Das ist mehr, als Merkel kriegt. Weil sein Pensionsanspruch 91 Prozent bemisst, lag dieser plötzlich bei 318 500 Euro. Der Kassen-Funktionär richtete lästigen Nachfragern aus, es gehe hier um interne Vorgänge, die die Öffentlichkeit nichts angingen. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sah das anders und bat um Prüfung.
Alles nur Ironie?
Der 52-jährige Köhler, der als äußerst hemdsärmelig gilt, hatte damit aber noch nicht genug. Laut einem nicht dementierten Bericht der Welt sagte er jetzt vor 300 angeblich raunenden Mitarbeitern und Weihnachtsfeier-Gästen: „Julius Cäsar, Karl der Große, Napoleon, Adolf Hitler, Angela Merkel – die Liste der Staatsleute, die versuchten, Europa zu einigen, ist sehr lang. Und stets scheiterten die Bemühungen an Folgendem: Niemand kann sich vorstellen, zusammen in ein und demselben Haus Europa zu wohnen.“ Es handelte sich demnach um einen Vergleich der Lage der KBV mit der Einigung Europas.
Köhler habe von der Vorliebe der Bewohner für kleine, selbstständige Nationen gesprochen und von der Vorliebe ihrer Politiker, diese zu einigen. Auch die KBV bemühe sich immer wieder, die eigenen Dezernate und Abteilungen zu einen. Ein KBV-Sprecher betonte, Merkel auf irgendeine Weise mit Hitler zu vergleichen, sei nie beabsichtigt gewesen. Er sprach von Ironie.
Nicht alle halten derlei Ironie indes für gelungen, auch nicht die Gesundheitsexperten von der Union und der SPD, Jens Spahn und Karl Lauterbach. „Eigentlich sollte jeder verstanden haben, dass Vergleiche dieser Art zurecht für Aufregung sorgen“, sagte Spahn der Frankfurter Rundschau, fuhr aber fort: „Ansonsten kenne ich Herrn Köhler als vernünftigen und besonnenen Menschen.“ Lauterbach deutete an, der KBV-Chef habe vielleicht einfach zu viel getrunken.