Wisconsin dreht, Biden hat wieder Chance auf Sieg

Bei der US-Wahl wird es noch einmal ganz eng für Donald Trump. Es dürfte am Ende alles auf einen einzigen Bundesstaat hinauslaufen. 

Joe Biden, demokratischer Präsidentschaftskandidat und ehemaliger US-Vizepräsident.
Joe Biden, demokratischer Präsidentschaftskandidat und ehemaliger US-Vizepräsident.Foto: dpa

Bei den US-Präsidentschaftswahlen hat der demokratische Kandidat Joe Biden die Führung in Wisconsin übernommen. Der Vorsprung ist zwar nur hauchdünn. Aber der Trend könnte sich auch in Michigan und Pennsylvania zugunsten von Biden wenden, da bei den Briefwahlstimmen traditionell die Demokraten einen Vorteil haben. Außerdem hatte Trump seine Anhänger ausdrücklich vor der Briefwahl gewarnt, während Biden seine Wähler aufgefordert hatte, wegen der Pandemie möglichst zu Hause zu bleiben. Weil in Pennsylvania noch sehr viele Stimmen auszuzählen sind, könnte es noch Tage brauchen, ehe ein Ergebnis vorliegt. Auch Nevada, wo Biden aktuell in Führung liegt, wird erst am Donnerstag ein Ergebnis bekanntgeben. Das teilte die örtliche Behörde am Mittwochmorgen Ortszeit mit. 

In Minnesota hat sich Biden durchgesetzt, was nicht unerwartet kam. Für Biden ist dennoch jeder einzelne Bundesstaat von größter Bedeutung, wenn er das Rennen noch gewinnen will.  

Trump hat sich in der Zwischenzeit zum Wahlsieger erklärt, was allerdings realpolitisch wenig Bedeutung hat: Denn die Wahlmänner werden von den Bundesstaaten bestimmt. Allerdings will Trump mit seiner Stellungnahme Einfluss auf die öffentliche Debatte nehmen, um einen möglichen Biden-Sieg politisch zu delegitimieren. Immerhin liegt Trump aktuell im vermutlich entscheidenden Staat Pennsylvania vorn - und zwar nach 75 Prozent der ausgezählten Stimmen deutlich vor Biden. Trump würde demnach 55,1 Prozent erreichen (mehr dazu hier).

Biden hat die Amerikaner aufgerufen, sich in Geduld zu üben. Trump hat dagegen angekündigt, die Gerichte zu bemühen. In Pennsylvania haben die Republikaner bereits in der Nacht eine erste Anfechtung gegen die Auszählung eingereicht. Trump setzt darauf, dass die in vielen Medien ständig aktualisierten Auszählungen momentan ihn als Sieger sehen. Er wird versuchen, diese Wahrnehmung als Tatsache darzustellen. 

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Bisher ist die Wahl ruhig verlaufen. Lediglich in Washington kam es vor dem Weißen Haus zu Auseinandersetzungen zwischen de Black Lives Matter-Bewegung und der Polizei. 

"Wir haben diese Wahl gewonnen", sagte Trump im Weißen Haus. Er sprach von angeblichem "Betrug an der Nation" bei der Wahl. "Wir werden vor den Supreme Court ziehen. Wir wollen, dass alles Wählen endet", sagte er vor Anhängern. Zuvor hatte der Präsident bereits per Twitter den Demokraten vorgeworfen, ihm den Sieg "stehlen" zu wollen. Twitter versah diese Botschaft mit einem Warnhinweis zu "umstrittenen und möglicherweise irreführenden" Inhalten.

Bidens Team wies Trumps Ankündigung, vor das Oberste Gericht zu ziehen, als "skandalös" und "beispiellos" zurück. "Niemals zuvor in unserer Geschichte hat ein Präsident der Vereinigten Staaten versucht, den Amerikanern in einer nationalen Wahl ihre Stimme wegzunehmen", erklärte Wahlkampfchefin Jen O'Malley Dillon.