Abzocke entlarven, Tricks kennen: So sparen Sie beim Einkauf – ohne Verzicht

Wie kann man beim Einkaufen Geld sparen? Ein Experte erklärt, mit welchen Händler-Tricks wir zum Geldausgeben verleitet werden, welche Fehler wir selbst machen.

Beim Einkauf Geld zu sparen ist derzeit schwer, aber nicht unmöglich.
Beim Einkauf Geld zu sparen ist derzeit schwer, aber nicht unmöglich.dpa

Einkaufen macht momentan nicht so wirklich Spaß: Irgendwie ist – zumindest gefühlt – alles teurer geworden. Auch durch die heftig gestiegenen Energiepreise haben viele von uns spürbar weniger Geld zur Verfügung. An Strom und Gas spart man, wo es nur geht, und trotzdem hat man dadurch nicht mehr Geld zur Verfügung. An allen Fronten müssen wir derzeit rechnen, sparen, aufpassen.

Umso wichtiger ist es, dass man ein paar Tricks und Kniffe kennt, um wenigstens beim Einkauf gewappnet zu sein und klassische Fehler zu vermeiden. Und dabei geht es nicht (nur) darum, den Sonderangeboten hinterherzujagen, sondern auch die Versuche der Händler und Hersteller zu identifizieren, uns mit verführerischen Angeboten zu locken.

Das eigentliche Geheimnis ist jedoch, Sie ahnen es bestimmt: Man muss sein eigenes Einkaufsverhalten ein bisschen anpassen. Wie das gelingt, was konkret Sie (nicht) tun sollten und welche Abzocken wo lauern, verrät der Verbraucherexperte und Buchautor Ron Perduss*.

Tipp 1: Die drei Grundregeln des guten Einkaufs

Wenn Sie beim Einkauf Geld sparen wollen, sollten Sie für die Zukunft drei Regeln beherzigen. Erstens: Schreiben Sie sich immer einen Einkaufszettel und halten Sie sich daran. „Wer ohne Einkaufsliste einkauft, kauft meistens eher wahllos ein, was zur Folge hat, dass man auch Dinge kauft, die man entweder nicht braucht oder aber die im Hinblick auf das Kochen von Gerichten nicht optimal zusammenpassen. Wer einen Essensplan und einen darauf angepassten Einkaufszettel hat, wird weniger Essen wegwerfen“, so Ron Perduss.

Darüber hinaus neigt man dazu, Dinge zu vergessen, wenn man ohne Einkaufsliste in den Supermarkt geht. Die Folge: Man muss noch mal los, was stresst. Und es ergibt sich eine neue Gelegenheit für Impulskäufe: „Oh, die Taschentücher sind im Angebot, die nehme ich noch schnell mit!“ Und das läppert sich. Versuchen Sie also, nicht zu häufig und dann nur mit Liste einkaufen zu gehen.

Zweitens: Gehen Sie auf gar keinen Fall hungrig einkaufen. Wer mit knurrendem Magen in den Supermarkt geht, wird sehr wahrscheinlich viel mehr kaufen als nötig, und meistens sogar noch das Falsche wie Süßigkeiten, Knabbereien und Fertiggerichte. Ja, klar, die Chips sehen lecker aus und schmecken echt gut – aber wirklich notwendig sind sie nicht, wenn man ehrlich ist.

Drittens: „Hocken Sie sich zwischen den Regalen öfter mal hin“, rät Ron Perduss. „Denn die günstigen Eigenmarken stehen fast immer ganz unten, wohingegen die Markenprodukte auf Augenhöhe sind, sodass man sie eher sieht und instinktiv zugreift.“

Tipp 2: Lassen Sie sich nicht blenden

„Betrachten Sie Ihren Einkauf wie eine gute Beziehung: Äußerlichkeiten sind gut und schön, aber was tatsächlich zählt, sind die inneren Werte“, fasst Perduss seine Shopping-Philosophie zusammen. „Denn bloß, weil irgendwo Premium oder ein anderer Marketingbegriff drauf steht, heißt das nicht, dass die Qualität besser ist.“

Besonders edel klingende Umschreibungen würden uns dazu verleiten, mehr Geld für ein Produkt auszugeben, weil wir denken, dass es etwas Besonderes sei, so der Experte: „Die meisten Begriffe sind nicht einmal geschützt, sodass man sie verwenden kann, ohne dass der Mehrwert definiert wäre. Dazu gehören auch handgemacht, Deluxe, Luxus und Gourmet.“ Klingt alles erstklassig, fast schon nach einem Schnäppchen.

„Es kann sein, dass in solchen Produkten auch teurere oder seltenere Zutaten verarbeitet sind“, sagt der Fachmann. „Aber in welcher Menge und ob diese dann den höheren Preis rechtfertigt, kann man als Verbraucher nicht herausfinden.“

Gleiches gilt für Prüfzertifikate oder Siegel. „Das sieht alles immer sehr beeindruckend aus, aber wir wissen kaum, was dahinter steckt. Bestes Beispiel sind die Klimaneutral-Aufdrucke, die uns ein gutes Gewissen machen, weil wir davon ausgehen, dass wir mit dem Kauf etwas für die Umwelt tun“, erläutert Ron Perduss. „Die Wahrheit ist aber, dass der Hersteller gar nicht klimaneutral produzieren muss, sondern auch entsprechende Klima-Zertifikate gekauft haben kann.

