„Wo ist die Nationalgarde? Wo sind die Gummigeschosse?“

Der Sturm von Trump-Anhängern auf das Kapitol in Washington hat bei vielen US-Promis Entrüstung ausgelöst.

Schauspielerin Alyssa Milano: „Shame. On. You.“
Schauspielerin Alyssa Milano: „Shame. On. You.“imago images/Faye Sadoux

Mit Entsetzen und Empörung haben zahlreiche Hollywoodstars auf den Sturm von Trump-Anhängern auf das US-Kapitol in Washington reagiert. „Dies ist ein Staatsstreichversuch, um einen Reality-TV-Star an der Macht zu halten“, schrieb die Schauspielerin Alyssa Milano, 48, auf Twitter. Niemand solle sich jetzt wundern, denn schon seit Monaten würden sie und andere davor warnen, dass Donald Trump zur Gewalt anstifte.

Milano rief andere Prominente dazu auf, sich endlich zu engagieren und die Demokratie zu verteidigen: „Jeder Promi, der in den letzten vier Jahren nicht den Mund aufgemacht hat aus Angst, sein Publikum zu verlieren, sollte sich schämen. Alle Medien, die bei der Angstmache mithalfen, sollten sich schämen. Die ganze Partei der Republikaner, die dieses Monster erschaffen hat, sollte sich schämen. Shame. On. You.“

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Die Oscar-Preisträgerin Mira Sorvino, 53, schreib auf Twitter: „Trump ist nun völlig der wahnsinnige König und muss abgesetzt werden.“ Sängerin Pink, 41, kommentierte: „Dies ist ein trauriger Tag für Amerika.“ Als US-Bürgerin und Tochter von zwei Veteranen schäme sie sich für Verlogenheit und Heuchelei in Washington. Der Schauspieler Mark Hamill, 69, gab die Einschätzung kund: „Die einzige andere Person, der dieses Chaos und diese Anarchie so gut gefällt wie unserem abgewählten Präsidenten, ist Wladimir Putin.“

Der Filmemacher Michael Moore, 66, zeigte sich nach dem ungehinderten Eindringen Hunderter Trump-Unterstützer in das Parlamentsgebäude entsetzt: „Wo ist die Nationalgarde? Wo sind die Gummigeschosse? Warum wird diese Meute nicht verhaftet?“ Für den Schauspieler und erklärten Trump-Gegner Mark Ruffalo, 53, war indessen klar: „Stellt euch vor, das wären unsere Leute gewesen … Dann würden Bäche von Blut durch die Straßen fließen und keiner von uns wäre bewaffnet.“

„Angriff durch Terroristen“

Ruffalo äußerte unter dem Hashtag #coup (Staatsstreich) die Vermutung, die Protestierenden hätten freie Hand gehabt. Regisseur James Gunn, 54, sekundierte mit der Einschätzung, mit ein paar Worten hätte Trump seine Anhänger rasch stoppen können. Der Schauspieler Rainn Wilson, 54, sprach von einem „Angriff durch Terroristen“. Arnold Schwarzenegger meldete sich ebenfalls zu Wort: „Ich hoffe, dass alle unsere Politiker heute auf der Seite der Wähler stehen … Ich werde das überwachen.“

Schwarzenegger verlinkte in seinem Tweet auch gleich noch auf einen Gastkommentar, den er für die Zeitung The Economist geschrieben hatte. Darin rief er seine Parteikollegen auf, Trump zu stoppen und die Wahl von Joe Biden anzuerkennen. Es sei „dumm, verrückt und bösartig“, das Wahlergebnis infrage zu stellen. Zudem bezeichnete er das Verhalten Trumps als demokratiefeindlich und zog Parallelen zum Nationalsozialismus.

Der Schauspieler Chris Evans, 39, twitterte nach dem Parlamentssturm der Trumpisten: „Überlegt mal, was für ein Blutbad es gegeben hätte, wären [die Eindringlinge] nicht weiß gewesen.“ Kollegin Sarah Jessica Parker, 55: „Unglaublich, erbärmlich, schockierend. Aber keine Überraschung. So viele, die dafür verantwortlich sind. Ihr wisst, wer ihr seid! Ihr habt Ausreden für gewaltsame, grausame und polarisierende Rhetorik gehabt. Feiglinge.“

Selena Gomez, 28, attackierte in diesem Zusammenhang die sozialen Medien als Mitschuldige: „Was heute passiert ist, liegt daran, dass Menschen mit Hass im Herzen eure Plattformen benutzen dürfen.“ Dann holte die Sängerin gegen Trump aus: „Ich kann es nicht fassen, wie dieser narzisstische und gefährliche Präsident Leben aufs Spiel setzt, indem er einen gewalttätigen Coup gegen unseren Kongress angestiftet hat.“

Allerdings reagierten nicht nur Künstlerinnen und Künstler geschockt auf den Sturm des Parlaments in Washington. Auch US-Sportler empörten sich. Vor allem Basketballer zeigten sich entsetzt über die Vorgänge auf dem Kapitol – die NBA hat sich wie kaum eine andere Liga seit dem Frühjahr vehement für einen Wandel in der Gesellschaft eingesetzt und Rassismus verurteilt.

„Unser Land wird in der ganzen Welt ausgelacht“

Angeprangert wurde vor allem die Ungleichbehandlung. Im Unterschied zur Absicherung der Washingtoner Regierungsgebäude im Sommer wegen der Demonstrationen unter dem Motto „Black Lives Matter“ habe er jetzt weder die Armee noch die Nationalgarde gesehen, sagte der Trainer der Philadelphia 76ers, Doc Rivers, 59, vor dem Heimspiel gegen die Washington Wizards. „Das ist ein Beweis für ein privilegiertes Leben.“

Der Trainer der Philadelphia 76ers, Doc Rivers, kritisiert die Privilegien der Weißen.
Der Trainer der Philadelphia 76ers, Doc Rivers, kritisiert die Privilegien der Weißen.imago images/Keith Birmingham

Das zeige sich allein schon mit der folgenden Frage, so Rivers: „Können Sie sich heute vorstellen, was passiert wäre, wenn das alles Schwarze gewesen wären, die das Kapitol gestürmt hätten? Keine Polizeihunde, die gegen Menschen eingesetzt wurden, keine Schlagstöcke, die Menschen treffen. Leute, die friedlich aus dem Kapitol eskortiert werden. Also zeigt das, dass man eine Menge auch friedlich auflösen kann.“

Die Basketball-Profis der Boston Celtics um Nationalspieler Daniel Theis und vom Vizemeister Miami Heat knieten vor der Partie beim Abspielen der Nationalhymne. Zudem veröffentlichten die Spieler eine gemeinsame Stellungnahme: „Der drastische Unterschied zwischen der Art, wie Demonstranten im vergangenen Frühjahr und Sommer behandelt wurden, und der Ermunterung für die Demonstranten heute, die illegal gehandelt haben, zeigt, wie viel Arbeit wir noch zu erledigen haben.“

Der Trainer der Orlando Magic, Steve Clifford, 59, schämte sich einfach nur: „Unser Land wird in der ganzen Welt ausgelacht. Angefangen damit, wie wir mit der Pandemie umgegangen sind, bis zu dem jetzt (...), es ist ein trauriger Tag für jeden.“ Die Fußballerin Megan Rapinoe, 35, und die Turnerin Simone Biles, 23, teilten mehrere Tweets, die das Verhalten der Sicherheitskräfte im Vergleich zu deren Umgang mit den Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt kritisierten.