Wie sich ein spanischer Rentner gegen den Zwang zum Onlinebanking wehrt

Carlos San Juan de Laorden ist 78 Jahre alt und hat in Spanien den Kampf gegen das Onlinebanking und für mehr Filialen aufgenommen. Mit ersten Erfolgen.

Der spanische Rentner Carlos San Juan vor dem Wirtschaftsministerium in Madrid
Der spanische Rentner Carlos San Juan vor dem Wirtschaftsministerium in Madriddpa/Alberto Ortega

Der Kampf ist noch nicht vorbei, auch wenn er ihn in halb Europa berühmt gemacht hat, in seinem Heimatland Spanien zu einem Medienstar. „Carlos’ Rebellion“, so nannte es die Zeitung El País, die größte des Landes. In Spanien ist man schnell beim Vornamen, wenn man miteinander spricht, egal, wie alt der andere ist.

Carlos San Juan de Laorden ist 78 Jahre alt. Er hat sein Land mit einer Petition aufgerüttelt, in der er schrieb, er fühle sich als älterer Mensch aussortiert, ausgeschlossen. Weil er seine Bankgeschäfte fast nur noch im Internet erledigen kann. „Soy mayor, ni idiota“, nannte er die Petition. Ich bin alt, aber kein Idiot. Es ist eine Onlinepetition, sie hat in vier Wochen fast 650.000 digitale Unterschriften erhalten. Carlos San Juan de Laorden wehrt sich gegen die Digitalisierung mit ihren eigenen Mitteln.

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Er beschreibt die Lage in Spanien, sie klingt wie die in Deutschland: Die Banken unterhalten kaum noch Filialen, in denen man echten Menschen ein Anliegen schildern kann. Wenn es doch eine gibt, sind die Öffnungszeiten begrenzt, muss man Termine übers Telefon ergattern. Bei jedem Versuch wird man auf irgendeine App, eine weitere Hotline verwiesen, telefoniert mit Automaten statt mit Mitarbeitern. „Das ist weder fair noch menschlich“, stellt Carlos San Juan de Laorden fest. Und für ältere Menschen ohne Hilfe von Verwandten oder Freunden oft kaum zu bewältigen.

Filialen sollen länger öffnen

Er selbst schaffte das alles, er war Arzt in der Stadt Valencia, Urologe, doch nun ist er an Parkinson erkrankt. Im spanischen Fernsehen konnte man ihn sehen, wie er seine rechte Hand mit der linken stabilisiert, während er einen Bankautomaten bedient, wie seine Finger wackeln, wenn er sein Smartphone hält.

Carlos San Juan de Laorden hat unzählige Interviews gegeben. Er hat, professionell ausgestattet mit FFP2-Maske, Gehstock und einem T-Shirt mit dem Motto seiner Kampagne, die Wirtschaftsministerin und Bankzentralen in Madrid besucht. Mit einem Tross Journalisten. Einige Banken haben inzwischen angekündigt, die Öffnungszeiten ihrer Filialen zu verlängern, teilt der Rebell in einem Update zu seiner Petition mit. Das Ministerium, so heißt es, wolle Maßnahmen erarbeiten.

Die Onlinepetition läuft aber weiter, noch hat Carlos San Juan de Laorden sein Ziel dort nicht erreicht. Eine Million Unterschriften will er zusammenbekommen. Von Menschen in seinem Alter oder von Menschen, die hoffen, mal in sein Alter zu kommen.