New York-Das Urteil gegen Harvey Weinstein hatten viele Frauen in den USA erleichtert aufgenommen: Ende Februar befand ein New Yorker Gericht den einst mächtigen Hollywood-Produzenten wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung an zwei Frauen für schuldig. Allerdings wollte sich nach dem Urteil keine Genugtuung einstellen.

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Zum einen waren die Geschworenen zu der Überzeugung gekommen, dass Weinstein in dem schwersten Anklagepunkt des „raubtierhaften sexuellen Angriffs“ nicht schuldig sei. Zum anderen war damit eigentlich auch schon vorweggenommen, dass es für den Mann keine Höchststrafe geben würde – das wären immerhin 29 Jahre Gefängnis gewesen.
Nicht das höchste, aber allemal ein drakonisches Strafmaß
Am Mittwoch gab Richter James Burke das Strafmaß bekannt: Weinstein wurde wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Haft verurteilt. Das ist nicht die höchste, aber eine allemal drakonische Strafe. Mit ihr findet ein Prozess vorläufig seinen Abschluss, der nicht nur im Gericht stattfand, sondern lange vorher begann und zu einer der wichtigsten sozialen Bewegungen der letzten Jahre führte: Das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Weinstein hatte im Herbst 2017 die weltweite MeToo-Bewegung ausgelöst. Sexuelle Übergriffe, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen wurden in einer globalen Protestform endlich zu einem unabweisbaren Thema.
Die Verteidigung Weinsteins will in Berufung gehen. Der Fall ist also noch nicht erledigt; zudem erwarten den Mann auch noch weitere Verfahren. Und worüber in New York nicht verhandelt wurde: das patriarchale System der Unterdrückung und Benachteiligung. Weinstein ist kein Einzelfall. Die MeToo-Bewegung wird einen langen Atem brauchen.