Museum mal anders: Diese Geheimtipps sollte jeder Berliner kennen

Wohin in Berlin? Egal ob es regnerisch ist oder die Sonne knallt: Ein Besuch im Museum geht immer. Probieren Sie was Neues. Wir haben sechs coole Vorschläge.

Aus Platzgründen nicht in diesem Artikel, aber unbedingt besuchenswert: das Museum für Kommunikation an der Leipziger Straße in Mitte.
Aus Platzgründen nicht in diesem Artikel, aber unbedingt besuchenswert: das Museum für Kommunikation an der Leipziger Straße in Mitte.dpa/Christoph Soeder

Eine der schönsten Seiten an Berlin ist seine reiche Museumslandschaft. Über die ganze Stadt verteilt gibt es so viele tolle Museen, dass man theoretisch (fast) das ganze Jahr über in eines gehen könnte. Egal, ob man sich für Geschichte, Kunst, Tiere oder Technik interessiert, ob man mit Kindern geht oder lieber selbst in seine eigene Kindheit ‚reisen‘ möchte. Museumsmäßig bietet Berlin buchstäblich für jeden etwas.

Das Gute ist ja auch: Man kann bei jedem Wetter ins Museum. Diese sind meistens sowohl im Sommer als auch im Winter konstant klimatisiert – vor allem um die Exponate zu schützen, weil diese meist gleichbleibende klimatische Bedingungen brauchen. Wir stellen Ihnen sechs feine Museen und Ausstellungen vor, die Sie bestimmt noch nicht kannten.

1. Tempelhof: Führungen durch den Flughafen

Innenstadt-Airport, Nazi-Selbstinszenierungsbau, Luftbrücke, Tempelhofer Feld – der ehemalige Flughafen Tempelhof vereint viel gelebte Berliner Geschichte. Was wurde nach der Schließung am 30. Oktober 2008 um die Bebauung gerungen! Und wie schön ist es heute, dort Platz für so viele Hobbys zu haben, zum Gärtnern, Picknicken und Sporttreiben.

Wer dem Mythos von THF nachspüren möchte, kann sich zu einer der jeweils zweistündigen Führungen (eine davon auf Englisch) anmelden. Schauen Sie sich die frühere Abfertigungshalle in Ruhe an, die Transitgänge oder auch die sonst verborgenen Kelleranlagen, Tunnel und Luftschutzräume. Es sind spannende Rundgänge, die das 1,2 Kilometer lange Gebäude (200.000 Quadratmeter Nutzfläche!) erlebbar machen, wo man viel über die Architektur und politisch motivierte Entscheidungen lernt.

Die Führung ‚Mythos Tempelhof‘ findet montags bis sonntags um 15.00 Uhr statt (Dienstag ist Ruhetag) sowie freitags bis sonntags zusätzlich um 12.00 Uhr. Der Rundgang ‚Verborgene Orte‘ wird mit Ausnahme vom Dienstag täglich um 11.00 Uhr angeboten. Die englischen Touren finden täglich um 13.30 Uhr statt, dienstags finden keine Führungen statt.

Erwachsene zahlen 16,50 Euro Eintritt, ermäßigt elf Euro, Kinder zwischen sechs und 14 Jahren zahlen acht Euro, und die Familienkarte kostet ab 42 Euro. Zu erreichen ist der Flughafen mit der U6 (Platz der Luftbrücke) oder auch vom S-Bahnhof Tempelhof aus.

2. Schöneweide: DDR-Hightech im Industriesalon

Zu DDR-Zeiten wurden im damaligen Werk für Fernsehelektronik (WF) unter anderem Fernsehbild- und Senderöhren gefertigt, ebenso Leuchtdioden. Etwa 9000 Menschen arbeiteten hier; es war das größte Werk Ost-Berlins. Damals war es das High-Zentrum der ostdeutschen Hauptstadt. Vieles ist erhalten und wird heute im Museum des Industriesalons ausgestellt.

Zu sehen sind die Arbeitsplätze samt Werkzeug und Maschinen, aber auch die Produkte – „Meilensteine der technologischen Entwicklung“, wie es auf der Homepage des Museums heißt. Dazu gehören der Prototyp einer DDR-Mikrowelle, Funkgeräte, Kameras, Störsender gegen westliche Radiostationen und ziemlich ausgefallene Musikinstrumente. Außerdem Messtische, Schmelzmaschinen, Glasbläsertische. Ein beeindruckendes Sammelsurium der Industriegeschichte Ost-Berlins.

