Alternativen zur Gasheizung: Energieberater sagt, was sich wirklich lohnt

Radiator, Heizlüfter, Pelletofen. Momentan suchen viele Menschen nach günstigen Heizalternativen. Sinnvoll, oder tappt man da in eine Kostenfalle? Ein Ratgeber.

Zwei Katzen genießen die Heizungswärme.
Zwei Katzen genießen die Heizungswärme.Imago/Panthermedia

Gas wird immer teurer. Und die Angst, dass der russische Präsident den Gashahn zudreht, ist allgegenwärtig. Werden wir im Winter frieren müssen? Kein Wunder also, dass die Deutschen sich nach Alternativen umsehen. Die Verbraucherzentralen führen immer mehr Beratungen zu Heizalternativen durch, Produzenten und Baumärkte berichten von reißenden Absätzen – und es wird gegoogelt wie wohl noch nie zuvor.

Das Verbraucherportal vergleich.org hat genauer hingeschaut und die am meisten nachgefragten Alternativen zur Gasheizung gelistet: ein Ranking der online am häufigsten gesuchten Alternativen zur Gasheizung. Am meisten suchten die Menschen im Juni nach Ölradiatoren, fast 366.000 Menschen interessierten sich dafür – das sind mehr als 326 Prozent mehr als im Vormonat.

Auf Platz zwei bis vier folgen die Elektroheizung (+125 Prozent), der Heizlüfter (+97 Prozent) sowie die Infrarotheizung (+90 Prozent). Auf Platz fünf steht der Pelletofen mit 472.800 Suchanfragen und einem Plus von mehr als 25 Prozent im Vergleich zum Mai.

Abgesehen vom Pelletofen, der mit Holpellets befeuert wird, werden die übrigen Alternativen allesamt mit Strom betrieben. „Diese Wärmeerzeuge machen aus einer Kilowattstunde Strom ungefähr eine Kilowattstunde Wärme“, erklärt Energieberater Harald Lacher von der Verbraucherzentrale Brandenburg. „Das bedeutet, dass Sie die Wärme eins zu eins gemäß Ihrem Stromtarif bezahlen.“

Im Schnitt koste eine Kilowattstunde Strom derzeit 40 Cent, so der Verbraucherschützer, Gas hingegen nur 16 Cent, ist also mehr als die Hälfte günstiger. Fachleute gehen davon aus, dass die Preise sowohl für Strom, als auch für Gas weiter steigen. „Das heizen mit Strom ist nur dann sinnvoll, wenn die Gasheizung komplett ausfällt“, so Harald Lacher. „Allerdings zählen Privathaushalte zu den geschützten Kunden. Diese werden – im Gegensatz zur Industrie – bis zum Schluss Gas bekommen.“

Radiator, Heizlüfter: Wie funktionieren die Stromgeräte?

Bei den ersten vier Plätzen im Online-Such-Ranking reicht es, wenn man die Geräte in eine 230-Volt-Steckdose steckt und sie anschaltet. Dann wird es in der Regel zügig warm im Zimmer. „Der Ölradiator ist, wie der Name schon sagt, mit Öl gefüllt. Darin befindet sich ein Heizstab, der über den Strom erhitzt wird und eben auch das Öl heiß werden lässt“, erklärt der Energie-Experte. Ein Radiator sieht meistens aus wie ein Rippenheizkörper auf Rollfüßen.

Alternativen zur Gasheizung
Alternativen zur Gasheizungvergleich.org

Die Infrarot- und die Elektroheizung hingegen ist ein eher flaches Rechteck, das man entweder mit Standfüßen kaufen kann oder aber an die Wand dübelt. „Bei beiden wird ein integrierter Draht durch den Stromfluss heiß und gibt die Wärme in den Raum ab“, so Harald Lacher weiter.

Die genannten Geräte erwärmen auch Gegenstände – anders als der Heizlüfter, der die Luft erwärmt. „Deshalb ist er auch etwas weniger effizient als die drei anderen Geräte. Wir brauchen aber keine warme Luft, sondern warme Oberflächen, wenn wir es angenehm haben wollen“, sagt der Verbraucherschützer. „Außerdem macht der Lüfter Lärm.“

Für die Dauerbeheizung von Räumen sei jedoch kein Stromheizer geeignet. Viel zu teuer! „Man kann sie in Niedrigenergiehäuser kurzzeitig einsetzen, oder wenn man vielleicht morgens in kalte Bad kommt, um ein wenig Wärme für den Anfang zu haben, aber ansonsten würde ich strombetrieben Heizgeräte nicht für den Dauergebrauch empfehlen“, sagt Harald Lacher.