Tipp 3: Erkennen Sie No-Name-Produkte vom Markenhersteller

Dass Markenhersteller auch Produkte ohne großen Namen herstellen, ist bekannt. Nur: Wie erkennt man die? Woher weiß man, ob sich hinter dem Billigprodukt ein namhafter Produzent verbirgt? Ron Perduss weiß es: „Bei Broten können Sie den Herstellungsort beziehungsweise die Adresse vergleichen. Das ist ein sicherer Hinweis, denn in der Regel stehen nicht zwei konkurrierende Fabriken nebeneinander. Und die No-Name-Produkte werden im gleichen Werk hergestellt wie die Markenprodukte.“

Für tierische Produkte, dazu gehört auch Milch, gilt: „Schauen Sie sich die Veterinär-Kontrollnummer auf der Verpackung an, das ist ein Oval mit einer kurzen Zahlenkombination und Buchstaben, beispielsweise DE für Deutschland“, erklärt der Fachmann. „Jede Fabrik hat eine eigene, feste Nummer. Und die steht auf allen Produkten, die dort hergestellt werden, also auf den teuren ebenso wie auf den billigen.“

Was auch möglich, aber etwas zeitintensiver ist: „Überprüfen Sie die Zutatenliste. Wenn die Zutaten identisch sind und auch in der gleichen Reihenfolge aufgeführt werden, können Sie sicher sein, dass beide Produkte vom gleichen Hersteller stammen“, sagt der Verbraucherexperte.

Möglicherweise ist die Rezeptur vom billigen Produkt etwas anders als die vom Markenartikel, und es kann auch sein, dass stellenweise etwas bessere Qualität verwendet wird, aber diesen Unterschied werden Sie kaum herausschmecken. Und die Frage ist auch, ob dieser Unterschied Ihnen einen satten Preissprung wert ist. Wenn Sie nämlich statt teurer Markenprodukte die Billig-Geschwister kaufen, können Sie bis zu 30 Prozent sparen.

Und nicht vergessen: „Für die Markenprodukte haben sich die Hersteller viele Gedanken gemacht, Marktanalysen durchgeführt, Designs ausgetestet, Werbung geschaltet. Das heißt, dass die Produkte besonders ansprechend aussehen und mit einem Image aufgeladen sind. Beides soll uns zum Kauf animieren, wohingegen ein No-Name-Produkt ja immer eher schlicht daherkommt. Da wurde offenbar kein Geld in eine konsumentenfreundliche Verpackung gesteckt. Geld also, das Sie sparen können“, resümiert Perduss.

Tipp 4: Wälzen Sie Prospekte

Vermutlich werfen Sie derzeit ohnehin häufiger einen Blick in Werbeprospekte als früher. Gut so! „Durch Sonderangebote kann man tatsächlich viel Geld sparen“, weiß Ron Perduss. Kaufen Sie von den rabattierten Produkten ruhig mehr als Sie aktuell benötigen. Reis, Nudeln und Konserven sind sehr lange haltbar, Gemüse und Obst kann man leicht einkochen, Fleisch oder Fisch einfrieren. So sparen Sie auf lange Sicht.

Falls Sie keine Prospekte nach Hause bekommen, hat der Verbraucher-Experte einen Tipp: „Es gibt Apps und Websites, die sämtliche aktuelle Prospekte digital zur Verfügung stellen. Oft kann man auch eigene Favoriten festlegen, beispielsweise den Lieblings-Supermarkt.“ Zudem kann man anklicken, für welche Produkte man sich besonders interessiert. Und: „Es ist sogar möglich, sich anzeigen zu lassen, wo das gewünschte Produkt gerade in der Nähe am billigsten ist“, weiß Ron Perduss.

Tipp 5: Nutzen Sie Rabatt-Coupons

Manche Händler werfen Coupon-Flyer in Briefkästen, mit denen man beim Einkauf sparen kann. „Es gibt aber auch die Möglichkeit, sich im Internet Coupons herauszusuchen und diese dann an der Kasse digital vorzuzeigen oder auszudrucken und einzureichen“, so der Spar-Fachmann.

Rabatte werden oftmals von den Herstellern selbst eingeräumt, und den entsprechenden Coupon können Sie dann bei jedem beliebigen Händler einlösen. „Checken Sie auch die Apps der Supermärkte nach entsprechenden Nachlässen“, rät Perduss. „Wer gut mit Coupons ausgestattet ist, kann in der Regel zwischen zehn und 20 Prozent sparen.“

Tipp 6: Verzichten Sie auf Kundenkarten und Sammelpunkte

Das Sammeln von Bonuspunkten auf Karten oder kleinen Klebchen in Bonusheften ist beliebt und scheint einen echten Mehrwert zu haben, weil man alle paar Wochen etwas günstiger bekommt oder gar ein ganzer Einkauf vom gesammelten Gegenwert bezahlt werden kann. Es stimmt schon: Da lässt sich echt Geld sparen.