Im Industriesalon werden auch neun verschiedene Führungen und kulturelle Events angeboten. Sie finden ihn in der Reinbeckstraße 10 in 12459 Schöneweide, Straßenbahnhaltestelle Firlstraße (Tram 27, 60, 61, 67). Öffnungszeiten: Mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos.

3. Mitte: Ekliges Essen aus aller Welt

Bullenpenis, gegrillten Hund, Kuhblut, Madenkäse – erstaunlich, was in anderen Erdteilen als Nahrung angesehen wird. Fans vom Dschungelcamp schockt das natürlich nicht. Aber auch die dürften beim angebotenen Tasting und Geruchsproben im Ekelmuseum eher zögern. Sowieso: Aus nächster Nähe sieht man ‚Delikatessen‘ wie Kotzfrucht, Tieraugen oder Insektenriegel jedoch fast nie. Insgesamt 90 Exponate bietet das Ekelmuseum.

„Was auf den ersten Blick wie ein kulinarisches Horrorkabinett wirkt, entpuppt sich bald einmal als Lehrstunde zur Erkenntnis, wie unterschiedliche die Geschmäcker je nach individuellen und kulturellen Vorlieben ausfallen“ bilanziert berlin.de und ergänzt: „Vielmehr zeigt die Dauerausstellung auf, wie das menschliche Ekelgefühl funktioniert und wie darauf Einfluss genommen werden kann.“ Die Internet-Rezensionen sind voll des Lobes: 4,6 von 6 möglichen Google-Sternen bei mehr als 80 Bewertungen.

Das Disgusting Food Museum befindet sich in der Schützenstraße 70 in 10117 Mitte, erreichbar von den U-Bahnstationen Stadtmitte (U2, U6) oder Kochstraße/Checkpoint Charlie (U6). Geöffnet ist das Museum freitags bis dienstags von 11 bis 19 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 12 Euro, ermäßigt 7 Euro. Kinder unter 5 Jahren kommen kostenlos rein. Für eine Familienkarte zahlt man 30 Euro.

4. Moabit: Oldtimer-Schau im Straßenbahndepot

Früher rangierten hier die Straßenbahnen, wurden gewartet und repariert. Heute parken hier flotte Oldtimer. Ein Ausflug in die sogenannte Classic Remise nach Moabit ist also doppelt lohnend, aus architektonischer und aus historischer Sicht. Für Auto-Begeisterte sowieso, aber man kann die Autos auch toll finden, ohne PS-Fan zu sein.

Das Straßenbahndepot Moabit wurde 1901 eröffnet und war seinerzeit das größte in Europa. Es bot Platz für 320 Wagen auf 24 Gleisen, mehr als 1000 Menschen arbeiteten hier und sorgten für die Pflege der Elektrozüge. In den Jahrzehnten zuvor wurden die Trambahnen von Pferden gezogen, waren daher auch deutlich kürzer – und entsprechend waren die Depots zu klein für die modernen Straßenbahnen. Also baute man ziemlich imposante Hallen. Die in Moabit ist eine von sechs damals erbauten Depots.

1964 legte West-Berlin sein Straßenbahnnetz still, setzte auf U- und S-Bahnen, das Moabiter Depot wurde danach von unterschiedlichen Firmen genutzt, stand lange leer, bis es schließlich saniert und vollkommen neu benutzt wurde. In den Nuller Jahren hieß die Location Meilenwerk und präsentierte auch schon Oldtimer.

Seit 2010 firmiert das Unternehmen als Classic Remise. Werkstätten haben hier ihr Zuhause, Privatmenschen stellen ihre vier- und zweirädrigen Schätze unter. Vom Rennwagen über den Jeep bis hin zum Cabrio, Porsche, Ferrari, Ente und Mini Cooper. Teilweise sind die Liebhaberstücke hinter Glas geparkt, die meisten jedoch kann man auch nächster Nähe betrachten.