Besonders Infrarotgeräte eignen sich gut für kurzzeitige, eher punktuelle Wärme – Eltern von (Winter-)Babys wissen das, weil man normalerweise einen schmalen Infrarotheizer über dem Wickeltisch angebracht hat, damit der Säugling beim Umziehen nicht friert.

Ist der Pelletofen eine Alternative zur Gasheizung?

Der einzige Holzheizer im Ranking überzeugt den Energieberater auch nur bedingt: „Pellets sind gerade extrem teuer“, weiß Harald Lacher. „Sie sind aktuell fast so teuer wie Heizöl. Geld kann man damit gerade nicht sparen.“

Vor einem Jahr kostete eine Tonne Holzpellets um die 200 Euro, jetzt im August 2022 sind es 760 Euro. „Diese Preise gelten allerdings für den Großhandel. Als Privatperson kann man derartige Mengen nicht abnehmen, weil man nicht ausreichend Lagermöglichkeiten hat.“ Bei einer Mindestabnahmemenge von 825 Kilogramm liegt der Preis für eine Tonne derzeit bei über 800 Euro für Endverbraucher.

„Das können Sie im Keller lagern, müssen dann aber die Säcke runterschleppen“, warnt Harald Lacher. „Und es ist davon auszugehen, dass auch hier die Preise weiter steigen, ebenso wie generell beim Holz.“ Pellets sind kleine Stäbchen, die aus sogenannte Sägenebenprodukten hergestellt werden.

Was ist eine gute Alternative zur Gasheizung?

Die im Ranking aufgeführten Geräte würde der Energieberater nicht kaufen. Abgesehen vom Anschaffungspreis sind sie nicht sehr effizient: „Man kann sie kurz einsetzen, für eine oder zwei Stunden, sollte sich aber bewusst sein, dass das ziemlich teuer ist“, so Harald Lacher.

Wer einen Kaminofen oder Kachelofen hat, sollte den nutzen, sofern er sich mit der Handhabung auskennt, ausreichend trockenes Holz hat und der Schornsteinfeger die Nutzung freigegeben hat. Zwar steigen auch die Holzpreise; im vergleich jedoch ist Holz immer noch günstiger als Gas, wenngleich deutlich mehr Schadstoffe beim Verbrennen anfallen.

Tipps für gutes Heizen

Um Energie zu sparen, sollten Sie ein paar Kleinigkeiten beherzigen, wie der Energieberater verrät: „Achten Sie darauf, dass die Heizkörper nicht verstellt sind, sondern frei strahlen können. So kann sich die Wärme optimal im Raum verteilen. Wenn Sie lüften, schalten Sie die Heizung aus, ebenso, wenn Sie das Haus verlassen.“ Vermeiden Sie es, die Fenster auf Kipp zu stellen. So geht viel Wärmeenergie verloren, ohne dass wirklich gut gelüftet wird. Besser ist es, einmal alle Fenster komplett zu öffnen.

Besonders in der kalten Jahreszeit sollten Sie ein Hygrometer aufstellen, das die Luftfeuchtigkeit misst. „Halten Sie unbedingt die Zimmertüren geschlossen. Sonst kann sich an Wänden und in den Ecken schnell Schimmel bilden“, warnt Harald Lacher. „Wenn Sie nämlich die Türen offen lassen und ein unbeheiztes Zimmer sozusagen passiv mitbeheizen wollen, indem die warme Luft aus dem geheizten Zimmer herüber strömt, wird das sehr wahrscheinlich zur Schimmelbildung führen.“

Denn: „Die warme Luft kühlt in dem kalten Raum ab, es bildet sich Feuchtigkeit, die sich an den kältesten und am schlechtesten belüfteten Stellen absetzt. Und dann entsteht Schimmel“, so der Verbraucherschützer. Klassischerweise ist das hinter Schränken, die an einer Außenwand stehen oder auch in Zimmerecken, die durch einen Vorhang verdeckt sind.

Darum: Lüften Sie regelmäßig, mindestens zweimal am Tag. Das beugt nicht nur Schimmelbildung vor, sondern sorgt auch für ein gutes Raumklima. Abgestandene, verbrauchte Luft kann sich nicht so gut erwärmen wie frische! Und wischen Sie Ihre Heizkörper ab, entlüften Sie sie. Luft im Heizkörper verringert den Wirkungsgrad der Heizung ebenso wie eine Staubschicht auf dem Heizkörper. Es mag banal klingen, aber so sparen Sie tatsächlich Geld.