Doch Verbraucherexperte Ron Perduss warnt: „Stellen Sie sich vor, Sie kämen in ein Shoppingcenter und jemand begrüßt Sie mit den Worten: ‚Sagen Sie mir, wie Sie heißen, wann Sie geboren sind, wo Sie wohnen, was Sie in den letzten vier Wochen wo eingekauft und wie Sie es bezahlt haben, dann noch Ihre Mailadresse und Telefonnummer bitte – dann erhalten Sie in jedem Geschäft hier ein Prozent Nachlass.‘ Klänge das verlockend für Sie? Oder eher nach Ausspionieren? Nun, nichts anderes sind Punkte-Sammelkarten.“

Wer glaube, das Sammeln von Einkaufs-Bonuspunkten würde keinen Schaden anrichten, irre sich, so der Buchautor: „Mit den Daten, die Sie zur Verfügung stellen, kann man Ihnen ganz gezielt Werbung anzeigen und Sie so zum Kauf von Produkten animieren, die Sie sonst nicht haben wollen würden.“ Der Gegenwert für die erhobenen Daten ist äußerst gering. Mit den Punkten sparen Sie vergleichsweise wenig, „zumindest nicht ausreichend, um derart viel von sich preiszugeben“, findet Ron Perduss.

Ähnlich skeptisch ist der Experte beim Sammeln von Treuepunkten. „Durch solche Aktionen wird man dazu gebracht, häufiger als sonst und auch mehr als gewohnt in genau diesem Geschäft einzukaufen, weil man ja die Klebepunkte zusammenkriegen und von den Prämien profitieren möchte“, so Perduss. So geben wir unbewusst mehr Geld aus als wir wollen.

Darüber hinaus seien die Prämien „oftmals nur für diese Aktion hergestellt und nicht in der Qualität, wie es der Marke eigentlich entspräche. So können Markentöpfe zum Beispiel dünner sein als jene, die man regulär im Handel bekommt“, gibt der Verbraucherexperte zu bedenken. Sowieso lassen wir uns davon blenden, dass die Prämien in hübschen Aufstellern stehen und uns suggerieren, sie wären billig.

Tipp 7: Glauben Sie nicht an fette Rabatte

Mega Sale, billig wie nie, knallhart reduziert! Mit Sicherheit kennen Sie diese Aufdrucke und Sprüche und freuen sich, wenn Sie so ein Schnäppchen ergattern. Gerade bei Möbeln sollten Sie sehr, sehr skeptisch sein, wenn man Ihnen große Rabatte ankündigt.

„Der durchgestrichene Preis ist vollkommen unrealistisch und vielfach nicht nachprüfbar. Er entspricht sicher nicht dem Warenwert“, sagt Ron Perduss. „Ihnen sollte in jedem Fall klar sein: Niemand hat etwas zu verschenken, auch nicht die größten Ketten.“

Vielmehr ist es so, dass der reduzierte Preis viel näher am tatsächlichen Wert des Produktes ist – und die Differenz zum durchgestrichenen „echten“ Preis eher die Gewinnmarge aufzeigt. Kaufen Sie ruhig, wenn Sie das Produkt tatsächlich brauchen, aber bitte nicht, nur weil es billig ist.

Oder anders ausgedrückt: Wenn Sie eine neue Waschmaschine brauchen, sollten Sie nach Angeboten Ausschau halten, um nicht den regulären, aber tendenziell überhöhten Preis zu zahlen, sondern in den Genuss eines ordentlichen Nachlasses zu kommen. Schauen Sie bei verschiedenen Anbietern, wie hoch die Preise sind, um ein Gefühl für den tatsächlichen Wert zu bekommen. Schlagen Sie bei vermeintlichen Schnäppchen nicht sofort zu.

Fazit: So sparen Sie beim Einkauf

Mit ein bisschen Konzentration und Vorbereitung lässt sich bei jedem Einkauf Geld sparen. Überlegen Sie genau, was Sie brauchen und lassen Sie sich nicht von teuren Verpackungen oder schönen Worten täuschen. Lebensmittel sollten Sie in größeren Mengen kaufen, wenn sie im Angebot sind. Diese können Sie dann einkochen oder einfrieren. Bei größeren Anschaffungen hingegen sollten Sie sich von – vermeintlichen – Rabatten nicht blenden lassen, sondern erst einmal die Preise vergleichen.

Rabattaktionen in Form von Coupons können helfen, Geld zu sparen, wohingegen das Sammeln von Treuepunkten von Verbraucherschützern eher kritisch gesehen wird. No-Name-Produkte sind deutlich billiger als Markenartikel. Mit ein bisschen Übung werden Sie schnell die einen von den anderen unterscheiden können. Besonders wichtig: Gehen Sie niemals hungrig einkaufen.

*Ron Perduss: „Abzocke. Wie Sie im Alltag getäuscht werden“, Südwest-Verlag, 192 Seiten, 18 Euro.