Sie finden die Classic Remise in der Wiebestrasse 36-37 in 10553 Moabit (ca. 10 Minuten vom S-Bahnhof Beusselstraße, Ringbahn). Der Eintritt ist kostenlos. Öffnungszeiten: Montags bis samstags 8 bis 20 Uhr, sonn- und feiertags 10 bis 20 Uhr.

5. Tempelhof: Gedenkort SA-Kaserne

„Der Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße ist der einzige historische Ort des frühen NS-Terrors in Berlin, in welchem sich noch Spuren aus dem Jahr 1933 finden lassen“, steht auf der Website des Gedenkortes. Und weiter: „In dem ursprünglich für die Preußischen Eisenbahn­regimenter erbauten Kasernen­gebäude befand sich von März bis Dezember 1933 ein frühes Konzentration­slager unter Führung der SA.“

Hier wurde verhört und gefoltert, nicht nur Juden, auch politisch Andersdenkende, Regimegegner, Homosexuelle und andere, die den Nazis im Weg waren. Die im Keller befindlichen Haftzellen sind bis heute weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten und können besichtigt werden: schwere Holztüren, weiß getünchtes Mauerwerk. In jedem Raum gibt es Erklärtafeln und Fotos, anhand derer man sich die hier stattgefunden Ereignisse erschließen kann.

In einer Zelle werden die Namen derer an die Wand projiziert, die hier inhaftiert waren. „Bislang sind knapp 500 Personen, die 1933 in der Papestraße in Haft waren, namentlich bekannt. Die Gesamtzahl der Häftlinge war mit Sicherheit deutlich größer“, heißt es dazu auf der Website.

Der Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße befindet sich am Werner-Voß-Damm 54a in 12101 Tempelhof. Zu erreichen mit der S-Bahn, Haltestelle Südkreuz (Ausgang General-Pape-Straße / Werner-Voß-Damm).

Geöffnet ist dienstags bis donnerstags sowie am Wochenende jeweils von 13 bis 18 Uhr, montags und freitags ist geschlossen. Der Eintritt ist kostenlos. Öffentliche Führungen finden immer sonntags um 13 Uhr statt (kostenfrei, Anmeldung nicht erforderlich).

6. Oberschöneweide: Computermuseum

Erinnern Sie sich noch an den Commodore C64? Nicht schlimm, falls nicht. Das war ein Computer, der in den 1980ern in Westdeutschland populär war und hauptsächlich zum Spielen genutzt wurde. Bis heute gilt er als meistverkaufter Heimcomputer der Welt. Mit rund 1500 D-Mark galt er als erschwinglich. Die Produktion wurde 1994 eingestellt – und seither ist der C64 Museumsware. Angucken können Sie den ‚Brotkasten‘ genannten PC im Computermuseum der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW).

Auch das DDR-Gegenstück ist im Computermuseum ausgestellt, nämlich die komplette KC-Reihe, die in den 1980ern vom VEB Mikroelektronik Wilhelm Pieck in Mühlhausen (Thüringen) produziert wurde. Nicht alle, aber viele Rechner kann man anfassen, darauf spielen, sie austesten. So ist es beispielsweise auch möglich, eine Runde Pacman zu spielen. Das macht Kindern ebenso viel Spaß wie Erwachsenen.

Die Ausstellung befindet sich im Gebäude C, Campus Wilhelminenhof der HTW Berlin, 6.Etage, Wilhelminenhofstraße 75a, 12459 Köpenick. Von der Straßenbahnhaltestelle Parkstraße (Tram 27, 60, 61, 67) läuft man eine gute Viertel Stunde.

Pandemiebedingt und aufgrund von aktuellen Personalengpässen werden derzeit nur Gruppenführungen angeboten (Anfragen an Frank Burghardt: Frank.Burghardt@HTW-Berlin.de). Erst ab Herbst soll es wieder reguläre Öffnungszeiten geben. Der Eintritt ist kostenlos.

P.S. Falls Ihnen die Reise nach Oberschöneweide zu weit ist, können Sie alternativ auch das Computerspielemuseum in Friedrichshain (Karl-Marx-Allee 93a; geöffnet täglich von 10 bis 20 Uhr) besuchen. Der Eintritt kostet 9 Euro, ermäßigt 6 Euro, die Familienkarte kostet 19 Euro.